Smartphones mit Triple-Kamera: Huawei, Samsung & LG im Check

Immer mehr Menschen lassen ihre digitale Kompaktkamera links liegen und greifen stattdessen zum Smartphone. Viel handlicher sind sie ohnehin und mittlerweile können sie fast auch genauso viel. Möglich machen dies ausgefeilte Konstruktionen mit mehreren Aufnahmeeinheiten in einem Paket. Zum neuen Standard entwickelt sich dabei die Triple-Kamera. Huawei begründete diesen Trend und gibt Smartphone-Fotografen mit dem Mate 20 Pro nun bereits das zweite Modell mit einer derartigen Ausstattung an die Hand. Anders als noch bei der Premiere des P20 Pro ist das neue Huawei-Modell aber nicht mehr alternativlos. Denn das Samsung Galaxy A7 (2018) und das LG V40 ThinQ bieten ebenfalls ein Kamera-Trio auf der Rückseite. Mit dem Nova 4 führt Huawei sogar eine Triple-Kamera in der Mittelklasse an. Weitere Hersteller haben ebenfalls Modelle mit einem Optik-Trio in Arbeit. Was Dir dies bietet und welches Modell sich am besten für Dich eignet, erklären wir hier.

Das kann eine Triple-Kamera

Die Triple-Kamera setzt ganz simpel die Idee der Dual-Kamera fort. Wenn Hersteller mehrere Aufnahmeeinheiten in der Smartphone-Rückseite verbauen, können sie mehr Foto-Funktionen bieten, ohne das Gehäuse dafür dicker zu machen. Denn statt eines sehr großen und leistungsfähigen Bildsensors und eines riesigen Zoomobjektivs kombinieren sie einfach mehrere kleinere Komponenten. Im Zusammenspiel ergänzen sie sich dementsprechend und ermöglichen mit der Hilfe von starker Kamera-Software Ergebnisse, wie Du sie von klassischen Kameras kennst.

Das betrifft im Wesentlichen den Zoom. Viele Smartphones mit Dual-Kamera bieten eine normale und eine Tele-Brennweite mit zweifacher Vergrößerung. Die Modelle mit Triple-Kamera ergänzen diese Ausstattung im Vergleich dazu um eine Ultraweitwinkel-Brennweite oder eine noch längere Tele-Brennweite.

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Außerdem fällt es Smartphones mit mehreren Kameras leichter, Fotos mit Bokeh, also mit einer künstlerischen Hintergrundunschärfe zu versehen. Das war schon bei Dual-Kameras so und bleibt auch bei Geräten mit Triple-Kamera ein Einsatzgebiet.

Triple-Kameras im Vergleich

Huawei Mate 20 Pro

Das Huawei Mate 20 Pro knüpft in der Foto-Abteilung an wenige Monate zuvor vorgestellte Modell P20 Pro an. Als erstes Smartphone überhaupt mit einer Triple-Kamera hatte dieses für Furore gesorgt. Im Vergleich zum Premieren-Modell bietet das Mate 20 Pro dagegen nun eine 20-MP-Ultraweitwinkel-Kamera, die 16 Millimetern Brennweite im Kleinbild-Standard entspricht. Dieser Sensor löst 20 Megapixel auf, das Objektiv öffnet mit Blende f/2.2.

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Die weitere Ausstattung ist identisch. Als Highlight bieten beide Modelle eine 8-MP-Kamera mit optischem Dreifach-Zoom mit 80 Millimetern Brennweite. Zusammen mit einer zusätzlichen digitalen Vergrößerung kommen sie sogar auf 135 Millimeter. Allerdings sind dabei wegen des sogenannten Hybrid-Zooms Qualitätseinbußen hinzunehmen, wenn auch nicht so große wie bei anderen Smartphone-Modellen. Mit Blende f/2.4 ist diese Linse außerdem auch beim neuen Modell lichtschwächer als die beiden anderen Aufnahmeeinheiten. Das Trio komplettiert eine 40-Megapixel-Hauptkamera mit der üblichen Brennweite von 27 Millimetern und der sehr lichtstarken Blende f/1.8.

Ein Brennweiten-Bereich von 16 bis 80 Millimeter (mit Abstrichen bis 135 Millimeter) ist die große und bisher unangefochtene Stärke des Mate 20 Pro. Dafür opfert Huawei allerdings den Monochrom-Sensor, der für die Ultraweitwinkel-Kamera weichen muss. Beim P20 Pro unterstützt er je nach Wahl die Standard- oder Tele-Kamera mit zusätzlichen Detail- und Schärfe-Informationen.

LG V40 ThinQ

Weniger Zoom, aber lichtstärker – so präsentiert sich das LG V40 ThinQ im Vergleich zum Huawei Mate 20 Pro. Dabei ist das LG-Modell in puncto Brennweite sehr ähnlich ausgestattet, weicht in anderen Kriterien aber stark ab. Das Objektiv der Standard-Kamera bietet zwar ebenfalls 27 Millimeter, ist mit f/1.5 aber nochmal deutlich lichtstärker. So viel Licht lassen bisher nur das Galaxy S9 und Galaxy S9+ durch. Mit 12 Megapixel löst der Sensor zwar geringer auf, bietet aber größere Bildpunkte, was das Rauschen niedrig halten dürfte.

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Das Ultraweitwinkel-Objektiv mit 16 Millimetern Brennweite öffnet bei Blende f/1.9 und leitet das Licht an einen 16-MP-Sensor weiter. Ein Zweifach-Zoom (52 Millimeter Brennweite, f/2.4) mit 12-MP-Sensor rundet die Ausstattung ab. Allerdings fiel uns im handy.de-Test auf, dass die Tele-Optik in vielen Modi nicht einsetzbar ist. Stattdessen schaltet das LG V40 ThinQ dann automatisch auf das Standard-Weitwinkel um.

Samsung Galaxy A7 (2018)

Im Gegensatz zum Huawei Mate 20 Pro und LG V40 verfügt das Samsung Galaxy A7 (2018) über keine Tele-Brennweite. Stattdessen besteht das Setup aus einer 24-MP-Einheit mit lichtstarkem (f/1.7) Standard-Weitwinkel sowie einer lichtschwächeren (f/2.4) Ultraweitwinkel-Kamera mit 8 MP. Dessen Bildwinkel deckt 120 Grad ab, weswegen Du sehr viel aufs Bild bekommst. Auf die dritte Kamera im Bunde kannst Du nicht direkt zugreifen. Der 5-MP-Sensor dient ausschließlich dazu, Abstandsinformationen für die Berechnung der Bokeh-Maske zu sammeln.

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Vor diesem Hintergrund hat das Konzept der Triple-Kamera einen faden Beigeschmack. Denn erfahrungsgemäß genügen zwei Kameras, um genügend Daten für die Bokeh-Simulation bereitzustellen. Dass Samsung in diesem Modell dafür extra eine dritte Aufnahmeeinheit reserviert, mutet eher nach Marketing-Gag als nach technischer Notwendigkeit an. Es ist schwer vorstellbar, dass die Qualität der Bokeh-Berechnung dadurch nochmal deutlich zulegt. Stattdessen eine Tele-Brennweite einzubauen ist im Mittelklasse-Bereich derzeit aber wohl einfach noch zu viel verlangt. Zu einem Preis von 350 Euro zählt das Galaxy A7 (2018) eher zu den günstigen Geräten mit Triple-Kamera.

Huawei Nova 4

In die gleiche Kerbe wie das Galaxy-Gerät schlägt das Huawei Nova 4. Das Mittelklasse-Modell verfügt zwar nominell über eine Triple-Kamera auf der Rückseite. Aber nur auf zwei davon können Nutzer wirklich zugreifen. Die dritte Optik mit 2-MP-Sensor ist lediglich dafür zuständig, Abstandsinformationen für die Bokeh-Simulationen zu sammeln.

Statt eines Tele-Zooms gibt das Huawei Nova 4 Nutzern eine Ultraweitwinkel-Brennweite mit 117-Grad-Bildwinkeln an die Hand. Dessen Blende öffnet mit f/2.2. Als Standard-Kamera kommt ein Weitwinkel zum Einsatz, hinter dem je nach Modellvariante ein unterschiedlich hoch aufgelöster Sensor steckt. In einer teureren Variante verbaut Huawei einen 48-MP-Sensor, in einer günstigeren Variante einen, der 20 Megapixel zählt. Wer sich für das Huawei Nova 4 interessiert, kann es vorerst nur importieren. Bislang vermarktet es der Hersteller nur in Asien.

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Weitere Smartphones mit Triple-Kamera in Arbeit

Wir sind überzeugt: Im Jahr 2019 wird die Triple-Kamera zum Standard. Schon jetzt steht fest, dass weitere Hersteller an Smartphone-Modellen arbeiten, deren Rückseite ein Optik-Trio ziert. Dazu zählen mutmaßlich das Nokia 8 Pro und das Nokia 9 (ohne den Namenszusatz PureView), das Sony Xperia XZ4 sowie zwei Modell-Varianten des Samsung Galaxy S10.

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Quad-Kamera und Penta-Kamera: Trend zu noch mehr Optiken in Sicht

Was könnte eigentlich auf die Dual-Kamera und die Triple-Kamera folgen? Genau, die Quad-Kamera! Denn die Möglichkeiten mehrere Brennweiten auf verschiedene Objektive zu verteilen, sind nämlich noch nicht ausgeschöpft.

Das erste Smartphone mit einem Kamera-Quartett hat Samsung vorgestellt. Sehr spektakulär hat der Hersteller das Multi-Kamera-Konzept beim Galaxy A9 (2018) aber nicht weiter gedacht. Schließlich handelt es sich um die gleiche Kamera-Ausstattung wie bei der Triple-Kamera des Galaxy A7 (2018). Der einzige Unterschied: Ein Zweifach-Zoom (10 MP, f/2.4) macht das Quartett komplett. Wieder ist aber ein Sensor nur für die Bokeh-Simulation zuständig. Zudem lässt sich mit diesem Trick die Zahl der Kameras natürlich recht leicht nach oben treiben.

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Ein weiteres Modell mit Quad-Kamera ist bereits in Sicht. Dpreview zufolge hat Lenovo sein High-End-Modell Z5 Pro mit einem Kamera-Quartett angeteasert.

Außerdem scheint Nokia an einem Smartphone mit fünf Kameras auf der Rückseite zu arbeiten. Nokia 9 PureView heißt der Name des Modells, der derzeit durch die Gerüchteküche wabert. Dementsprechend wären wir dann beim Penta-Kamera-Standard angelangt.

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Der Wettbewerb um das Smartphone mit den meisten Kameras ist dadurch eröffnet. Wir sind gespannt, wie weit die Branche das Spiel treibt. Vielleicht müssen es ja nicht unbedingt gleich 16 Module sein – so viele wie das Start-up Light in sein Kamera-Experiment Light L16 gepackt hat.

Fazit: Eine Triple-Kamera bietet noch mehr Zoom-Flexibilität

Zoom und Bokeh  – das sind die beiden Hauptbereiche, in denen Geräte mit mehreren Kameras Vorteile bringen. Das war schon beim Konzept der Dual-Kamera so und setzt sich auch bei der Triple-Kamera fort. Standard-, Tele- und Ultraweitwinkel-Brennweiten in einem Paket zur Hand zur haben, ist einfach praktisch.

Die Anzahl der Kameras ist aber noch kein Qualitätsargument für sich. Nur deshalb eine Triple-Kamera oder Quad-Kamera zu präsentieren, weil eine Linse für die Bokeh-Simulation reserviert ist, ist einfach eine Mogelpackung. Nach dem Megapixel-Rennen versuchen die Kamera-Hersteller jetzt offenbar auf Teufel komm raus, mit den meisten verbauten Kameras Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Davon solltest Du Dich nicht täuschen lassen. Denn viele Faktoren sorgen dafür, dass ein Smartphone am Ende eine gute Bildqualität liefert und die Funktionen abdeckt, die Deinen Foto-Vorlieben entspricht. Eine Orientierungshilfe bietet unsere Übersicht zu den besten Smartphone-Kameras für verschiedene Budgets.

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