Smartphones mit Dual-Kamera: Das sind die Unterschiede

Der Vorteil der „Immer-dabei-Kamera“ ist für viele Menschen einer der praktischsten Aspekte am Smartphone. Dementsprechend viel Mühe geben sich Hersteller die Foto-Qualitäten mit jeder neuen Modellgeneration aufzuwerten. Dazu spendieren zum Beispiel Apple, Samsung, LG und Huawei ihren Top-Geräten eine sogenannte Dual-Kamera. Die doppelte Anzahl an Bildsensoren und Objektiven katapultiert die Bildqualität nicht automatisch in neue Sphären. Sie kann aber – abhängig vom Modell – den kreativen Gestaltungsspielraum erweitern. Wir erklären die Vorteile und Unterschiede anhand des iPhone X, iPhone 8 Plus, Samsung Galaxy Note 8, Huawei Mate 10 Pro und LG V30.

Das ist die Idee hinter Dual-Kameras

Wenn von Dual-Kameras die Rede ist, sind anstatt einer gleich zwei Aufnahmeeinheiten verbaut. In der Regel betrifft das die Rückseite des Handys. Seltener gibt es Modelle, die auch auf der Front zwei Kameras aufweisen.

Die Idee hinter Dual-Kamera-Konstruktionen ist, den Fotografen neue Funktionen an die Hand zu geben, die aufgrund der Bauweise von Smartphones sonst nicht möglich wären. Denn größere Sensoren und mächtige Zoomobjektive würden zwar das Fotografenherz höher schlagen. Aber ein dickeres Smartphone-Gehäuse möchten dafür die wenigsten Nutzer in Kauf nehmen. Anstatt in die Tiefe zu gehen, nutzen die Smartphone-Konstrukteure vielmehr die Breite des Gehäuses aus und platzieren einfach zwei Sensoren und Objektive nebeneinander.

Damit streben die Hersteller unterschiedliche Ziele an. Ein Ansatz lautet, die Bildqualität dadurch zu verbessern, dass die Bildinformationen der Einzelaufnahmen beider Kameras zu einer Aufnahme verrechnet werden. Doppelt knipst besser, lautet die Theorie dahinter.

In anderen Fällen haben die Objektive unterschiedliche Brennweiten. Dadurch können Nutzer zwischen zwei Bildausschnitten hin- und herschalten. Je nach Modell steht ein Ultra-Weitwinkel oder ein Tele-Zoom zur Auswahl. Ein dritter Einsatzzweck ist die Simulation von künstlerischer Unschärfe im Hintergrund, um ein Objekt im Vordergrund zu betonen. Die Algorithmen dahinter werden immer leistungsstärker, daher kommt das Ergebnis immer besser an den natürlichen Bokeh-Effekt von herkömmlichen Kameras mit großen Sensoren und lichtstarken Objektiven heran.

Häufig bieten Smartphones mit Dual-Kameras nicht alles auf einmal, sodass sich Nutzer entscheiden müssen. Natürlich ist die Wahl der Kamera nicht das einzige Auswahlkriterium für ein Handy. Aber wer Wert auf smartes Fotografieren legt, sollte diesen Aspekt auch nicht außer Acht lassen.

iPhone 8 Plus und iPhone X

Die Dual-Kamera auf der Rückseite der beiden iPhone-Modelle ist nahezu identisch ausgestattet. Beide Geräte eignen sich für Smartphone-Fotografen, die häufig den Impuls verspüren, etwas näher an ein Objekt heranzoomen zu wollen. Neben einem Weitwinkel-Objektiv bieten beide Modelle auch eines mit zweifacher Brennweitenverlängerung. Die genauen Werte verrät Apple nicht. Sie dürften aber zwischen 25 und 30 Millimeter bzw. zwischen 50 und 60 Millimeter liegen (gemessen an der Brennweite früherer Kleinbildfilm-Kameras). Zwischen beiden Objektiven schalten Nutzer in der Kamera-App einfach um, indem sie auf „1x“ bzw. „2x“ drücken.

Apple iPhone 8 PlusQuelle: Berti Kolbow-Lehradt / handy.de

Mit der längeren Brennweite des Normal- bzw. leichten Tele-Objektivs können Smartphone-Fotografen besser als mit dem Standard-Objektiv den Blick des Betrachters auf einzelne Objekte bzw. kleinere Ausschnitte aus einer großen Szene lenken. Außerdem setzt die längere Brennweite Porträts vorteilhafter in Szene, weil sie das Motiv nicht so stark verzerrt.

Künstlerische Unschärfe, also das „Bokeh“, fügen Nutzer hinzu, indem sie in der Kamera-App den „Porträt“-Modus rechts vom „Foto“-Modus auswählen. Dabei wird automatisch die zweifache Brennweitenverlängerung verwendet. Obwohl er „Porträt“-Modus heißt, funktioniert er übrigens nicht nur bei Gesichtern, sondern auch bei anderen Objekten. Wie verschwommen die Unschärfe wirkt, kannst Du beim iPhone im Gegensatz zu den unten genannten Android-Smartphones nicht beeinflussen.

Beide Modelle bieten gutes Ergebnis

Ein Alleinstellungsmerkmal von iPhone X und iPhone 8 Plus gegenüber anderen Smartphones ist die Funktion „Porträtlicht“. Dabei simuliert die Kamera-App unterschiedliche Lichtsituationen, die einem Fotografen sonst nur mit Studioblitzen oder Bildbearbeitungssoftware gelingen würden.


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Wenn Du Dich für ein Foto mit der doppelten Brennweite entscheidest, solltest Du auf ausreichend Umgebungslicht achten, um ein scharfes Foto aufzunehmen. Denn das Tele-Objektiv ist etwas lichtschwächer als das Weitwinkel-Objektiv, das in beiden Fällen Blende f/1.8 bietet. Beim iPhone X beträgt der Blendenwert beim Tele f/2.4, beim iPhone 8 Plus lautet er f/2.8. Die Auflösung ist in beiden Fällen jedoch identisch und zählt 12 Megapixel.

Die duale Hauptkamera beider iPhone-Modelle bietet Dir also ein vergleichbares Erlebnis. Beide sind eine gute Wahl, wenn Du einfach und schnell ein Porträt aufnehmen möchtest. Zusätzlich bietet das iPhone X einen Bokeh-Modus in der Frontkamera.

Samsung Galaxy Note 8

Das Samsung Galaxy Note 8 zeichnet sich durch den für die Serie typischen Digitalstift S Pen aus, überzeugt aber auch mit der ersten Dual-Kamera bei einem Samsung-Modell. Die Kamera des Note 8 verfügt über ein Weitwinkel-Objektiv und eines mit doppelter Brennweite, das in den Normal- bis leichten Tele-Bereich geht.

Samsung-Galaxy Note 8 Dual-KameraQuelle: Samsung

Daher kannst Du dank eines Zoom-Knopfes in der Kamera-App den Bildausschnitt verkleinern, sodass weniger störender Rand rund um ein Gesicht oder ein Detail an einem Gebäude bleibt. Drücke dazu den kleinen Kreis mit „x2“ im unteren Fensterbereich. Dank der Funktion „Dual-Aufnahme“ musst Du Dich nicht für eine Brennweite entscheiden. Ist sie aktiviert, zeichnet die Dual-Kamera des Samsung Galaxy Note 8 das Motiv mit den verschiedenen Brennweiten beider Objektive auf.

Ein weiterer Vorteil der Dual-Kamera des Samsung Galaxy Note 8, ist ihre Fähigkeit, die Entfernung von Vordergrund und Hintergrund zu unterscheiden. Dadurch kann die Kamera-Software einen schönen Unschärfe-Effekt berechnen. Er sorgt dafür, dass Du ein Motiv im Vordergrund, zum Beispiel ein Gesicht, aber auch beliebige Objekte, durch einen unscharfen Hintergrund künstlerisch betonen kannst. Mit dem Schieberegler der „Live-Fokus“-Funktion kannst Du variieren, wie scharf oder unscharf der Hintergrund ist. Alternativ kannst Du das auch später in der Galerie-App nachholen.

Samsung Galaxy Note 8Quelle: Samsung

Beide Kameras lösen zwar mit 12 Megapixeln auf, sind aber unterschiedlich lichtstark. So ermöglicht das Weitwinkel-Objektiv dank Blende f/1.7 weniger Umgebungslicht für scharfe Fotos aus freier Hand als das Tele-Objektiv (f/2.4). Wenn Du im Schummerlicht fotografierst, solltest Du das berücksichtigen.

LG V30

LGs aktuelles Top-Smartphone bietet ebenfalls eine Dual-Kamera mit zwei verschiedenen Brennweiten an. Anstatt eines Tele-Objektivs steckt in der zweiten Aufnahmeeinheit jedoch ein Ultra-Weitwinkel. Während das Standard-Objektiv einen Bildwinkel von 71 Grad abdeckt, hält das zusätzliche Objektiv das Geschehen in einem Bildwinkel von 120 Grad fest. Dadurch bekommst Du noch mehr aufs Bild, ohne dass Du einen Schritt (oder zwei) zurücktreten musst.

LG V30 Weitwinkel-KameraQuelle: LG

Die Dual-Kamera im LG V30 ist mit Blende f/1.6 beim Standard-Objektiv und Blende f/1.9 beim Weitwinkel-Objektiv lichtstärker als viele vergleichbare Modelle. Weil die Kameras daher weniger Licht für scharfe Fotos benötigen, kommst Du auch bei schwachem Umgebungslicht noch gut klar.

Die beiden Kameras verwenden nicht dieselbe Auflösung. So löst die Ultra-Weitwinkel-Kamera mit 13 Megapixeln etwas geringer auf als die Standard-Kamera mit 16 Megapixeln. Den Auflösungsunterschied erkennst Du aber nur, wenn Du am Bildschirm sehr stark in das Foto hineinzoomst oder es auf beispielsweise auf A4 ausdruckst.

Wegen des großen Bildwinkels und der hohen Lichtstärke lässt sich die die Dual-Kamera des LG V30 prima für Architektur, Stadtansichten und Landschaften selbst unter nicht optimalen Lichtbedingungen einsetzen.

Dual-Kamera im Huawei Mate 10 Pro

Huawei hat das Konzept der Dual-Kamera bei Android-Smartphones populär gemacht und daher einen Entwicklungsvorsprung gegenüber anderen Herstellern. Bei der Doppel-Kamera im Mate 10 Pro setzt Huawei auf eine besondere Sensor-Konstruktion. Ein 12-Megapixel-Farbsensor und ein 20-Megapixel-Schwarzweiß-Sensor nehmen durch zwei identische Weitwinkel-Objektive (f/1.6, 27 Millimeter KB-äquivalent) jeweils ein Foto auf. Beide Aufnahmen verrechnet das Smartphone anschließend zu einer Datei. Damit verbessert Huawei eigenen Angaben zufolge Detailzeichnung, Schärfe und Kontrast.

Huawei Mate 10 ProQuelle: Huawei

Ferner berechnet das Handy mithilfe beider Kameras die Entfernung von Vordergrund und Hintergrund, um einen künstlerischen Unschärfe-Effekt ins Bild einzublenden. Wie bei der Live-Fokus-Funktion des Note 8 kannst Du die Intensität des Effekts verändern, obgleich Huawei dafür keine extra Bezeichnung hat. (Zum Vergleich zwischen Mate 10 Pro und Note 8.)

Weil Huawei zwei identische Brennweiten verbaut, bietet das Mate 10 Pro keine Möglichkeit, den Bildausschnitt optisch zu vergrößern oder zu verkleinern. Stattdessen ermöglicht die Kamera-App einen digitalen Zweifach-Zoom. Normalerweise ist der digitale Zoom keine gute Idee, weil er die Bildinformationen reduziert. Huawei ist jedoch die Ausnahme von der Regel. Dank kluger Algorithmen ist die Kamera-Software in der Lage, die Nachteile sehr gut zu kompensieren, sodass auch gezoomte Fotos eine ansprechende Qualität bieten. Die weitwinkel-typische, nach innen bauchige und nach außen hin verzerrte Perspektive bleibt allerdings erhalten.

Gute Bilder auch bei wenig Licht

Auch abseits der Dual-Kamera ist die Kamera-Software eine Highlight des Huawei Mate 10 Pro. So setzt Huawei für den treffsicheren Einsatz von Motiv-Automatiken in dem Modell erstmals Verfahren des maschinellen Lernens, landläufig auch als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnet, ein.


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Weil die Objektive im Vergleich äußerst lichtstark sind, gelingen auch bei wenig Licht gute Aufnahmen. Insgesamt ist das Huawei Mate 10 Pro damit ein toller Foto-Allrounder, der seine Stärken aus hochwertigen optischen Komponenten und leistungsstarker Bildverbesserungssoftware zieht. Dass der Traditionshersteller Leica an der Entwicklung mitgewirkt hat und seine Marke hergibt, spielt dabei jedoch eine untergeordnete Rolle und sollte Deine Kaufentscheidung nicht zu sehr beeinflussen.

Fazit: Bei Dual-Kameras kommt es auf die Smartphone-Software an

Die Dual-Kameras der hier vorgestellten Modelle erweitern die kreativen Möglichkeiten von Smartphone-Fotografen. Sie geben ihnen die Möglichkeit zum Zoomen bei gleichbleibender Bildqualität und Gehäusegröße. Mit dem iPhone 8 Plus, iPhone X, Samsung Galaxy Note 8 und Huawei Mate 10 Pro kannst Du näher ans Motiv heran, mit dem LG V30 kriegst Du mehr aufs Bild. Zudem erleichtert der Einsatz zweier Kameras die Simulation des beliebten Bokeh-Effekts, der insbesondere bei Porträts wahre Wunder wirkt. Bis auf das LG V30 kannst Du bei allen vorgestellten Modellen diese Unschärfe-Filter anwenden. (Den hat LG erst im G7 hinzugefügt.)

Die Bildqualität gehört bei den genannten fünf Smartphones zu dem Besten, was der Handy-Markt zu bieten hat. Die bloße Tatsache, dass zwei Hauptkameras zu Einsatz kommen, solltest Du jedoch nicht überschätzen. So bietet etwa das Google Pixel 2 dank exzellenter Software ebenfalls eine hervorragende Bildqualität, obwohl dort nur eine Hauptkamera verbaut ist. Zudem gibt es auch im mittelpreisigen Bereich immer mehr Smartphone-Modelle mit Dual-Kameras, die an die Bildqualität teurerer, „einäugiger“ Modelle nicht herankommen. Und die einäugigen Frontkameras des iPhone X und des Huawei Nova 2 zeigen, dass für den Bokeh-Effekt nicht zwingend eine Dual-Kamera nötig ist. Da sich durch eine Dual-Kamera aber an sich auch keine Nachteile ergeben, kannst Du dennoch bedenkenlos zugreifen.

Zu welchen fototechnischen Leistungen das Smartphone in der Lage ist, hängt letztlich davon ab, wie gut den Herstellern das Zusammenspiel von Kamera-Technik und Bildverbesserungsalgorithmen gelingt. Vor allem in dieser Hinsicht machen Apple, Samsung, LG und Huawei bei dem hier präsentierten Quintett einen guten Job.