Der Mobilfunk: So entstand die Welt der Handys

Handys und Smartphones gehören mittlerweile zum Alltag. Nahezu jeder Deutsche besitzt ein Mobiltelefon. Doch was heutzutage so alltäglich ist, war Ende der 1980er Jahre ein echtes Novum. Wir reisen mit Dir in der Zeit zurück und geben Dir Einblick in eine Zeit, in der das mobile Telefonieren noch in den Startlöchern steckte und wie sich der Mobilfunk entwickelt hat.

Der Beginn: Telefone aus dem Auto oder Koffer

Öffentliche Mobilfunknetze gibt es in Deutschland bereits seit den 1950er Jahren. Das analoge A-Netz wurde 1958 von der Deutschen Bundespost ins Leben gerufen und bestand bis 1977. Anrufe mussten damals noch vermittelt werden und Autotelefone, mit denen man im A-Netz telefonieren konnte, hatten ein Gewicht von gut 16 Kilo und kosteten etwa die Hälfte des Autos. Selbst wählen konnten Nutzer erstmals 1972, als das B-Netz eingeführt wurde.

Erste Hersteller, darunter der Pioneer Motorola, begannen mit der Entwicklung portabler Telefone – das DynaTAC 8000X erhielt seine Zulassung im September 1983 und gilt als Urvater heutiger Handys. Es hatte ein Gewicht von knapp 800 Gramm, einen Akku, der gut eine Stunde Strom bot und kostete knapp 4000 US-Dollar.


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Mit dem Start des C-Netzes 1985 waren Nutzer erstmals unter einer eigenen Rufnummer in ganz Deutschland erreichbar. Die Telefone waren nun nicht mehr an das Auto gebunden und wurden portabler – sie kamen in kleinen Koffern mit Tragegriff, einem Telefonhörer sowie einer längeren Antenne daher.

Der Startschuss für die Netze, wie wir sie heute kennen, kam allerdings erst vier Jahre später mit der digitalen Übertragung und dem Start des D2-Netzes in Deutschland.

Das erste private Mobilfunknetz

Am 07. Dezember 1989 gab es in den Abendnachrichten nur ein Top-Thema: An diesem Tag wurde von der Bundesregierung die erste private GSM-Lizenz vergeben. Es sollte der Startschuss für den Wettbewerb gegen den damaligen Monopolisten Deutsche Bundespost sein.

Viele große Unternehmen der deutschen Wirtschaft kämpften um den Erhalt der Lizenz. Den Zuschlag bekam schlussendlich ein Konsortium unter der Leitung von Mannesmann (heute Vodafone Deutschland), dem außerdem Cable&Wireless, die DG Bank und Pacific Telesis angehörten.

„GSM“ steht für Global System for Mobile Telecommunications, wurde aber in den Geburtsjahren der Mobiltelefone umgewandelt in das Stoßgebet „God send Mobiles!“.

1990 wurde das erste GSM-Telefongespräch im D2-Netz geführt, im  Juni 1991 begann schließlich der Probebetrieb des Netzes in 15 Ballungsgebieten. Anfang 1992 war das D2-Netz vollständig betriebsbereit und das erste private Mobilfunknetz konnte in Betrieb genommen werden.

Der Ausbau der Netze, wie wir sie heute kennen, ging weiter. Man unterteilte das D-Netz mittlerweile in  das von der Telekom betriebene D1-Netz sowie das D2-Netz von Mannesmann Mobilfunk. 1993 kam die erste Lizenz für das E-Netz für E-Plus hinzu, 1997 für Viag Intercom (o2).

Telekom, Vodafone und Telefónica/o2: Vor- und Nachteile der deutschen Handy-Netze

Handy für die Allgemeinheit – aka „Der Knochen“

Was 1992 noch für die Mobilfunk-Nutzung fehlte waren Handys. Im Juni erhielten die ersten Hersteller, darunter Ericsson und Motorola, die europaweite Zulassung für ihre Prototypen. Mannesmann Mobilfunk/Vodafone brachte sein erstes Handy am 30. Juni 1992 auf den deutschen Markt. Das Motorola International 3200 erinnerte schwerlich an die kompakten Modelle, die wir heute kennen. Aufgrund seiner Form auch „Knochen“ genannt wog das Handy etwa 520 Gramm – gut viermal so viel wie heutige Smartphones. Auch der Preis war mit unseren aktuellen Geräten kaum zu vergleichen: 3.000 bis 8.000 DM mit Vertrag wollten der Provider für sein Telefon haben. Auch die Telekom hatte das Modell im Sortiment.


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An Popularität mangelte es dem Handy trotz seiner klobigen Form und des Preises nicht. Schließlich konnte nun quasi jeder Nutzer auch unterwegs telefonieren, ohne dafür die Telefonzelle nutzen zu müssen. Bereits im Sommer 1992 wurden die ersten tausend kommerziellen Mobiltelefone ausgeliefert und fanden umgehend reißenden Absatz.

Preise damals und heute

Die Preise, die für ein solches Telefon damals zu bezahlen war, sind heute kaum noch vorstellbar. Die ersten D2-Telefone kosteten 2.500 DM bis 3.000 DM, was als vergleichsweise günstig galt. Immerhin kosteten die bis dato erhältlichen Autotelefone aus dem C-Netz rund 10.000 Euro.

Mit dem Netzstart von D2 wollte man das mobile Telefonieren für alle Bevölkerungsgruppen erschwinglich machen. 1992 zahlten Kunden für jede Gesprächsminute während des Tages 1,44 DM bei einer monatlichen Grundgebühr von 77,52 DM. In der Nebenzeit, also zwischen 19 und 7 Uhr nur noch 49 Pfennige. Auch der Versand von kurzen Nachrichten über den sogenannten „short message service“, kurz SMS, war ab Anfang der 1990er Jahre möglich.

In den kommenden Jahren sind die Kosten für das mobile Telefonieren stetig gesunken – die Handy-Nutzung wurde somit für immer mehr Menschen attraktiv. Während es zum Jahresende 1992 knapp 1 Million Mobilfunk-Nutzer in Deutschland gab, waren es 1998 bereits knapp 14 Millionen. Ende 2016 zählte die Bundesnetzagentur knapp 130 Millionen Mobilfunk-Kunden – eine Zahl, die stetig wächst. Auch die Zahl der Handys in Deutschland hat heute längst die Einwohnerzahl überschritten.

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