Telekom, Vodafone und Telefónica/o2: Vor- und Nachteile der deutschen Handy-Netze

Bei der Tarifwahl spielen nicht nur die inkludierten Leistungen und der Preis eine große Rolle. Auch die Wahl des richtigen Mobilfunknetzes ist für viele Kunden entscheidend. In Deutschland gibt es seit der Übernahme des Mobilfunkanbieters E-Plus durch die Telefónica nur noch drei Netze: Das D1-Netz der Telekom, das D2-Netz von Vodafone und das o2-Netz der Telefónica. Doch welches Mobilfunknetz ist laut Netztest das beste? Welches ist am stärksten ausgebaut? Und wie kannst Du herausfinden, in welchem Netz Dein Handy-Vertrag realisiert wird? All diese Fragen beantworten wir Dir in diesem Ratgeber.

Telekom, Vodafone, Telefónica/o2: Wer hat das beste Handy-Netz Deutschlands?

Das o2-Netz von Telefónica Deutschland besitzt durch die Integration der ehemaligen E-Plus-Nutzer den größten Kundenstamm. Allerdings sagt das nichts über die Qualität des Netzes aus. Denn je nach Region in Deutschland sind die Mobilfunknetze unterschiedlich gut ausgebaut. Das macht sich nicht nur bei der Telefonie, sondern auch beim mobilen Internet über 3G/UMTS bzw. 4G/LTE bemerkbar. Daher ist es besonders wichtig, sich vor dem Abschluss eines Tarifvertrages darüber zu informieren, wie gut das jeweilige Mobilfunknetz in Deiner Region aufgestellt ist.

Auch die sogenannten Mobilfunk-Discounter nutzen eines der drei deutschen Handy-Netze. Denn sie haben kein eigenes Mobilfunknetz. Vielmehr kaufen sie entsprechende Leistungen und Netzkapazitäten bei der Telekom, Vodafone und Telefónica/o2 ein, um ihre Dienste zu realisieren.

Einen kurzen Rückblick in die Entstehung des Mobilfunks in Deutschland geben wir Dir hier:

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Es ist nicht ganz einfach zu sagen, welcher der drei Netzbetreiber das beste Mobilfunknetz hat. Denn wie wir bereits erwähnt haben, kann sich die Qualität je nach Region unterscheiden. Während sich bei einem Nutzer das Telekom-Netz als die beste Wahl herausstellt, kann ein anderer mit dem o2-Netz in seiner Region vollkommen zufrieden sein. Deutschlandweit betrachtet lässt sich aber durchaus sagen, welcher der drei Anbieter beim Netzausbau am besten abschneidet und eine dementsprechend hohe Qualität bei Internet und Telefonie anbietet. Hierbei helfen die jährlichen Netztests.

Die großen Netztests

Traditionell führen die Fachzeitschriften Chip und Connect jedes Jahr ihren großen Netztest durch. Auch die Stiftung Warentest prüft den Stand des Ausbaus regelmäßig. Seit Jahren zeigt sich bei den drei großen Netztests das gleiche Bild: Das D-Netz, in dem sowohl die Deutsche Telekom als auch Vodafone agieren, liegt mit seinen Ergebnissen immer noch vor dem o2-Netz. Allerdings holt die Telefónica mit schnellen Schritten auf.

Im Rahmen des Netztests prüfen die Kollegen die Stabilität und Sprachübertragung bei Telefonaten sowie die Stabilität und maximale Geschwindigkeit beim Surfen im Internet. Durchgeführt wird der Netztest in verschiedenen Regionen Deutschlands – sowohl in den Städten als auch in oftmals weniger gut ausgebauten ländlichen Regionen. Auch die Verbindungen auf Autobahnen, Bahnstrecken sowie Funkeinschränkungen innerhalb von Gebäuden werden berücksichtigt.

Auffällig ist, dass alle drei Netztests aktuell auf das gleiche Ergebnis kommen: Die Deutsche Telekom hat momentan das beste Handy-Netz Deutschlands. Dicht dahinter reiht sich Vodafone auf dem zweiten Platz ein. Schlusslicht ist das o2-Netz der Telefónica. Erfreulich ist, dass die Internet- und und Telefonqualität in allen drei deutschen Handy-Netzen im Vergleich zum Vorjahr weiter zugenommen hat. Unsere Mobilfunknetze sind somit besser geworden. Die derzeitigen Schwächen im o2-Netz liegen unter anderem daran, dass die Zusammenführung der Netze von o2 und E-Plus viel Zeit geschluckt hat. Und die konnten die Mitbewerber parallel stärker für ihren Netzausbau verwenden.

Die Ergebnisse im Chip-Netztest

Im November 2018 hat Chip den großen Netztest für 2018/2019 durchgeführt. In den Ergebnissen wurde dabei deutlich, wie sehr die Telekom, Vodafone und Telefónica/o2 ihre Handy-Netze verbessert haben. Verglichen mit den Vorjahren haben laut Chip alle drei Netzbetreiber zugelegt. Den größten Sprung hat allerdings Telefónica/o2 gemacht. Um fast eine Schnulnote konnte sich der Netzbetreiber im Jahresvergleich verbessern und rutschte somit von der Note 3,1 auf 2,22. Die Telekom und Vodafone konnten ihr Ergebnis seit 2016 ebenfalls kontinuierlich steigern. Sie erhalten im Chip-Netztest die Note „sehr gut“ , auch wenn die Steigerungen nicht so umfangreich ausfallen wie bei o2.

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Anbieter Rang 2017/18 Rang 2018/19 mobiles Internet Telefonie
Telekom Platz 1

(Note 1,4)

Platz 1

(Note 1,36)

Note 1,39 Note 1,30
Vodafone Platz 2

(Note 1,6)

Platz 2

(Note 1,46)

Note 1,55 Note 1,35
Telefónica/o2 Platz 3

(Note 3,1)

Platz 3

(Note 2,22)

Note 2,26 Note 2,16

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Ein Grund für die Verbesserung ist der Ausbau von LTE sowie einige technische Neuerungen im 4G-Netz. Denn durch die Frequenzversteigerung 2015 durch die Bundesnetzagentur sind neue Frequenzblöcke hinzugekommen, die künftig für neue Kapazitäten und höhere Datenraten sorgen. Insbesondere die Frequenz um 1.800 MHz für LTE.

Bessere LTE-Verfügbarkeit

Die Deutsche Telekom und Vodafone punkten im Chip-Netztest durch ihre sehr gute LTE-Verfügbarkeit. Sie lag bei Autofahrten in den großen deutschen Städten und auf Verbindungsstraßen bei durchschnittlich 98 Prozent. Im Vergleich dazu kam Telefónica/o2 innerstädtisch auf einen etwas geringeren Wert von rund 87 Prozent. Dieser nahm auf den Verbindungsstraßen allerdings nochmal ab – auf rund 75 Prozent.

Dennoch ist der LTE-Ausbau auch bei o2 insgesamt vorangeschritten. Der Netzbetreiber kommt im aktuellen Netztest somit auf eine recht gute Note von 1,7. Er bleibt damit jedoch auch weiterhin hinter der Telekom mit der Note 1,28 und Vodafone mit 1,36 zurück.

Voice over LTE, oder VoLTE

Die Einführung des speziell für VoLTE (Voice over LTE) entwickelten Dienstes Enhanced Voice Systems (EVS) sorgt auch weiterhin für eine bessere Audioqualität bei Telefongesprächen. Hier zeigen sich die Telekom und Vodafone gut gerüstet. Einzig Telefónica/o2 muss beim Thema VoLTE noch Gas geben. Der VoLTE-Anteil auf dem Land liegt hier gerade einmal bei 70 Prozent. Denn zum einen ist der LTE-Ausbau nicht soweit fortgeschritten wie bei den beiden anderen Netzbetreibern. Zum anderen hat Telefónica/o2 VoLTE erst im Februar 2018 für alle Kunden freigeschaltet, die ein entsprechend ausgerüstetes Smartphone besitzen.

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Die Ergebnisse im Connect-Netztest

Fast zeitgleich mit Chip hat auch die Connect ihren Netztest 2019 durchgeführt. Die Kriterien des Tests werden jedes Jahr etwas verschärft, sodass sich die Netzbetreiber bei gleichem Ergebnis zum Vorjahr stets etwas steigern müssen. Die Telekom hat das jedoch geschafft und liegt mit ihrem D1-Netz erneut vor dem Netz von Vodafone. Denn laut Connect bleibt Vodafone in einigen Punkten hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück. Durch die verschärften Testkriterien kommt das Unternehmen insgesamt aber auf ein sehr ähnliches Ergebnis. Telefónica/o2 ist nicht nur von Chip, sondern auch von der Connect zu dem Anbieter mit der größten Entwicklung gekürt worden. Besonders stark hat der Netzbetreiber den Ausbau in den Städten vorangetrieben, die Schwachstellen auf Verbindungsstraßen und in der Bahn bleiben aber weiterhin.

Beim mobilen Internet hat die Telekom vor allem durch die guten Upload- und Download-Raten die Nase vorn. Und genau dieser Umstand katapultiert den Netzbetreiber insgesamt auf den ersten Platz im Netztest von Connect. In dieser Kategorie schwächelt das o2-Netz trotz der allgemeinen Verbesserung weiterhin etwas. Vor allem in Kleinstädten kann es vorkommen, dass das Mobilfunknetz nicht genügend ausgebaut ist und nur eine geringe Bandbreite bietet.

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Anbieter Rang mobiles Internet Telefonie
Telekom Platz 1 (Note 1,3) 461 / 510 Punkten 316 / 340 Punkten
Vodafone Platz 2 (Note 1,8) 408 / 510 Punkten 304 / 340 Punkten
Telefónica/o2 Platz 3 (Note 3,1) 349 / 510 Punkten 263 / 340 Punkten

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Netztest von Stiftung Warentest

Der Netztest der Stiftung Warentest wird leider nicht ganz so regelmäßig durchgeführt. Dementsprechend stammt der letzte Netztest bereits aus dem Sommer 2017. Hier kam die Stiftung Warentest zu dem Ergebnis, dass sich das o2-Netz in den vergangenen Jahren zwar deutlich verbessert hat, im Gesamtergebnis aber immer noch hinter den Netzen der Telekom und von Vodafone zurückbleibt. Das gilt besonders fürs Telefonieren und Surfen außerhalb von Städten und fürs Telefonieren während einer Zugfahrt.

Wie schon Chip und Connect bemängelt auch die Stiftung Warentest den LTE-Ausbau von Telefónica außerhalb von Großstädten. Denn bei Surf-Versuchen auf dem Land scheiterten die Tester bei mehr als zehn von hundert Versuchen. Bei der Telekom waren es im Vergleich dazu weniger als ein Prozent. Im Netztest liefen bei den aktuellen Messungen außerhalb von Städten nur etwa die Hälfte der Verbindungen im o2-Netz über LTE. In Städten waren es immerhin 90 Prozent.

Auch die Bandbreiten sind sehr unterschiedlich. Bei der Telekom dauerte es der Stiftung Warentest zufolge im Schnitt nur gut 8 Sekunden, um eine Datei mit 20 MB herunterzuladen. Bei Vodafone waren es 13 Sekunden, bei o2 sogar fast 22 Sekunden.