Huawei P20 lite im Test: Starker Akku in solider Mittelklasse

Technische Ausstattung

Dass sich das Huawei P20 lite in der Mittelklasse ansiedelt, zeigt bereits der Blick auf die technischen Details. Im Gegensatz zum Huawei P20 Pro kommt hier kein AI-fähiger Spitzenprozessor zum Einsatz. Huawei verbaut einen hauseigenen Kirin 659 Octa-Core-Prozessor aus 2017, der mit einer Taktfrequenz von 4 x 2,3 GHz und 4 x 1,7 GHz in seiner Klasse beträchtliche Arbeit leistet. Bemerkbar macht sich das beim Anschauen von YouTube-Videos und Spielen von aufwendigen Gaming-Apps. Wobei der Prozessor bei High-End-Spielen merklich an seine Grenzen kommt und entsprechend viel Hitze über die Hardwarekomponenten abgibt. Der Kirin 659 kommt auch im Huawei Nova 2 und Mate 10 lite zum Einsatz und beweist in gängigen Benchmarktests insgesamt eine um vier Prozent höhere Leistung als der Kirin 658, der Prozessor im direkten Vorgängermodell Huawei P10 lite.

Was ein Mittelklasse-Nutzer erwartet

In Zusammenarbeit mit der Grafikeinheit Mali-T830 MP2 verrichtet der Prozessor im Alltag gute Dienste. Zu der flüssigen Performance tragen 4 GB Arbeitsspeicher bei. Eine Verzögerung beim Scrollen im Internet oder Anschauen von HD-Serien war während des gesamten Tests nicht auszumachen. Auch während im Hintergrund Apps aktualisiert oder heruntergeladen werden, kann ohne Einschränkungen gespielt oder in sozialen Netzwerken gestöbert werden. Eng könnte es beim Huawei P20 lite jedoch bei aufwendigen Apps und Spielen mit AR- und VR-Inhalten werden. Hierauf ist der SoC nicht ausgelegt, etwaige Inhalte sind momentan noch der absoluten Oberklasse vorbehalten, wie dem P20 Pro.

P20 lite im Benchmark-Test

Die Leistung des Prozessors konnten wir mithilfe gängiger Benchmarktests messen. Die Ergebnisse verstärken, was auch der alltägliche Gebrauch des P20 lite bereits angedeutet hatte. Im altbewährten AnTuTu-Benchmark-Test (Version 7.0) erzielt das Mittelklassegerät einen Wert von 87.675 – der Kirin 659 hat auch in anderen Modellen, wie dem Huawei P Smart oder dem Honor 9 lite ähnliche Ergebnisse abgeliefert und befindet sich damit immer noch im guten Mittelfeld. Zum Vergleich: An der Smartphone-Spitze tummeln sich momentan Geräte mit Werten um 264.000 Punkten (Sony Xperia XZ2 Compact) und 211.000 Punkten (Huawei P20 Pro).

 

Huawei P20 lite Benchmark-TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de

Im Single- und Multicore-Performance-Test bei Geekbench (Version 4.2.0) schafft es das Huawei P20 lite auf 936 Punkte (Single-Core) und 3.673 Punkte (Multi-Core). Damit reiht sich das Smartphone in Gesellschaft mit dem Sony Xperia XZ (3.652 im Multi-Core und 1.578 im Single-Core) und dem LG G5 (3.692 im Multi-Core und 1.647 im Single-Core) ein.

Alle technischen Daten im Überblick

Huawei P20 lite
Display 5,84 Zoll, 19:9-Format, FHD
Auflösung 2.280 x 1080 Pixel (FHD+)
Prozessor Kirin 659, Octa-Core, 2,36 GHz + 1,7 GHz
RAM 4 GB
Speicher 64 GB, erweiterbar per Micro-SD-Karte
Kamera

Frontkamera

Dual-Kamera, 16 MP + 2 MP, f/2.0

16 MP, Blitz mit Belichtungsausgleich

Akku 3.000 mAh, Super Charge, USB Typ-C
Software Android 8.0 Oreo / EMUI 8.0
IP-Zertifizierung Nein
Entsperrmethoden Fingerabdruck-Scanner (rückseitig), Muster, Passwort, PIN
Maße & Gewicht 148,6 x 71,2 x 7,45 mm – 145 g
Farben Schwarz, Blau, Pink, Gold
UVP 369 Euro
Marktstart April 2018

Dual-SIM oder Speicher erweitern

Zur weiteren technischen Ausstattung gehört beim Huawei P20 lite auch ein interner Speicher mit 64 GB Kapazität. Auch hier unterscheidet sich das abgespeckte P20 von seinen beiden Geschwistern. Denn das P20 Pro und P20 kommen zwar mit 128 GB internem Speicher, lassen sich dafür aber nicht mit einer Micro-SD-Karte erweitern. Das P20 lite hingegen weist neben dem Nano-SIM-Slot einen Steckplatz für eine bis zu 256 GB große Speicherkarte auf. Das sollte genügend Platz für Fotos, Dateien, Apps und Videos bieten. Wer sich für die erweiterbare Version des Huawei P20 lite entscheidet, muss allerdings auf den Dual-SIM-Slot verzichten.

Huawei P20 lite im Test Quelle: Julia Froolyks / handy.de
Das Huawei P20 lite kommt mit Dual-SIM-Vorrichtung. Hier kann entweder eine zweite Nano-SIM oder eine Micro-SD-Karte eingesetzt werden.

Kein Lautsprecher für Gruppenbespaßung

Während der 30-minütigen Musik-Streaming-Phase über die radio.de-App konnte das Huawei P20 lite vor allem bei der Wiedergabe von Stimmen punkten. Gespräche zwischen Moderatoren haben die Lautsprecher authentisch und facettenreich wiedergegeben. Beim Abspielen von Musik ohne Equalizer hakte es am Umfang: Der Klangraum kommt sehr zugespitzt und beengt daher. Höhen und Tiefen scheinen nicht so recht miteinander zu harmonieren.

Während der Sound zwar sehr klar durch die unteren Lautsprecher dringt, fehlt dem P20 lite klangtechnisch das gewisse Etwas. Laue Sommer-Abende am See mit Freunden kann das P20 lite also nicht wirklich musikalisch begleiten. Hinzu kommt, dass das P20 lite nicht über Stereo-Sound verfügt, sondern Sounds aus Video oder Musik-Streaming nur am unteren Rand ausgibt. Wer morgens im Badezimmer gerne Radio hört, kann das Huawei P20 lite jedoch getrost als Wiedergabegerät nutzen. Mit in die Dusche darf das kleine P20 dabei jedoch nicht – es ist leider nicht IP-zertifiziert und somit anfällig für Wasserschäden.

Beiliegendes Headset ungeeignet

Das liegt auch am verbauten Klinkenanschluss für Kopfhörer. Hier legt Huawei dem Lieferumfang auch eigene Kopfhörer bei, die leider so gar nicht zum hochwertigen Design und zur Leistung des P20 lite passen wollen. Das Headset ist sehr preiswert verarbeitet und weist überhaupt keine ergonomische Form auf. Diese Art Kopfhörer sind eigentlich schon vor einigen Jahren ausgestorben. Der Sound, der aus den Plastik-Steckern dringt eignet sich zudem höchstens zum Abspielen von Stimmen beim Telefonieren oder Hörspielen. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass das beiliegende Headset je ein physisch passendes Ohrpaar finden wird. 

Telefonie und Internet

Während des Akku-Tests wurde das P20 lite einem 30-minütigen Telefonat unterzogen. Dabei lieferte das Gerät eine sehr gute Klangqualität ab. Der Gesprächspartner war laut, zentriert und deutlich zu verstehen. Nennenswerte Aussetzer, die auf das Telefon zurückzuführen sein könnten, gab es nicht. Der Lautsprecher begeistert durch eine sehr hohe maximale Lautstärke. Hier kann das P20 lite auch mal ohne gesonderte Vorrichtung im Auto als Freisprecheinrichtung herhalten. Auch der Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Leitung konnte alles klar und deutlich verstehen und erwähnte nach 30 Minuten keine Störgeräusche oder etwa einen blechernen Ton.

Im Sachen Konnektivität fehlt in Huawei-Manier beim P20 lite nichts. Nutzer surfen in den LTE-Frequenzbändern 1, 3, 7, 8 und 20 und im Netzwerk im WLAN 2,4 GHz und 5 GHz-Band. Verbindungen bleiben beim P20 lite stabil und ohne nennenswerte, nicht durch den Netzbetreiber verursachte Unterbrechungen. Schade beim P20 lite: Der Dual-SIM-Steckplatz fasst entweder zwei Nano-SIM-Karten oder eine Nano-SIM-Karte und eine Micro-SD-Karte. Da immer mehr Nutzer mit einem internen Speicher von 64 GB nicht mehr auskommen, aber immer mehr Nutzer eine zweite SIM in ihrem Smartphone nutzen wollen, ist das leider enttäuschend.

Software

Huawei spendiert seiner neuen Mittelklasse aktuelles aber nicht aktuellstes Android 8.0. Angepasst wird Googles Betriebssystem dabei durch die Benutzeroberfläche EMUI 8.0.1. Auch hier sind die Oberklasse-Geräte der P20-Reihe einen Hauch aktueller. Dem P20 lite scheint trotzdem nichts zu fehlen. Das Android-Betriebssystem läuft flüssig, verzögerungsfrei und sehr geschmeidig. Die typischen Personalisierungsmöglichkeiten können Android-Neulinge schon mal überfordern. Es macht Spaß, sich durch die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten zu kämpfen und Designs, Hintergründe und Bildschirmschoner auszusuchen.

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Bloatware lässt sich deinstallieren

Bloatware ist leider ebenfalls auf dem Huawei P20 lite vorhanden. Doch mit Apps wie YouTube oder Facebook sind hier wenigstens nutzerfreundliche Anwendungen gewählt worden, die sich zügig über den Home Screen auch wieder deinstallieren lassen. Insgesamt wirkt die Huawei-Benutzeroberfläche strukturiert und aufgeräumt. Notifications, die App-Anordnung sowie drei digitalen Button am unteren Displayrand spielen in einem guten Gleichgewicht zusammen. Alle Auswahlmöglichkeiten sind mit den Händen zudem gut und intuitiv zu erreichen. Huawei wird aller Voraussicht nach auch die nächste Android-Version 9 P für das Huawei P20 lite bereitstellen.

Dank Huaweis eigener Benutzeroberfläche wirkt Googles Android nicht so überladen. Der Nutzer wird mit dem Huawei P20 lite nicht direkt durch zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten überfordert, kann aber bei Bedarf an allen möglichen Stellschrauben drehen, um das Gerät intensiv zu personalisieren. Das macht Spaß und funktioniert im Alltag flüssig und zufriedenstellend.

Sensoren und Schnittstellen

Viele Smartphone-Nutzer wird es zudem freuen: Das Huawei P20 lite kommt noch mit aussterbendem 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss daher, zum Einstecken von Kopfhörern. Zudem wird das Smartphone über einen USB-Typ-C-Port aufgeladen. Den runden Fingerabdrucksensor verbaut Huawei beim Lite-Modell der P20-Reihe auf der Rückseite, anstatt ihn in ovaler Form unter dem Display zu platzieren.

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Im Test entsperrte der Sensor in gewohnter Schnelligkeit und gibt das Display bereits bei der kleinsten Berührung frei. Neben dem rückseitgien Fingerabdrucksensor können Nutzer des P20 lite auch einen Code, PIN oder Gesichtserkennung zum Entsperren einrichten. Letztere Methode basiert auf Androids Face Unlock und kommt ebenfalls im Huawei 20 Pro zum Einsatz. Zu empfehlen ist die Entsperrung per Gesicht nicht, da ein einfaches Selfie des Smartphone-Besitzers ausreicht, um die Kamera zu überlisten und das Gerät zu entsperren. Die Gesichtserkennung beim Huawei P20 lite tut es hier der Technologie im Pro-Modell gleich. Das P20 lite verfügt außerdem über einen Näherungssensor, Beschleunigungssensor, ein Kompass sowie ein Gyroskop zur Höhenmessung. Somit ist das P20 lite grundlegend für die Erfassung von Fitness und Trainingseinheiten gewappnet.

Das P20 lite kommt mit einer guten Grundausstattung daher und weist mit einem Fingerabdrucksensor, einem USB-Typ-C-Port sowie einer Dual-Kamera Ausstattungsmerkmale auf, die noch vor nicht allzu langer Zeit der Oberklasse angehörten und nun auch vermehrt im preislichen Mittelfeld des Smartphone-Marktes zu finden sind. Der Prozessor wird durch ausreichend Arbeitsspeicher flankiert und ermöglicht so ein flüssiges und zuverlässiges Nutzgefühl.