Huawei P20 lite im Test: Starker Akku in solider Mittelklasse

Die Kamera

Huawei hat mit seinem diesjährigen Flaggschiff-Setup vor allem auf eine neuartige Smartphone-Fotografie im Dunkeln gesetzt. Zwar kommt das Huawei P20 lite nicht mit Leica-Triple-Kamera daher. Bei Tageslicht können sich die kontrastreichen und farbenfrohen Ergebnisse jedoch sehen lassen. Wie viele Mittelklasse-Kameras schwächeln die Sensoren im P20 lite bei Dämmerungen und vor allem in dunkler Umgebung. Die f/2.2-Blende lässt nicht genügend Licht ins Objektiv fallen, um diesen Umstand zu verbessern.

Quelle: Julia Froolyks / handy.de
Bei Dämmerung und Dunkelheit zeigt die Dual-Kamera des Huawei P20 lite ihre Schwächen.

Huawei verbaut mit der Dual-Kamera je einen 16-Megapixel- und einen 2-Megapixel-Sensor, wobei letzterer vor allem für den beliebten Bokeh-Effekt zuständig ist. Der konnte im Test nicht wirklich überzeugen. Bei voller Auflösung und eingeschalteter „Großer Blende“ sind deutliche Berechnungsfehler auf den Bildern erkennbar, was sehr eindrücklich beweist, dass der Bokeh-Effekt in der Mittelklasse immer noch verstärkt durch Berechnung, nicht etwa durch Hardware erzeugt wird. Die Blüte im Foto wirkt an den Rändern bearbeitet und zahlreiche Pixel sind nicht wirklich am richtigen Ort. Bei ausgeschalteter großer Blende und eingeschaltetem HDR kann die Dual-Kamera des Huawei P20 lite hingegen überzeugen.

Die Blüte ist umringt von fehlplatzierten Pixeln. Die Folge von Berechnungsfehlern bei der Einstellung „Große Blende“.

Das Wetter war trübe und regnerisch. Die Farben wirken etwas blass, aber immerhin realistisch.

Das Huawei P20 lite überzeugt im Test mit gutem Akku und rahmenlosen Display-DesignQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Farben wirken auf den Fotos bei Tageslicht intensiv und realistisch.
Das Huawei P20 lite überzeugt im Test mit gutem Akku und rahmenlosen Display-DesignQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Auch hier sind einige softwareseitige Berechnungsfehler zu erkennen.
Das Huawei P20 lite überzeugt im Test mit gutem Akku und rahmenlosen Display-DesignQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Im Vordergrund werden das Moos und die Pflanze scharf dargestellt, während der Hintergrund weichgezeichnet ist.
Das Huawei P20 lite überzeugt im Test mit gutem Akku und rahmenlosen Display-DesignQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Auch einige Details sind auszumachen,

Kamera-Software wie die Großen

Mit einer Auflösung von 4.608 x 3.456 Pixel werden die Farben sehr realistisch und nicht zu knallig dargestellt. Auch der Kontrast ist satt und innerhalb der Motive zeigen sich auch beim Heranzoomen noch scharfe Details. Im Porträt-Modus muss ganz strikt auf die notwendige Entfernung von 0,5 bis 2,5 Meter geachtet werden, sonst wird das Ergebnis nicht sehr ansehnlich. Über Oberklasse-Features wie AR oder einen verblüffenden 3-fach-Zoom verfügt das P20 lite natürlich nicht. Obwohl sich ein Modi namens „AR-Objektiv“ zu den 13 anderen Aufnahme-Modi gesellt, handelt es sich hier lediglich um eine Spielerei, die ähnlich wie die App Snapchat witzige Filter auf das Gesicht des Anwenders zaubert.

Die Kamera-Software des Huawei P20 lite bietet alles, was andere Huawei-Smartphones ebenfalls bieten: Fotos lassen sich im Pro-Modus auch im RAW-Format zur besseren Nachbearbeitung festhalten. Zudem fungiert die Lautstärkewippe nach Bedarf auch als Auslöser oder es kann eingestellt werden, dass die Kamera automatisch auslöst, wenn ein Lächeln im Motiv erkannt wird.

Solide Selfie-Kamera für Vielknipser

Quelle: Julia Froolyks / handy.de
Auch hier finden sich am unteren Oberarm Berechnungsfehler der Selfie-Kamera wieder.

Die Selfie-Kamera bietet beim P20 lite eine Auflösung von 16 Megapixeln (4.656 x 3.456 Pixel) und sorgt für solide Schnappschüsse. Wer atemberaubende Selbstporträts wie bei der Oberklasse erwartet, wird allerdings enttäuscht. Die Selfie-Kamera des P20 lite rechnet zwar auch den beliebten Bokeh-Effekt ins Selfie. Jedoch wurden die Ergebnisse im Test oft von Berechnungsfehlern heimgesucht. Wer jedoch ohnehin beim Erstellen von Selfies eine ganze Setcard füllen würde, wird sicher das ein oder andere gute Ergebnis finden.

Die Hauptkamera des Huawei P20 lite ist keine Offenbarung. Sie liefert aber ordentliche Ergebnisse ab, vor allem bei Tageslicht. Die Farben werden satt und realistisch dargestellt, beim Zoomen erkennt man viele Details im Bild, ohne dass etwas verschwommen wirkt. Bildrauschen stellt sich leider schon bei Dämmerung ein, da kann auch die f/2.2-Blende nicht viel ausbessern. Die Selfie-Kamera bietet keine nennenswerten Features, verrichtet ihre Arbeit aber Mittelklasse-gerecht.

Akku

Der Lithium-Polymer-Akku des Huawei P20 lite wird mit einer Kapazität von 3.000 mAh angegeben. In Kombination mit dem relativ energiesparenden Display lässt sich also bereits vermuten, dass das Mittelklasse-Gerät hier erneut punkten kann. Tatsächlich kann der nicht austauschbare Akku im Test überzeugen. Einer achtstündigen Intensiv-Nutzung folgte eine 16-stündige Standby-Zeit.

Innerhalb der acht Stunden wurde mit dem Telefon je 30 Minuten telefoniert, fotografiert, ein YouTube-Video in HD-Qualität und voller Helligkeitsstufe gestreamt, Super Mario Run gespielt, in sozialen Netzwerken interagiert, Musik über die Radio.de-App gestreamt und mit dem Chrome-Browser gesurft. Nachdem das Huawei P20 lite zu Beginn des Akku-Tests einen vollen Akku-Ladestand aufwies, verlor das Gerät bei der ersten Etappe, Super Mario Run spielen, gleich zehn Prozent seiner Ladung. Im Verlaufe der acht Stunden zeigte sich jedoch, dass das Spiel dem Mittelklasse-Gerät von allen Aktivitäten mit Abstand am Meisten zugesetzt hatte.

Das Telefonieren und Streamen von Musik liefen mit einem Verlust von je einem und vier Prozent solide ab. Nach einer intensiven Nutzung von acht Stunden zeigte das P20 lite noch einen Ladestand von 51 Prozent. In den darauffolgenden 16 Stunden im Standby mit eingeschaltetem Empfang und Push-Nachrichten, waren noch 43 Prozent der Akkuladung übrig. Somit beweist das P20 lite einen starken Akku und ein gutes Energiemanagement.

34 Stunden nach letzter voller Aufladung und einem erneuten intensiven Fotoshooting für Testfotos, weist das Telefon immer noch eine Restenergie von 20 Prozent auf. Das Huawei P20 lite verfügt leider nicht über Quick Charge oder eine Vorrichtung fürs kabellose Aufladen.

Der Akku des Huawei P20 lite überzeugt im Test. Das Spielen von anspruchsvollen Games macht dem Mittelklasse-Handy allerdings schwer zu schaffen. Auch eine gewisse Hitze-Entwicklung war merklich vorhanden. Alltagstätigkeiten wie Telefonieren, Chatten oder Surfen im Internet zehren hingegen nicht so sehr am Akku des Smartphones.

Fazit

Das Huawei P20 lite ist ein Mittelklasse-Gerät wie es im Buche steht. Intensivnutzer erfreuen sich an einem ausdauernden Akku, wenn sie nicht gerade stundenlang anspruchsvolle Spiele zocken wollen. Das Handy macht trotz verbautem Glas und Alu-Rahmen einen recht robusten Eindruck und man nutzt das Gerät unbeschwert und ohne Angst, dass es herunterfallen könnte.Das Huawei P20 lite erzielt 4 von 5 Sternen im Test

Das Design des P20 lite ist ebenso makellos und detailreich verarbeitet, wie viele Geräte in der Oberklasse. Die Dual-Kamera sorgt zudem für detailgetreue Aufnahmen. Wer eine solide Grundausstattung, ein rahmenloses Display-Design ohne viel Schnick Schnack und eine aktuelle Android-Version haben will, kann beim P20 lite getrost zuschlagen. Dem P20 lite fehlen für die Auszeichnung als perfekte Mittelklasse-Gerät nur wenige Merkmale. Die Dual-Kamera könnte zuverlässiger arbeiten und das Display wäre mit zwei zusätzlichen Helligkeitsstufen ein ideales Mittelklasse-Panel. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt beim Lite-Modell der P20-Reihe trotzdem. Käufer können sich das Fliegengewicht online schon ab 327 Euro (zzg. Versandkosten) sichern. Huawei hatte für das Mittelklasse-Gerät eine UVP von 369 Euro veranschlagt.

Pro

  • Ausdauernder Akku und ausgewogenes Energiemanagement
  • Schickes Design und hochwertige Materialien
  • Neuste Android-Version
  • Möglichkeit zur Speichererweiterung
  • Klinkenstecker für Kopfhörer

Kontra

  • Schwache Display-Helligkeit im Tageslicht
  • Berechnungsfehler der Kamera im Porträtmodus

Alternativen

Samsung Galaxy S7

Gerade im Smartphone-Mittelfeld tummeln sich zahlreiche Geräte. Auch ehemalige Flaggschiffe kommen als Alternative zur neuen Huawei-Mittelklasse in Frage. Angefangen beim Samsung Galaxy S7, das mittlerweile ab 330 Euro zu haben ist und sich immer noch großer Beliebtheit erfreut. Das S7 zählte seinerzeit zur Smartphone-Oberklasse, kommt mit Always-On-Display und ist nach IP68 staub- und wasserdicht. Das Galaxy S7 lässt sich ebenfalls durch eine Micro-SD-Karte erweitern und wurde nach seiner Vorstellung vor allem in Sachen Kamera hochgelobt. Das Galaxy S7 überzeugt außerdem mit einem brillanten Super-AMOLED-Display. Allerdings ist fraglich, ob das Galaxy S7 (ohne edge) je auf Android 8 Oreo aktualisiert werden soll. Dennoch hat das S7 einige Oberklasse-Merkmale, die das P20 lite momentan nicht bieten kann.

Honor 9 lite

Anders sieht das beim Honor 9 lite aus, das bereits im Februar mit Android 8 Oreo erschienen war. Das günstige Smartphone der Huawei-Tochter kommt mit aktuell knapp 200 Euro noch mal ein ganzes Stück günstiger daher. Nutzer machen aber auch Abstriche in Sachen Akkulaufzeit und Fotoqualität. Dafür bietet das Honor 9 lite eine gute Dual-Selfie-Kamera und ein solides Full-HD+-Display. Auch hier kommt der Huawei-eigene Prozessor Kirin 659 zum Einsatz.

Huawei P smart

Als dritte Alternative zum Huawei P20 lite bietet sich das Huawei P smart an. Es ist dem Honor 9 lite ziemlich ähnlich, kommt ebenfalls mit 5,65-Zoll-Display und dem Kirin 659 daher. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Geräte allerdings deutlich. Denn das Huawei P smart kommt dem P20 lite in Sachen Design schon etwas näher. Auch hier setzt Huawei nicht auf eine spiegelglatte Glanzoberfläche, sondern mattiert das rückseitige finish unter der Glasplatte. Das Huawei P smart kommt auch mit aktuellem Android 8 Oreo und ist online ab 210 Euro erhältlich.

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