Vodafone will Unitymedia kaufen: Übernahme auf dem Kabel-Markt

Beim Breitbandausbau macht Deutschland zwar Fortschritte, spielt aber im Europa-Vergleich noch lange nicht in der oberen Liga mit. Um dort hin zu kommen, wurde am heutigen Mittwoch ein wichtiger Schritt gemacht. Vodafone will einen Großteil der Kabelnetze vom britischen Breitbandanbieter Liberty Global in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien übernehmen. Damit würde auch der deutsche Kabelnetzbetreiber Unitymedia mit seinen etwa 7,2 Millionen Kunden in den Besitz von Vodafone übergehen. Der Kauf kostet Vodafone 18,4 Milliarden Euro und soll bis Mitte 2019 abgeschlossen werden. Die Kartellbehörden müssen den Deal allerdings noch genehmigen.

Diese Folgen hätte die Unitymedia-Übernahme durch Vodafone

In Deutschland gibt es bislang keinen einheitlichen Kabel-Internet-Anbieter. Vielmehr teilten sich Kabel Deutschland und Unitymedia die Gebiete auf. Kabel Deutschland gehört seit 2014 zu Vodafone und betreibt sein Kabelnetz in 13 Bundesländern – mit Ausnahme von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Hier ist Unitymedia tätig. Mit der Übernahme von Unitymedia würde Vodafone auch die Kabelnetze in diesen Regionen kontrollieren und wäre damit der erste bundesweit tätige Kabelnetz-Betreiber Deutschlands. Das Unternehmen könnte somit knapp zwei Drittel aller deutschen Haushalte ein einheitliches Paket aus Fernsehen, Breitband-Internet und Mobilfunk anbieten.

Vodafone ist sich dieser Rolle bewusst und hat bereits weitreichende Pläne für den Netzausbau. Das Unternehmen kündigte an, bis 2022 etwa 25 Millionen deutschen Haushalten einen Gigabit-Internetzugang ermöglichen zu wollen. Klappt das, würde Vodafone den Gigabit-Ausbau drei Jahre vor dem Zeitpunkt erreichen, den die Bundesregierung anvisiert hat. Um die hohen Datenraten von 1 GBit/s zu ermöglichen, soll das Kabelnetz auf den neuen Kabelnetzstandard Docsis 3.1 aufgerüstet werden. Dafür haben die Netzbetreiber bereits im Großteil Deutschlands das analoge Fernsehen abgeschaltet.

In Städten wie Bochum ist es bereits soweit. Hier hat Unitymedia den Ausbau vorangetrieben. Zu Beginn der Woche haben Unitymedia-Vorstandschef Lutz Schüler und Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch die Stadt zur ersten Gigabit-City in Deutschland gekürt. Durch den Netzausbau können dort nun etwa 170.000 Haushalte Internet-Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 1 GBit/s buchen.

Kritiker wie die Telekom befürchten Monopolstellung

Mit der Hoheit über das Kabelnetz hätte Vodafone deutlich mehr Möglichkeiten als bisher. Das Unternehmen würde mit der erfolgreichen Übernahme vor allem der Telekom Konkurrenz machen. Zum einen benötigt die Deutsche Telekom für den Breitbandausbau länger als geplant, zum anderen sind die langsamen Kupferleitungen der Telekom den Koaxialkabeln des TV-Kabelnetzes unterlegen. Vodafone muss daher deutlich geringere Kosten für einen bundesweiten Ausbau in die Hand nehmen als der Bonner Konzern. Das schlägt sich auf die Preise für die Fernseh- und Internet-Pakete nieder. Und diese locken bekanntlich neue Kunden. Die Deutsche Telekom kommt bei den Breitbandkunden aktuell auf einen Marktanteil von rund 40 Prozent in Deutschland.

Dass der Deutschen Telekom und auch kleineren, lokalen Glasfasernetz-Anbieter die Übernahme nicht schmeckt, ist verständlich. Sie befürchten eine Monopolstellung von Vodafone auf dem deutschen Kabel-Markt. Es gibt allerdings auch Fürsprecher wie die Bundesnetzagentur. Sie sieht in der Übernahme eine Chance für Deutschland, mit dem Breitbandausbau einen großen Schritt voranzukommen und sich international besser positionieren zu können.