Spionage- Skandal: Apple und Amazon von China ausspioniert

Das Nachrichtenportal Bloomberg gilt normalerweise als gut vernetztes, gut unterrichtetes Medium. Im folgenden Spionage-Skandal könnte das aber vielleicht anders sein, denn die betroffenen US-Unternehmen dementieren die im Artikel erhobenen Vorwürfe ungewöhnlich scharf. Oder ist vielleicht genau das der Beleg dafür, dass Bloomberg richtig liegt?

Spionage-Skandal: China spioniert US-Firmen mittels Chips aus

In seinem ausführlichen Artikel hat Bloomberg kürzlich unter Berufung auf nicht näher benannte Regierungsmitarbeiter und Apple-Manager dargelegt, wie chinesische Militär-Hacker gezielt große US-Unternehmen ausspioniert hätten. Dafür seien spezielle Mikrochips in Server der Firma Super Micro eingebaut worden, durch die die Hacker Zugriff auf die gespeicherten Daten erlangt haben sollen. Insgesamt seien rund 30 Firmen von dem Spionage-Skandal betroffen, so Bloomberg. Entsprechende Untersuchungen sollen angeblich bereits seit drei Jahren laufen.

Da der Aufwand für Hardware-Hacking vergleichsweise hoch ist, vermuten die Quellen von Bloomberg, dass es China nicht um die Nutzerdaten von Privatpersonen geht. Stattdessen sei das Ziel vermutlich langfristig Zugang zu den sensiblen Daten der Firmen und sogar zu staatlichen Informationen zu erhalten. Das wäre vermutlich der größte Datenskandal seit dem Whistleblower Edward Snowden.

Zwei der betroffenen Unternehmen, nämlich Apple und Amazon, reagierten jetzt aber überraschend deutlich auf die Behauptungen Bloombergs. Werden sonst in solchen Fällen keine oder bestenfalls neutral gehaltene Pressemitteilungen herausgegeben, so verneinen die beiden Unternehmen die Behauptungen, ausspioniert worden zu sein, dieses Mal vehement. Gibt es vielleicht gar keinen Spionage-Skandal?

Apple: Keine manipulierte Hardware gefunden

So erklärte Apple, zu keinem Zeitpunkt bösartige Chips, absichtlich platzierte Schwachstellen oder sonstige manipulierte Hardware in seinem Unternehmen gefunden zu haben. Auch der Behauptung Bloombergs, Apple habe schon vor geraumer Zeit das FBI eingeschaltet, widersprach das Unternehmen. Es sei lediglich ein einziges mal ein infizierter Server, der aber nicht wie von Bloomberg behauptet von der Firma Super Micro stammte, in einem Labor gefunden worden. Da dabei aber kein zielgerichteter Angriff auf Apple vorgelegen habe, sei der Sache nicht weiter nachgegangen worden.

Auch Amazon, Super Micro und China bestreiten Vorwürfe

Ähnlich äußerte sich Amazon. Bloomberg hatte geschrieben, dass Amazon verdächtige Elektronik während der Übernahme seines Tochterunternehmens Elemental Technologie im Jahr 2015 entdeckt habe. Dem widersprach das Unternehmen inzwischen. Auch Super Micro, in dessen Elektronik die Hacker-Chips eingebaut worden sein sollen, äußerte sich inzwischen. Das Unternehmen erklärte, weder von solchen Vorfällen gewusst zu haben, noch von Regierungsbehörden kontaktiert worden zu sein. Sogar China hat sich zu dem Vorfall geäußert und jegliche Beteiligung an dem Spionage-Skandal geleugnet.

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Für die Behauptungen Bloombergs sprechen neben dem Renommee des Finanzmagazins auch der Detailgrad der Aussagen. Außerdem lässt sich aus dem Statement von Apple herauslesen, dass Bloomberg mindestens seit November 2017 an dem Spionage-Skandal recherchiert. Gegen entsprechende Vorkommnisse spricht indes, dass die Unternehmen Apple und Amazon außergewöhnlich klar auf die Vorwürfe reagiert und diese bestritten haben. Apple hat sogar deutlich darauf hingewiesen, dass keinerlei Stillschweigevereinbarung oder andersartige Auflagen seitens des FBI oder anderer Staatsorgane vorlägen. Oder anders herum: Das Dementi Apples erfolgte aus freien Stücken.

Berechtigte Zweifel

Restzweifel bleiben aber trotzdem. Denn wie sollte ein Unternehmen, das täglich mit sensiblen Daten von Millionen von Nutzern hantiert, anders reagieren als mit einem Dementi? Schließlich geben nur Nutzer ihre Daten preis, wenn sie Vertrauen in deren Sicherheit haben. Daher bleibt vorerst nur abzuwarten, bis kommende Neuigkeiten und Enthüllungen zum Spionage-Skandal mit China ein deutlicheres Bild zeichnen. Das ist auch daher wichtig, weil der Skandal auch politisch weite Kreise ziehen könnte.