Samsung Galaxy S9+ im Test : Neuauflage des S8+ mit starker Dual-Kamera

Auf dem MWC 2018 zog Samsung alle Blicke auf sich. Denn eine Smartphone-Kamera mit variabler Blende hat die Welt noch nicht gesehen. Mit animierten Emojis, fast rahmenlosen 18:9-Display und Glasdesign setzt Samsung bei seinem neuen Top-Modell Galaxy S9+ zudem auf die Trends der Stunde. Welchen Mehrwert das neue Top-Gerät im Android-Lager bietet und inwiefern Samsung beim Akku unnötig patzt, zeigt unser ausführlicher Test.

Gehäuse und Verarbeitung: Meisterhaftes Schmuckstück

Bei dem Oberklasse-Neuzugang setzt Samsung wie bei der Vorgängergeneration auf ein schickes und schlankes Gehäuse mit vollflächiger Glasdeckschicht auf beiden Seiten. Geblieben ist der glatten Oberfläche aber leider auch die Anfälligkeit für Schlieren und die Rutschgefahr. Die Abmessungen (73,8 mm x 158,1 mm x 8,5 mm) des Galaxy S9+ sind minimal ausladender als beim Vorgänger. Zudem ist der Newcomer mit 189 Gramm auch geringfügig schwerer.

Dennoch wirkt das Galaxy S9+ für seine Größe kompakt und leicht. Die Verarbeitungsqualität ist makellos, ungleichmäßige Spaltmaße sind kein Thema. Rück- und Frontseite gehen nahtlos ineinander über, was prima mit dem geschwungenen und fast rahmenlosen Dual-Edge-Display harmoniert. Wie es sich für ein Oberklasse-Gerät dieser Güte gehört, ist es gemäß dem IP68-Standard staubdicht und in der Lage, ein 30-minütiges Tauchbad in 1,5 Meter tiefem Süßwasser zu überstehen. Käufer können zwischen drei Gehäusefarben wählen: Blau, Schwarz und Lila.

An der Tastenanordnung hat Samsung beim Galaxy S9+ nichts geändert. Dadurch nervt weiterhin die Bixby-Taste, die wir immer wieder viel zu leicht mit der Leiser-Taste verwechseln. Zum Glück lässt sie sich in den Einstellungen deaktivieren. Denn der nur auf Englisch verfügbare Sprachassistent Bixby ist für deutschsprachige Nutzer weiterhin keine Alternative zum Google Assistant.

Gelungen ist hingegen die Neupositionierung des Fingerabdrucksensors, der sich auf der Rückseite wieder unter statt neben der Hauptkamera befindet. Versehentliche Fehlgriffe auf die empfindliche Kameralinse sind dadurch deutlich unwahrscheinlicher geworden.

Zwischenfazit Gehäuse und Verarbeitung

Das Galaxy S9+ ist erneut ein Musterstück für hochwertiges Smartphone-Design. Die schicke Gehäusekonstruktion mit fast rahmenlosen Display setzt weiterhin Maßstäbe. Ein unglücklicher Ausreißer ist lediglich die aufdringliche Bixby-Taste.

Display des Galaxy S9+: Augenschmaus, der aus dem Rahmen fällt

Samsung hat fast rahmenlose Smartphone-Bildschirme mit langgezogenem Seitenverhältnis populär gemacht. Auch im Galaxy S9+ setzt der Hersteller auf eine solche Konstruktion, die er selbst als Infinity-Display bezeichnet. Weil sich die Seiten des imposanten 6,2 Zoll großen XXL-Displays hin zur Rückseite krümmen, wirkt die Darstellung tatsächlich fast so, als ob sie den Rahmen sprengt.

Zudem weiß das SuperAMOLED-Display mit satten Farben, einer hohen Helligkeit und einem nuancenreichen Kontrast zu begeistern. Das ändert sich auch nicht, wenn wir das Galaxy S9+ seitlich betrachten. Farben und Helligkeit bleiben auch bei spitzen Blickwinkeln stabil.

Selbst im Außeneinsatz lässt sich das Galaxy S9+, zumindest auf maximaler Helligkeit, sehr gut ablesen. An die Leuchtkraft von Fernsehern kommt es aber nach wie vor nicht heran. Filme mit vielen dunklen Szenen sollten lieber bei gedimmter Beleuchtung genossen werden. Da wundert es nicht, dass Samsung das Marketing-Vehikel der mobilen HDR dieses Mal nicht in den Vordergrund rückt.

Dem Trend folgend setzt Samsung auf ein extra langgezogenes Format, allerdings in dem etwas ungewöhnlichem Seitenverhältnis von 18,5:9. Das macht Spaß beim Surfen und Checken von Social Media. Beim Streamen von Videos erwies sich das Format im Test jedoch nicht immer als optimal. Da die meisten Sendungen noch in 16:9 ausgestrahlt werden, ist eine vollformatige Ansicht nur durch eine Skalierung möglich. Dafür sind offenbar noch nicht alle Apps optimiert. So hatte unser Testgerät beim Schauen von ”Ghost in the Shell“ in Amazon Prime Video große Probleme und wechselte ständig das Format, was das Seherlebnis beeinträchtigte.

Displayeinstellung beim Samsung Galaxy S9+ in Lilac PurpleQuelle: Berti Kolbow-Lehradt / handy.de
Um Energie zu sparen, lässt sich die Auflösung des Displays des Galaxy S9+ reduzieren.

Nominell bietet das Galaxy S9+ mit 2.960 x 1.440 Bildpunkten (WQHD+) und einer Pixeldichte von 529 ppi eine knackscharfe Auflösung. Wer sich nicht in die Untiefen der Einstellungen bemüht, wird davon aber nicht profitieren. Denn ab Werk nutzt das Gerät nur die geringere Auflösung von Full-HD+. Vermutlich, um den ohnehin nicht überzeugenden Akku (siehe unten) nicht unnötig zu strapazieren. Dem Seherlebnis tut das allerdings keinen Abbruch. Auch so ist das Display detailreich und scharf genug.

Zwischenfazit Display

Samsung. Kann. Displays. Das beweist der Hersteller mit einer hervorragenden Bildqualität auch beim Galaxy S9+. Dabei wirkt das langgezogene Display schön schlank, bietet aber nicht immer nur Vorteile.

Sound: Dieser Lautsprecher-Klang erfüllt Räume

Videos und Spiele machen auf dem besten Display keinen Spaß, wenn der Sound unterirdisch klingt. Daher stattet Samsung das Galaxy S9+ mit sehr hochwertigen Lautsprechern und Kopfhörern aus. Sie wurden von den Audiospezialisten bei AKG entwickelt, eine Marke, die inzwischen zu Samsung gehört.

An beiden Enden des Gehäuses sind Stereo-Lautsprecher verbaut und dabei sehr clever angeordnet. Selbst beim Querhalten in beiden Händen kommen noch genug Schallwellen durch. Schon ab Werk klingt der Sound sehr respektabel. Dabei überrascht uns wie laut und dennoch verzerrungsfrei die Schallwandler aufspielen können.

Dolby Atmos beim Samsung Galaxy S9+ in Lilac PurpleQuelle: Berti Kolbow-Lehradt / handy.de
Im Schnellmenü schalten Nutzer Dolby Atmos hinzu. Dies erzeugt eine bereitere Klangkulisse.

Doch das wahre Potenzial entfaltet sich erst, wenn Nutzer Dolby Atmos in den Schnelleinstellungen aktivieren. Dolbys Audiotechnologie schafft einen beeindruckend räumlichen Klang, der vor allem bei Filmmusik und Soundeffekten zur Geltung kommt. ”Ghost in the Shell“ bei Amazon Prime Video zu streamen hat uns dadurch gleich doppelt so viel Spaß gemacht.

Für die Fälle, in denen sich kein Lautsprecher-Einsatz anbietet, packt Samsung überdurchschnittlich gute In-Ear-Kopfhörer mit Kabelfernbedienung in den Karton. Im Vergleich zu den üblichen Kopfhörer-Beilagen bieten die kleinen Knöpfe deutlich mehr Klangqualität. Uns überzeugen im Test der knackige aber nicht übertriebene Bass sowie die breite Klangbühne. Die Höhen sind für unseren Geschmack jedoch digital etwas zu sehr angehoben und klingen dadurch sehr spitz.

Samsung Galaxy S9+ in Lilac Purple mit AKG-KopfhörernQuelle: Berti Kolbow-Lehradt / handy.de
Samsung packt hochwertige Kopfhörer der Tochtermarke AKG in den Karton.

Zwischenfazit Sound

Samsung ist für großartige Displayqualität bekannt, lässt sich beim Galaxy S9+ aber auch in Sachen Sound nicht lumpen. Die Klangqualität der Stereo-Lautsprecher und In-Ear-Kopfhörer ist im Smartphone-Bereich sehr gut.