Nokia – das ist viel mehr als nur Smartphone. Natürlich produziert der Konzern Handys wie etwa das Nokia 8 Sirocco oder früher zahlreiche Windows Phones. Tatsächlich nutzt Du Nokias Technik sogar täglich, ohne es zu merken. Denn: Für die Mobilfunknetz-Infrastruktur ist Nokia, insbesondere die Sparte Nokia Networks, unabdingbar. Viele LTE-Masten verbauen Technik des finnischen Konzerns. Gerade in Deutschland ist die Technik dieser Firma häufig im Einsatz.
Kommunikationsanbieter setzen auf Nokia Networks
Der Konzern Nokia ist in verschiedene Subunternehmen aufgeteilt: Neben dem Telefongeschäft, das seit einiger Zeit an HMD Global abgegeben wurde, setzt sich Nokia mit Health-Lösungen und Zukunftsthemen auseinander. Auch eine professionelle 360-Grad-Kamera ist im Portfolio zu finden.
Mit der wichtigste Bereich trägt den Namen „Nokia Networks“ – und der hat es in sich. Nokia stellt Hard- und Software für viele deutsche und internationale Telekommunikationsanbieter her. Und genau dort setzt dieser Artikel an.
Dir wird wahrscheinlich gar nicht bewusst sein, welchen Stellenwert Nokia in unser aller täglichem Leben hat. Klar, jeder kennt das legendäre „Unkaputtbar-Handy“ 3310. Nokia war als großer Arbeitgeber in Bochum bekannt und nach der Schließung des Werkes deutschlandweit unpopulär geworden. Dass aber eigentlich jeder, der einen Vertrag mit Telefonica / O2 geschlossen hat, täglich Daten über Nokia-Systeme versendet, wissen die wenigsten.
Aus Siemens-Kooperation entsprungen
Nur mit einem kleinen Rückblick auf die Geschichte von Nokia Networks lässt sich verstehen, wie die finnische Firma auf dem Markt so eine Größe werden konnte. 2007 startete die Geschichte eines der größten Telekommunikationsunternehmen der Welt: Unter dem Namen Nokia Siemens Networks bildete sich eine Ausgründung zwischen dem finnischen Handy-Hersteller und dem deutschen Traditionskonzern Siemens.
Siemens ist der erste große Schlüssel: Die Telekom verbaute vor einigen Jahren fast exklusiv Siemens-Technik für die Mobiltelefonie. Zwischenzeitlich kaufte sich das Joint-Venture mit rund 900 Millionen Dollar bei Motorola ein, um weitere Kunden und mehr Wissen zu akquirieren. 2013 wurde der Siemens-Teil für 1,7 Milliarden Euro von Nokia eingekauft. Geboren war Nokia Solutions and Networks. Kurz darauf wurde der Konzern in Nokia Networks umbenannt.
2016 gab es die letzte bedeutende Investition seitens Nokia: Einer der größten Konkurrenten auf dem Netzwerkanbietermarkt wurde für 15,6 Milliarden Euro eingekauft. Damit ist Nokia Networks inzwischen einer der drei internationalen Big Player.
Kunden: Telefónica, Vodafone, Telekom USA und Co.
Die Kommunikationslösungen von Nokia hören unter anderem auf die Namen „RNC“ (Radio Network Controller) und „eNodeB“ (Evolved Node B). Dabei handelt es sich um Geräte, die mehr oder weniger das Internet und Mobilfunk von einem großen Server an viele tausend Endgeräte verteilen. Konkretes Beispiel gefällig? Das Flexi Multiradio 10 kann rund vier Gigabit pro Sekunde an LTE-Nutzer verteilen. Zusätzlich bietet Nokia Software zum Management von Netzen an.
In Deutschland ist der größte Kunde wohl Telefónica: Nokia übernahm bereits im Vorfeld das gesamte Netzwerkmanagement von E-Plus. Nach der Fusion mit O2 betreut die finnische Aktiengesellschaft das komplette Mobilfunkgeschäft. Die Funk-Hardware kommt somit aus einer Hand. Jeder versendete Bit und jedes Telefonat geht über Nokia Networks-Technik.
Neben Telefónica wird auch Vodafone stark mit Nokia kooperieren. Schon vor einiger Zeit gab es eine Zusammenarbeit zwischen beiden Firmen. Vor allem beim kommenden 5G-Netz soll die Partnerschaft dem Mobilfunkanbieter auf die Sprünge helfen. Bisher handelt es sich nur um Labortests. An dem Projekt sind trotzdem auch die Deutsche Telekom und zahlreiche Anbieter aus anderen Ländern interessiert.
Das Ausland bietet aber ebenfalls großes Potenzial. Für die Telekom USA rüstete Nokia in zwei Jahren mehr als 15.000 Funkmasten mit LTE auf, um weitere Regionen mit Internet zu versorgen. In Afrika bekommen 60 Millionen Menschen 4G-Zugang: In den nächsten drei Jahren baut der Mobilfunkanbieter Orange hier mit Nokia aus.
Insgesamt liefert Nokia laut eigener Webseite LTE-Technik an die zehn größten Carrier der Welt. Dazu gehören unter anderem Verizon, AT&T, Vodafone und auch die Deutsche Telekom. Damit versorgt der Konzern Anbieter in Asien, Europa und Nordamerika.
Konkurrenz von Ericsson und Huawei
Natürlich steht Nokia nicht alleine da: Trotz der Einverleibung von Siemens, Motorola und Alcatel-Lucent gibt es einige Unternehmen, die auf dem Mobilfunkmarkt als Serviceanbieter ebenfalls aktiv sind. Die größten Spieler sind Ericsson und Huawei.
Ericsson setzte 2015 fast 15 Milliarden Dollar mit Netzwerk-Equipment um. Der schwedische Konzern war einst in einer Partnerschaft mit Sony, um Telefone herzustellen. 2013 kaufte sich Sony frei und Ericsson verdient seitdem seine Brötchen im Enterprise-Markt. Der Konzern gibt an, dass 40 Prozent aller weltweit abgewickelten Telefonate über Ericsson-Netze geführt werden. Die Hauptgeschäftsgebiete liegen in Westeuropa, Asien und dem nahen Osten.
Huawei ist der größte Spieler, obwohl die Firma in den USA wegen „Datenschutzbedenken“ keine Netzwerkinfrastruktur verkaufen kann. Die US-Geheimdienste warnen ausdrücklich vor der möglichen Spionage durch die chinesische Regierung. Der Konzern setzte 2014 31 Milliarden Dollar durch Netzwerkinfrastruktur-Aufträge um. Außer in den USA ist die Huawei-Technik aber ziemlich überall zu finden; in Deutschland kaufen alle drei großen Mobilfunkanbieter bei der seit 1987 bestehenden Firma ein.
Um weitere Kunden buhlen auch ZTE und Samsung. Die beiden Firmen schafften es aber noch nicht, den lokalen Markt zu verlassen. ZTE ist hauptsächlich in China ansässig, Samsung versorgt Südkoreas Anbieter SK Telecom mit der nötigen Technik.
Nokia: Vorsprung durch Forschung
Nokia ist schon lange kein altbackener Konzern mehr, wie man es vielleicht aus den alten Symbian-Zeiten kennt. Die Firma macht das Thema Netzwerkinfrastruktur so sexy wie nur möglich. Klar, weiße Antennen sind nicht anziehend. Neue Themen und die Positionierung der Technik in Prestige-Projekten treiben den Ausbau von schnellen Netzen voran. Außerdem leistet Nokia Networks laut Webseite Lobbyarbeit: Der Konzern ist in Deutschland Projektleiter bei der Breitbandinitiative, zusätzlich engagiert er sich auf EU-Basis.
Nokia Networks liefert LTE für den Mond
Einen der größten Marketing-Coups von Vodafone und Nokia hast Du vielleicht sogar mitbekommen: Die beiden Firmen wollen den ersten LTE-Hotspot auf den Mond schießen. Vodafone stellt sein Branding und internationales Prestige, Nokia bringt das technische Know-How mit. 2019 soll der LTE-Zugangspunkt dann einen HD-Downstream vom Mond zur Erde realisieren.
Praktischen Nutzen hat das Projekt erstmal keinen. Dementsprechend groß ist die Kritik an dem Vorhaben. Allerdings ließe sich die Technik für zukünftige Mars-Reisen nutzen – auch wenn der Ping zur Erde mit zwischen drei und 22 Minuten etwas hoch ausfallen würde.
5G-Technik fest in Nokias Händen
5G war beim Mobile World Congress das Buzzword schlechthin. 5G hier, 5G da. Die neue Netzwerktechnik soll so ziemlich alles können, alles ersetzen, immer schneller sein und zusätzlich auch noch Strom auf Sende- und Empfangsseite einsparen. Wirkliche Anwendungsszenarien oder fertige Technik für den kommenden Standard gab es aber noch nirgendwo zu erspähen.
Bei der Entwicklung der nächsten Funkübertragung, die 4G ablösen soll, ist Nokia Networks aber Spitzenreiter: Zusammen mit der Telekom wurden in Hamburg und Berlin Testnetze installiert. Diese sollen – vorerst unter künstlicher Last – die Vor- und Nachteile der neuen Technik aufzeigen.
Mit 5G sollen beispielsweise smarte Autos miteinander kommunizieren. Auch Gerätschaften wie Ampeln klinken sich demnächst in das 5G-Netzwerk ein, um grüne Phasen und optimierte Schaltungen zu ermöglichen. Zahlreiche Gerätschaften, die einen größeren Maßstab als das heimische Smart Home haben, sollen über 5G effizient, fehlerfrei und sicher kommunizieren.
Forschung mit Qualcomm
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Nichts liegt näher, als beim Thema Mobilfunk einen der größten Prozessor-Produzenten mit an Bord zu holen. Mit Qualcomm forscht Nokia an neuen Techniken und Wegen, den Datendurchsatz weiter zu erhöhen. Der aktuellste Forschungsstand ermöglicht es, rund 2 Gigabit pro Sekunde an einen einzelnen Empfänger zu senden. So weit ist bisher weder Ericsson noch Huawei. Huawei trägt den Rekord mit dem größten Durchsatz mit mehreren Empfängern in einer echten Umgebung: Die Antennen versorgten 100 Endgeräte mit 4K-Videos, die flüssig abgespielt wurden. Das entspricht einer Datenrate von 32 Gbit/s.
Nokia nennt das System übrigens noch nicht 5G, sondern beruft sich auf den Namen 4.9G. Die Produkte sind also noch nicht finalisiert, sondern benötigen bis zum Marktstart noch ein paar Anpassungen. Mit der sogenannten Airscale-Produktreihe ist die Firma bereit zum 5G-Marktstart. Aber noch fehlen Geräte zur konkreten Anwendung.
Insgesamt ist Nokia im Leben von uns allen doch deutlich präsenter, als vielleicht auf den ersten Blick offensichtlich. Nur, weil Nokia im Vordergrund vielleicht nicht mehr so bekannt und die Handy-Hardware weniger interessant geworden ist, bleibt die Technik in diesem Sektor trotzdem nicht links liegen. Immerhin übernimmt die Hard- und Software des finnischen Unternehmens einen großen Teil des mobilen Datenverkehrs in Deutschland. Durch die Umsetzung von 5G-Techniken wird zukünftig noch mehr über Nokia abgewickelt werden.
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