Motorola Moto One im Test: Das Bessere ist der Feind des Guten

Die Moto-E-Serie von Motorola ist für Einsteiger gedacht, die für ausreichende Leistung möglichst wenig Geld ausgeben wollen. Die Moto-G-Serie steht ebenfalls für ein tolles Preis-Leistungsverhältnis, bietet aber ordentliche Mittelklasse statt Einsteiger-Hardware. Und das neue Motorola Moto One im Test? Das könnte genau so gut ein Moto-G-Modell sein, lediglich beim Betriebssystem gibt es Unterschiede. Denn hier setzt Motorola auf Android One statt auf „normales“ Android – aber reicht das, um sich vom restlichen Feld abzusetzen?

Moto One: Schlichtes Design, klasse Verarbeitung

Was früher groß war, ist heute normal. So misst der Screen des Motorola Moto One im Test stolze 5,9 Zoll, entsprechend groß ist natürlich auch das komplette Smartphone. Im Vergleich zum ebenfalls mit einem 5,9-Zoll-Screen ausgestatteten Motorola Moto G6 Plus sind die Maße des Moto One aber moderat. Satte 10 Millimeter kürzer und immerhin noch 3 Millimeter schmaler ist das neue Modell (insgesamt 150 x 72 x 7,97 Millimeter). Möglich macht das eine kompaktere Bauform mit vergleichsweise wenig Rand um das Display und eine ziemlich große Notch. Dadurch nimmt der Touchscreen recht viel Fläche auf der Front ein und es wird weniger Raum verschwendet.

Dabei solltest Du aber nicht zu viel erwarten. Im Vergleich mit deutlich hochpreisigeren Smartphones schneidet das Moto One im Test beim Verhältnis Display zu Gehäuse schwächer ab. Besonders am unteren Ende lässt Motorola hier viel Raum, sodass sogar noch der Motorola-Schriftzug hinpasst. In der Preisklasse um 300 Euro geht das aber in Ordnung.

Das gilt auch für Design und Materialwahl. Auf Front und Rückseite gibt es Glas, die Seiten werden von einem Kunststoffrahmen bedeckt. Der ist allerdings glänzend ausgelegt und sieht insgesamt so hochwertig wie ein Metallrahmen aus. Erst, wenn man das Smartphone in die Hand nimmt, merkt man den Unterschied. Metall würde sich dann einfach kühler anfühlen.

Fingerprint Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Fingerabdrucksensor des Moto One

Auch die seitlichen Tasten sind aus Kunststoff. Sie bieten aber wenig Spiel und sind gut in den Kunststoffrahmen eingepasst, sodass es keinen Grund zur Kritik gibt. Dank knackigem Druckpunkt und angenehmem Tastenhub lassen sich beide Tasten hervorragend bedienen. Insgesamt liegt das Motorola Moto One im Test außerdem sehr gut in der Hand. Das liegt am angenehm abgerundeten Rahmen, durch den sich keinerlei Ecken oder Kanten bei der Nutzung des Gerätes in die Handinnenfläche bohren. Mit der typischen Rutschigkeit von Glas als Werkstoff (nicht näher spezifiziertes 2,5D-Gorilla-Glas mit gerundeten Kanten) müssen Interessenten hingegen leben.  Allerdings ist sie auch nicht stärker als bei Konkurrenzprodukten ausgeprägt. Netterweise legt Motorola dem Lieferumfang eine durchsichtige Schutzhülle bei, die dieses Problem auf Wunsch löst.

Optisch ist die Rückseite sehr zurückhaltend ausgefallen. Bei unserem schwarzen Testgerät (es gibt auch noch eine weiße Version) spiegelt sie leicht, wodurch immer wieder Fingerabdrücke und andere Fettrückstände der normalen Nutzung darauf zu sehen sind. Das haben wir aber bei anderen Modellen schon schlimmer gesehen. Auffällig: Das typische Kamera-Design der Moto-Modelle gibt es beim Moto One nicht, hier will Motorola das Modell offenbar klar vom Rest des Portfolios differenzieren. Stattdessen gibt es zwei einzelne Kameralinsen, die der Hersteller in die obere linke Ecke gepresst hat. Sie stehen sicht- und spürbar aus dem Gehäuse hervor, das wirkt wenig hochwertig. Der mittig im oberen Drittel der Rückseite platzierte und leicht eingelassene Fingerabdrucksensor mit Motorola-Logo sieht da schon schicker aus. Insgesamt ist das Design des Motorola Moto One eher zeitlos zurückhaltend.

Seitliche Tasten Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Seitliche Tasten des Motorola Moto One

Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut, deutlich sichtbare Spaltmaße oder sonstige Ungenauigkeiten gibt es nicht. Mit seinen 162 Gramm Gewicht wirkt das Moto One zudem leicht genug, um nicht zu stören, gleichzeitig aber auch schwer genug, um als hochwertig durchzugehen. Stabil ist das Gehäuse obendrein. Außer gelegentlichen leichten Knarzgeräuschen gibt es keine erkennbaren Reaktionen des Gerätes auf einen Verwindungstest. Ins Wasser sollte das Motorola Moto One im Test nicht fallen, denn eine echte IP-Zertifizierung besitzt das Modell nicht. Stattdessen spricht der Hersteller von einem Schutz vor Spritzwasser und nennt das P2i-Schutz oder auch Nanobeschichtung. Ein Telefonat im Regen ist also kein Problem.

Das Design ist schlicht, aber elegant, die Materialwahl wirkt hochwertig und die Verarbeitung ist sauber. Ausreichend handlich ist das Moto One im Test auch noch. Insgesamt eine ordentliche Leistung.

Display: Zu wenig Pixel

Es klang schon an: Der Screen des Motorola Moto One im Test misst 5,9 Zoll in der Diagonale und ist damit ziemlich groß. Motorola setzt auf 19:9 als Format, das sorgt insgesamt für viel Display bei verhältnismäßig wenig Rand. Bei Motorola heißt das Max Vision. Dass das eine typische Marketing-Übertreibung ist, haben wir oben bereits ausgeführt. Die Auflösung des Touchscreens beträgt leider nur 720 x 1.520 Pixel. Das ist etwas mager für ein 300-Euro-Smartphone Ende 2018 – die rechnerische Pixeldichte von nur 285 Pixel pro Zoll (PPI) belegt diesen subjektiven Eindruck. Wirklich unscharf ist die Darstellung damit zwar nicht, so richtig knackig aber eben auch nicht. Einzelne Pixel sieht man aber dennoch nur, wenn man mit dem Auge ganz nah heran geht.

Homescreen Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Homescreen des Motorola Moto One – auch im Freien gut abzulesen

Dafür stimmen die restlichen Werte, zumindest überwiegend. Die Helligkeit ist ordentlich, bei vollflächiger Darstellung kannst Du bei genauem Hinsehen allerdings sehen, dass die Ausleuchtung nicht sehr gleichmäßig ist. Die Farbwiedergabe wirkt etwas kühl, dafür sind die Kontraste schön kräftig, ohne unnatürlich zu wirken. Beim Blick von der Seite auf den Screen bemerkt man recht schnell eine relativ starke Abschattung, Farben werden aber auch bei flachen Blickwinkeln nicht übermäßig verfälscht.

Notch Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Notch des Motorola Moto One
Always-on-Display Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
„Always“-on-Display des Moto One

Ein feines Extra: das Always-on-Display. Es zeigt für ein paar Sekunden Informationen wie Uhrzeit, Datum und verpasste Nachrichten, sobald das Smartphone bewegt wird und der Screen nicht verdeckt ist. Insgesamt ist der Screen zwar weit von der Brillanz eines guten (AM)OLED-Displays entfernt, liefert aber dem Preis angemessen im Alltag ein gutes Ergebnis ab.

Die generelle Darstellungsqualität des Displays vom Moto One im Test ist zwar in Ordnung, die Auflösung aber für ein 300-Euro-Phone im Jahr 2018 zu niedrig. FullHD+ wäre die richtige Wahl gewesen.