Motorola Moto One im Test: Das Bessere ist der Feind des Guten

Kamera: Gute Knipse für wenig Geld

Auf der Rückseite verwendet das Motorola Moto One im Test eine Dual-Kamera mit 13 (f/2.0) und 2 Megapixel. Die kleinere Knipse kannst Du dabei nicht gezielt für Fotos verwenden, sondern das Smartphone verwendet sie automatisch zur Berechnung von Tiefenschärfe. Das kommt etwa im Portraitmodus zum Einsatz, in dem die Kamera versucht, den Hintergrund unscharf zu rechnen, also künstliches Bokeh zu verwenden. Das klappt bei einfachen Motiven ganz ordentlich, bei genauerer Betrachtung sind bei unruhigem Hintergrund aber schnell Fehler zu erkennen. Das gilt auch für die Frontkamera, die Bilder mit 8 Megapixel erlaubt.

Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Dual-Kamera des Moto One

In Anbetracht des vergleichsweise niedrigen Preises knipst das Motorola Moto One im Test zumindest bei Tageslicht richtig gute Fotos. Auffällig ist die recht hohe Bildschärfe, die auch bei entfernten Objekten noch viele Details erkennen lässt. Dank gut funktionierendem Auto-HDR werden Szenen zudem sehr ausgeglichen wiedergegeben, die Bilddynamik überzeugt. Unter- oder überbelichtete Bereiche eines Fotos kommen so nur unter sehr schwierigen Gegebenheiten vor.

Originalaufnahme Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Originalaufnahme Motorola Moto One im Automatikmodus: Wegen der extrem warmen Farben sieht das Bild fast wie gemalt aus. Trotz allem sehr stimmungsvoll

Bisweilen könnten Aufnahmen aber insgesamt etwas heller sein. Kontraste sind ausreichend vorhanden. Farben werden manchmal flach in den Speicher gebannt, meistens sind sie aber sehr stark gesättigt und weisen tendenziell eine viel zu warme Farbtemperatur auf. Gelb- und Rottöne werden dabei stark betont. Auf unseren Herbstbildern wirkt das sehr atmosphärisch, tatsächlich ist das aber wenig natürlich. Bildrauschen ist hingegen nur schwach ausgeprägt.

Originalaufnahme Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Moto One: Warme Farben, schöne Herbststimmung
Quelle: Stefan Schomberg / handy.de
Honor Play: Schärfer, aber deutlich kühlere Farben – natürlicher

Bei wenig Licht ist die Bildschärfe naturgemäß schwächer, aber im Vergleich zur Konkurrenz nicht schwach ausgeprägt. Auch das Bildrauschen steigt – zumindest in der Vergrößerung – sichtbar an, hält sich insgesamt aber noch in vertretbaren Grenzen. Bei Farben verstärkt sich je nach Motiv nachts der Rotstich, insgesamt hellt die Kamera des Moto One Motive sehr wenig auf. Das erschafft natürliche Szenen, wie sie auch das menschliche Auge wahrnehmen würde, allerdings verschwinden dadurch auch weit mehr Details im Dunkel als bei den meisten Konkurrenzprodukten. Im Gegenzug gibt es wenig Bildbereiche, in denen Bildrauschen auffallen könnte.

Videos kannst Du mit der Hauptkamera sogar mit 4K-Auflösung aufnehmen, leider wie so oft nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Das lohnt nur bei recht statischen Aufnahmen, denn bei Schwenks kommt es automatisch zu typischer Unschärfe. Für eine flüssige Bildwiedergabe mit scharfer Darstellung fehlt es an Rechenpower und Bildern.

Spotfarbe Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Bild des Moto One im Modus „Spotfarbe“

Kamera-App und Frontkamera

Die Kamera-App ist übersichtlich aufgebaut, bietet dafür aber nicht übermäßig viele Funktionen. Eine davon ist Google Lens, mit deren Hilfe Du Objekte im Sucher im Internet finden kannst. Weitere Funktionen sind Spotfarbe, mit der sich eine bestimmte Farbe als einzige Farbe im Bild definieren lässt. Mit der Funktion Cinegramm kannst Du kurze GIFs erstellen, die sich anschließend bearbeiten lassen. Selfies mit Bokeh-Effekt wurden bereits weiter oben genannt. Die Qualität der Frontkamera ist dabei ausreichend, die Bilddynamik ist aber wie fast immer schwächer als bei der Hauptkamera.

Portrait-Modus Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Selfies mit dem Moto One im Portrait-Modus werden mal warm und mal kühl (wie hier) in den Speicher gebannt
Cinemagramm Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Cinemagramm-Modus des Moto One

Wow, das ist mal eine durchaus ordentliche Kamera für ein Mittelklasse-Smartphone! Zumindest, wenn man warme Farben mag. Das wirkt immer sehr freundlich und passt gut zur Herbststimmung der Bilder, natürlich ist es aber nicht.

Akku: Stramme Leistung

Der Akku des Motorola Moto One im Test leistet ordentliche 3.000 mAh – das ist für die Mittelklasse ein guter, wenn auch kein überragender Wert. Wie immer simulierten wir auch beim Motorola-Smartphone einen 8-Stunden Tag, während dem das Modell durchgehend mit dem Mobilfunknetz sowie WLAN verbunden war. Zudem haben wir alle gängigen Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram und Twitter eingerichtet und Push-Benachrichtigungen aktiviert. Auch ein Mail-Postfach war während dieser Zeit aktiv, ebenso Bluetooth und GPS. Die Bildschirmhelligkeit wurde automatisch geregelt, dabei aber auf hoch gestellt.

Dann folgten jeweils 30 Minuten lang Telefonie, Video-Streaming, Musik-Streaming, Spielen eines 3D-Games, Kameranutzung, Social Media und Surfen im Internet. Nach diesen insgesamt 3,5 Stunden zeigte die Akkuanzeige des Motorola Moto One im Test noch 59 Prozent an – ein richtig guter Wert. Anschließend kam gemäßigte Nutzung im Testalltag hinzu, bei der das Gerät häufiger im Standby war, aber immer wieder Dinge nachgeschaut und ausprobiert wurden. Nach insgesamt acht Stunden zeigte die Akkuanzeige eine Restladung von 47 Prozent an, was ebenfalls ein sehr beachtlicher Wert ist. Die anschließende Standby-Phase (16 Stunden) ohne aktive Nutzung zog davon noch einmal 4 Prozentpunkte ab, sodass nach 24 Stunden mit teilweise sehr intensiver Nutzung immer noch 43 Prozent Akkuleistung übrig blieben.

Im Schnitt zwei Tage

Über einen Tag kommt das Motorola Moto One im Test also problemlos. Im bei den meisten Nutzern wohl etwas gemäßigteren Alltag dürfte regelmäßiges Laden alle zwei Tage auch problemlos reichen. Zwar verfügt das Moto One über eine Schnellladefunktion mit 15 Watt, die das Motorola One innerhalb von 15 Minuten mit Energie für eine Betriebsdauer von sechs Stunden versorgen soll. Insgesamt dauert das Laden von 0 auf 100 Prozent aber rund 110 Minuten.

Trotz altem Chipsatz und nicht übermäßig großem Akku zeigt sich das Moto One im Test als Dauerläufer – bravo, Motorola!

Fazit zum Motorola Moto One im Test: Gut, aber nicht gut genug

Eigentlich hat Motorola mit dem Moto One im Test ein richtig ordentliches Smartphone geschaffen. Die Kamera kann in ihrer Preisklasse absolut überzeugen, der Akku liefert auch für harten Einsatz ausreichend Saft und das Design weiß auf ganzer Linie zu überzeugen, solange Du auf zeitlose Eleganz stehst. Nicht ganz zeitgemäß sind hingegen Chipsatz und Display-Auflösung, wobei sich beides gegenseitig bedingen dürfte. Denn mehr Pixel bedeuten auch mehr Leistung und die hätte beim verwendeten 3 Jahre alten Chip wohl nicht mehr gereicht.

Schade, denn davon abgesehen leistet sich das Motorola Moto One keine echten Schwächen und ist mit einer UVP von 299 Euro und einem Straßenpreis von inzwischen rund 250 Euro durchaus eine Überlegung wert. So gibt es aber keinen zwingenden Grund, zum Moto One zu greifen. Und um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Eine echte Daseinsberechtigung hat das Moto One nicht, dafür ist es etwa einem Moto G6 Plus einfach zu ähnlich.

Pro und Contra-Argumente

Pro

  • strammer Akku
  • schickes Design
  • tolle Kamera
  • Android One mit Update-Versprechen

Contra

  • alter Chipsatz
  • nur HD-Auflösung

Alternativen

Normalerweise empfehlen wir keine älteren Smartphones, in diesem Fall machen wir aber eine Ausnahme. Wer unbedingt Motorola haben will, weniger Geld parat hat, aber einen etwas moderneren Prozessor, Full-HD-Display und IP-Schutz sucht, der darf ausnahmsweise zum rund ein Jahr alten Moto X4 greifen. Das allein zeigt schon, warum es so schwer fällt, das Moto One zu empfehlen. Ansonsten raten wir (Stand Mitte November 2018) eher dazu, knapp 50 Euro mehr für ein Honor Play auszugeben. Gerade Display und Chipsatz sind hier auf klar höherem Niveau, der Akku ist mindestens genauso gut. Bei Amazon* ist das Honor Play für rund 320 Euro zu haben.

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