Motorola Moto One im Test: Das Bessere ist der Feind des Guten

Die technischen Daten im Überblick

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Motorola Moto One
Display 5.9 Zoll HD+, 285 PPI, LTPS IPS, Corning Gorilla Glass
Auflösung 720 x 1.520 Pixel
Prozessor Snapdragon 625 Octa-Core-Prozessor + Adreno 506
RAM 4 GB
Speicher 64 GB

erweiterbar um 256 GB

Hauptkamera 13 +2 Megapixel Dual-Kamera mit f/2.0-Blende
Frontkamera 8 Megapixel
Akku 3.000 mAh mit 15W Turbo-Power Ladegerät
Software Android 8.1 Oreo (Android One)
Sicherheit Fingerabdrucksensor (hinten), PIN, Muster, Passwort
Drahtlos Bluetooth 4.2, NFC
WLAN WLAN a/b/g/n (2,4 GHz + 5 GHz)
Mobilfunk 2G: GSM band 2/3/5/8, 3G: WCDMA band 1/2/5/8, 4G: LTE band 1/3/5/7/8/20/38/40
IP-Zertifizierung Nein, aber Nanoversiegelung gegen Spritzwasser
Sonstiges Klinkenbuchse
Maße & Gewicht 150 x 72 x 8 (H x B x T) mm

162 Gramm

Farben Schwarz, Weiß
UVP 299 Euro
Marktpreis 249 Euro (Mitte November 2018)
Marktstart 13. September 2018

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Technische Ausstattung und Leistung

Bei einem Blick auf das Datenblatt des Motorola Moto One im Test fällt als erstes der Chipsatz auf. Der Hersteller verwendet nämlich einen älteren Snapdragon 625 von Qualcomm, der Chip ist rund 3 Jahre alt. In der Mobilfunktechnik sind das quasi Äonen und das wirft die Frage auf, warum Motorola nicht gleich den aktuelleren Snapdragon 632 oder 636 eingebaut hat. Denn eine jüngere Chip-Generation bringt nicht nur mehr Leistung, sondern kommt normalerweise auch mit weniger Strom aus. Konkurrenzprodukte wie das Sony Xperia A2 Plus zum ähnlichen Preis zeigen, dass ein modernerer Chip die bessere Wahl ist.

Ganz zum alten Eisen gehört aber auch der Snapdragon 625 mit seinen bis zu 2 GHz zum Glück noch nicht – zumindest nicht im Alltag. In Kombination mit der eingesetzten Adreno-506-GPU und 4 GB RAM findest Du bei typischen Aufgaben wie einfachem Websurfing, Videos oder Telefonie weitgehend eine flüssige Wiedergabe vor. Nur Bilder auf Webseiten werden leicht verzögert dargestellt, anschließend navigierst Du aber flüssig auf den Seiten. Bei anfordernden Spielen wird der Wunsch nach einem neueren Chip am ehesten aufkommen.

Auch dann hilft normalerweise das Herabsetzen der Grafik, was so wieder für eine flüssige Wiedergabe sorgt. Da macht sich das Alter der Adreno 506 bemerkbar, die eben auch schon 3 Jahre auf dem Buckel hat. Schlimmer: Manche moderne Spiele wie etwa Asphalt 9 lassen sich erst gar nicht im App-Store finden. Grund dafür dürfte eine zu schwache und/oder zu alte Hardware sein. Das Moto One ist also kein optimales Zocker-Phone.

Im Alltag ausreichend, in Benchmarks ein Flop

Das bestätigt sich auch in Benchmark-Tests. In Geekbench 4 wird die Prozessorleistung im Single-Core-Test mit gerade einmal 868 Punkten angegeben und alle Kerne zusammen kommen auch nur auf 4.290 Punkte. Das ist aus heutiger Sicht für ein Mittelklasse-Smartphone alles andere als überzeugend. Gleiches gilt für insgesamt 39.062 Punkte in AnTuTu und 481 Punkte (OpenGL ES 3.1) bzw. 418 Punkte (Vulkan) in 3DMark Sling Shot Extreme. Immerhin wird das Smartphone auch bei hoher Auslastung nicht warm.

Benchmark-Ergebnisse Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Benchmark-Ergebnisse des Moto One

Punkte sammelt das Motorola Moto One im Test beim Speicher. 64 GB stehen davon insgesamt intern zur Verfügung, 11 GB sind bereits vom Betriebssystem und von Apps reserviert. Übrig bleiben 53 GB und weitere 256 GB per Micro-SD-Speicherkarte – das geht in der 300-Euro-Preisklasse in Ordnung, auch wenn Konkurrenten aus Fernost inzwischen noch mehr bieten.

Motorola Moto One im Benchmark-Vergleich

AnTuTu Geekbench
Motorola Moto One 82.352 Single-Core: 868

Multi-Core: 4.290

Motorola Moto G6 Plus 89.503 Single-Core: 868

Multi-Core: 4.105

Huawei P20 lite 87.675 Single-Core: 936

Multi-Core: 3.673

Motorola Moto G6 70.454 Single-Core: 729

Multi-Core: 3.835

Motorola Moto Z3 Play 112.287 Single-Core: 1.324

Multi-Core: 4.518

Der Speicher geht angesichts des Preises in Ordnung, aber was hat sich Motorola beim Moto One im Test bei dem Uralt-Chipsatz gedacht? Das geht trotz akzeptabler Leistung gar nicht – manche Apps lassen sich wegen des Chips nicht mal mehr installieren!

Telefonie: Dumpf aber verständlich

Dank der übersichtlichen Telefon-App von Vanilla-Android sollten eigentlich keine Bedienprobleme aufkommen. Die gibt es dann schon eher bei der Sprachqualität – sie ist eher durchwachsen. Insgesamt klingen Gesprächspartner etwas zu weit weg und leicht blechern, außerdem fehlt es an Klarheit. In ruhiger Umgebung kann man damit aber genauso leben, wie mit dem leichten Scheppern des Telefonielautsprechers.

USB Typ C Motorola Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
USB-Typ-C-Anschluss und guter Mono-Lautsprecher des Motorola Moto One

Beim einzelnen Lautsprecher an der Unterseite des Motorola Moto One im Test überrascht das Mittelklasse gerät sogar positiv, es gehört nämlich zur nicht allzu großen Riege an Smartphones, die den Klang recht ordentlich hinbekommen. Die Lautstärke ist dabei sehr hoch, die Klarheit besser und trotzdem klingt der Speaker nicht zu spitz. Zudem klirrt der Lautsprecher nur in Ausnahmefällen bei besonders laut gesprochenen Lautäußerungen. Dass Du Dich beim Freisprechen trotz allem besser in ruhiger Umgebung aufhalten solltest, dürfte klar sein. Die Verbindungsstärke war in allen Bereichen stabil.

Telefongespräche sind mit dem Moto One im Test kein Problem, auch wenn Gesprächspartner etwas dumpf klingen. Der Lautsprecher macht nicht nur bei Musik und Videos, sondern auch beim Freisprechen eine gute Figur.

Internet: Ausreichend schnell im WWW

Die WLAN-Verbindung stellte sich mit optionalem 5-GHz-Netz im Test zwar als recht stabil, aber als eher langsam heraus. Auf den modernen ac-Standard muss man verzichten, bei WLAN-n ist Schluss. Wer gezielt nach einem Mittelklasse-Smartphone sucht, wird sich daran aber wohl nicht wirklich stören. Dank 12 verschiedener (Band 1/3/5/7/8/20/38/40) LTE- und vier 3G-Frequenzen (Band 1/ 2/5/8) sind auch Auslandsreisen kein Problem. Der Empfang war im Test stets zuverlässig und stark.

Software und Besonderheiten

Auf den ersten Blick gibt es bei der Nutzeroberfläche Moto Experiences kaum Unterschiede zu anderen Motorola-Smartphones – schließlich bieten die auch nur eine an wenigen Stellen sinnvoll ergänzte Oberfläche, die ansonsten Vanilla-Android entspricht. Beim Motorola Moto One im Test setzt der Hersteller aber dieses Mal auf Android One.

Vorteil Android One

Der Vorteil: Google verspricht monatliche Sicherheitsupdates für drei Jahre und zwei Jahre lang die neueste Android-Version. Das bedeutet voraussichtlich, dass das Mittelklasse-Smartphone auf jeden Fall Android 10 erhält – das können längst nicht alle Smartphones mit ähnlichem Preisgefüge von sich behaupten. Klar gesagt hat er Hersteller das allerdings bislang noch nicht, stattdessen ist ein Update auf Android 9 bis Ende 2018 versprochen. Außerdem trüben zwei andere Dinge die beim Thema Software eigentlich gute Stimmung: Mitte November 2018 gibt es auf dem Smartphone nur Android 8.1, außerdem ist der Sicherheits-Patch von November noch nicht eingetroffen. Motorola wird hier doch wohl das durch Google und Android One gegebene Versprechen nicht brechen wollen…?

Moto-App auf dem Moto OneQuelle: Stefan Schomberg / handy.de
Moto-App auf dem Moto One

Dafür gefällt das Motorola Moto One im Test an anderer Stelle. Entgegen der Gewohnheit anderer Hersteller bleibt Motorola auch unter der Führung von Lenovo seinem Motto treu, möglichst wenig Zusatz-Software auf einem Smartphone zu installieren. Entsprechend fehlt diese sogenannte Bloatware auch auf dem One weitestgehend. Hinzugefügt hat der Hersteller hier nur das bereits erwähnte Always-on-Display und einige Gesten, die sich über die Moto-App deaktivieren lassen. Die Moto-Actions genannten Gesten erlauben es einerseits, die Taschenlampenfunktion per Hackbewegung, andererseits die Kamera durch eine doppelte Drehbewegung auch aus dem Standby heraus zu starten.

Praktisch ist die Dual-SIM-Fähigkeit, mit der nicht nur zwei SIM-Karten im Nano-Format gleichzeitig betrieben werden dürfen, sondern zusätzlich auch eine Speicherkarte. Modelle von Huawei und Honor setzen da gern auf einen Hybrid-Slot, der nur eine SIM plus Speicher oder zwei SIMs erlaubt.

Nachtrag:

Versprechen gegeben und gehalten! Lenovo hat am 27. November damit begonnen, das Update auf Android 9.0 Pie auszurollen. Damit ist die Aktualisierung rund 12 Tage nach diesem Testbericht erschienen. Mittlerweile müsste es auf dem Großteil der bisher verkauften Geräte zumindest angezeigt werden. Sollte es bei Dir noch nicht erschienen sein, lohnt eventuell ein Blick in die Einstellungen unter „Softwareaktualisierung“, um das Update unter Umständen manuell anzustoßen.

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Schnittstellen: NFC und Typ C sind dabei

Die restliche Ausstattung ist vollumfänglich, wenn auch im Detail nicht so hochwertig wie bei Spitzenmodellen. So erkennt der auf der Rückseite eingebaute Fingerabdrucksensor Finger nicht immer beim ersten Mal und es gibt auch immer eine minimale Verzögerung, bis das Smartphone entsperrt ist. Die meisten Nutzer dürften sich daran aber kaum stören. NFC, USB Typ C und eine Klinkenbuchse für den Anschluss herkömmlicher Kopfhörer runden das Angebot ab.

Die Frontkamera kannst Du für eine Entsperrung des Smartphones per Gesichtserkennung nicht verwenden. Darauf solltest Du aber ohnehin auch bei anderen Modellen mit 2D-Frontcam lieber verzichten – Gesichtserkennung per einfacher 2D-Kamera ist zu unsicher und lässt sich sogar mit einem Foto austricksen. Einen Iris-Scanner oder Face Unlock mittels 3D-Kamera wie bei Apple oder im neuen Huawei Mate 20 Pro fehlen.

Frontkamera nicht für Gesichtserkennung? Macht nichts, ist sowieso unsicher, sofern man es nicht wie Apple oder Huawei macht.