Moto G6 im Test: High-End-Feeling im Mittelklasse-Wunder

Die Kamera: Dualer Mittelklasse-Standard

Das Moto G6 kommt mit einer Standard-Dual-Kamera, wie man sie in dieser Form mittlerweile in vielen Smartphones wiederfindet: Ein 12-Megapixel-Weitwinkel und 5-Megapixel-Teleobjektiv werden flankiert durch eine grundsolide f/1.8-Blende. Was auf dem ersten Blick nach durchschnittlicher Mittelklasse mit Bokeh-Effekt anmutet, setzt Motorola mit der Kamera-Software gekonnt um. Das Potenzial der Dual-Kamera wird beim Moto G6 vollends ausgeschöpft. Die Ergebnisse der 30-minütigen Streetart-Tour (die man in einem Dorf so erleben kann) können sich sehen lassen. Das Wetter war nicht sonnig, sondern eher wolkendurchzogen. Dennoch wirken die Farben satt und kontrastreich. Pflanzen und Blumen wirken farbenfroh und nicht matt oder zu bearbeitet. Auffällig lange dauert jedoch in manchen Situationen das Auslösen. Hier vergehen gut und gerne schon mal bis zu zwei Sekunden, bis die Kamera auslöst. Durch Ausschalten des Auto-Modus lässt sich diese Zeit jedoch deutlich reduzieren. Wer auf Instagram seine Mahlzeiten gut in Szene setzen möchte, kann beim Moto G6 getrost zuschlagen.

Die Kamera-Software des Moto G6 bietet neben einem überschaubaren Standard-Repertoire auch einige KI-Spielereien. So verfügt das Mittelklasse-Smartphone über eine sogenannte Wahrzeichen- und Objekterkennung, die überraschend gut funktioniert. Im Test von handy.de erkannte das Smartphone ein MacBook, identifizierte ein Einhorn-Plüschtier als solches und konnte eine Bodylotion im Internet finden und direkt auch einen Preisvergleich anzeigen. Vorreiter wie Samsung haben das mit Bixby und Co. auf Anhieb nicht so gut hinbekommen. Die Kamera des Moto G6 scannt auch zügig QR- und Barcodes und zeigt die Produkte im Browser an.

Wie gut das Moto G6 wirklich Wahrzeichen in Großstädten erkennt, konnten wir im Testzeitraum leider nicht herausfinden. Die Objekt-Erkennung hat jedoch überzeugt. Eine Schippe drauflegen könnte Motorola hier nun auch mit der Kombination von Objekterkennung und automatischer Optimierung des Foto-Modus. Funktionen, die jedoch bislang eher in der Oberklasse zu finden sind. Bei Dämmerung lässt die f/1.8-Blende noch genügend Licht durch, um akzeptable Fotos zustande zu bringen. Bei Dunkelheit geht die Mittelklasse-Kamera jedoch in die Knie.

Glattgebügelte Selfies

Die 8-Megapixel-Frontkamera des Moto G6 ist keine Offenbarung, verrichtet ihre Arbeit aber ganz ordentlich. Android-Typisch sind vor allem die glattgebügelten Selfies, die bei Aktivierung des Beauty-Modus sämtliche Poren, Falten und individuellen Gesichtsmerkmale aber auch Hautunreinheiten verstecken. Wer es natürlicher mag, schaltet den Beauty-Modus aus und erhält die geballte Natürlichkeit – leider ohne aufregende Bokeh-Effekte oder sonstige Besonderheiten.

Motorola Moto G6 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Selfie mit Beauty-Modus
Motorola Moto G6 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Selfie ohne Beauty-Modus

 

Die Kamera des Moto G6 überzeugt. Landschaftsbilder kommen detailgetreu und farbenfroh daher. Zum Festhalten von Schnappschüssen oder auch als Kamera auf Reisen eignet sich die Dual-Kamera. Wie bei allen Mittelklasse-Geräten zeigt die Kamera ihre Schwächen bei schlechtem Licht. Auch die Selfie-Kamera überzeugt nicht wirklich, genügt aber für ein Urlaubs- oder Event-Selfie allemal. Der übertriebene Beauty-Modus dürfte vor allem Tinder-Nutzern Alpträume beim ersten Date bereiten.  

Akku

Der Akku-Test umfasst eine achtstündige alltagsnahe Intensivnutzung mit je 30 Minuten-Intervallen unterschiedlichster Funktionen:

  • 3D-Spiele
  • Social Media
  • Surfen im Chrome-Browser
  • Musik-Streaming
  • HD-Video abspielen bei voller Display-Helligkeit
  • Telefonieren
  • Fotografieren

Dem Moto G6 steht ein 3.000-mAh-Akku mit Schnelllade-Funktion zur Verfügung. Zu Beginn des Akku-Tests bewies sich das Moto G6 von Musik-Streaming und HD-Videos gänzlich unbeeindruckt und verlor in beiden Disziplinen rund neun Prozent Akku, wobei stolze acht Prozent hier allein durch die Display-Aktivität während des Video-Streamings draufgingen. Auffälliger wurde es beim Spielen von Super Mario Run. Das wilde Jump-n-Run-Game zerrte merklich an den Kräften des Akkus und schluckte weitere zehn Prozent der Akku-Ladung. Die Foto-Tour verlangte dem Akku ebenfalls neun Prozent ab, während Telefonieren, Surfen und Social-Media-Aktivitäten nicht mehr sonderlich ins Gewicht fielen (insgesamt zwölf Prozent Verlust).

Beeindruckendes Quick Charge

Am Ende des Tages wies das Moto G6 nach intensiver Nutzung eine Restladung von 48 Prozent auf, was ein guter Wert und dem Akku-Test des Huawei P20 lite nahezu identisch ist (51 Prozent nach acht Stunden). Auch die restliche Standby-Zeit von 16 Stunden überstand das Smartphone mittelklasse-gerecht und verlor am Abend und in der Nacht sieben Prozent Akku (41 Prozent Restladung). Dabei waren alle Verbindungen, Benachrichtigungen und Funktionen eingeschaltet. Auch hier ist der Wert dem Ergebnis des Huawei-P20-Akku-Tests sehr ähnlich (43 Prozent nach 16 Stunden Stand-By). Das Moto G6 sticht jedoch durch die Schnelllade-Funktion deutlich hervor und sammelt hier dicke Pluspunkte. Denn der Akkustand ist nach einer Ladezeit von 20 Minuten über den USB-Typ-C-Port von 36 Prozent Restladung auf 64 Prozent gesprungen. Dieser Wert ist überragend und in der Mittelklasse keine Selbstverständlichkeit.

Der Akku-Test des Moto G6 verlief gut. Das Handy geht erst bei rechenintensiven Tätigkeiten in die Knie. Das Spielen von Super-Mario-Run hat am meisten Strom in Anspruch genommen. Ansonsten kann dem Handy keine Tätigkeit wirklich viel anhaben. Nach acht Stunden Intensivnutzung und 16 Stunden Stand-By stehen noch 41 Prozent Akku zur Verfügung. Beeindruckend ist die Schnelllade-Funktion, die das Moto G6 wirklich richtig zügig mit neuer Energie versorgt.

Fazit: Hier kann man nicht viel falsch machenMotorola Moto G6: Das Smartphone erreicht eine gute Wertung im Test von handy.de

Vor allem angesichts des Einführungspreises von knapp 250 Euro ist das Moto G6 ein absolutes Highlight auf dem Mittelklasse-Markt im Frühjahr 2018. Denn das handliche Smartphone bietet solide Hardware mit einigen Extras in einem attraktiven und handlichen Design. Das Moto G6 kommt optisch ohne viel Schnickschnack aus, überzeugt jedoch mit hochwertigen Materialen, die gut verarbeitet sind. Das Display ist beeindruckend, so lange die Sonne nicht direkt drauf scheint. Toll ist die lange Akku-Laufzeit, die es dem effizientem Snapdragon 450 ermöglicht, lange gute Arbeit zu verrichten. Neigt sich der 3.000-mAh-Akku doch mal dem Ende zu, ist das Moto G6 super-schnell wieder mit neuer Energie nachgeladen.

Motorola zeigt mit seiner neuen Mittelklasse ganz deutlich, was auch zu einem kleinen Preis möglich ist: Mit USB-Typ-C-Port, drei Slots für SIM-Karten und Micro-SD-Karte, Dual-Kamera und AI-Features kommt das Handy mit vielen Features, die sich in der Oberklasse wiederfinden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt beim Moto G6 zu hundert Prozent. Um fünf Sterne zu erhalten, hätten wir uns eine IP-Zertifizierung und eine deutlich bessere Gesprächsqualität beim Telefonieren gewünscht.

Pro

  • Guter Akku
  • Mit Quick Charge
  • Schickes Design
  • Fingerabdrucksensor an der Front

Kontra

  • Schlechte Gesprächsqualität beim Telefonieren
  • Keine IP-Zertifizierung

Alternativen

Das Moto G6 steht in seiner Preisklasse momentan noch recht Konkurrenzlos dar. Das Huawei P20 lite ist jedoch eine echte Alternative, wenn das Display etwas besser sein soll. Das P20 lite kommt  im Notch-Design mit großem Display. Dafür sind rund 80 Euro mehr für die Huawei-Mittelklasse fällig.