Moto G6 im Test: High-End-Feeling im Mittelklasse-Wunder

Technische Ausstattung: Effizienter Prozessor für die Mittelklasse

Mitte 2017 hatte der Prozessor-Hersteller Qualcomm mit dem Snapdragon 450 die Mittelklasse umgekrempelt. Während sein Vorgänger noch im 28-nm-Verfahren gefertigt wurde und dementsprechend energiehungrig daherkam, brachte der Snapdragon 450 Ende 2017 erstmals das effiziente 14-nm-Verfahren in die Mittelklasse-Smartphones. Das Moto G6 profitiert hier nicht nur von einer bis zu vier Stunden längeren Akkulaufzeit (im Vergleich zum Snapdragon 435 bei gleicher Hardware), sondern kommt auch mit Schnellladefunktion. Generell merkt man dem Moto G6 im Alltag an, dass der Snapdragon 450 Features und Leistung mitbringt, die vor rund einem Jahr noch der Oberklasse vorbehalten waren.

Der Achtkerner arbeitet mit einer ordentlichen Taktrate von 1,8 GHz und arbeitet Hand in Hand mit der Adreno-506-GPU, die ebenfalls mit einer Leistungssteigerung von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorgänger-SoC aufwartet. Beeindruckend gut laufen hier rechenintensive Spiele über das hochauflösende Display. Super Mario Run ruckelt gelegentlich bei sehr schnellen Animationen, bei Asphalt 8 geht das Mittelklasse-Smartphone aber wie erwartet in die Knie.

Moto G6 und Snapdragon 450: Das sagen die Benchmark-Werte

Das neue Motorola-Smartphone kommt zwar mit effizienterem Snapdragon. Im Benchmarktest von AnTuTu (Version 7.0.7) zeigt sich das Moto G6 aber vollste Mittelklasse-Zugehörigkeit. Mit einem Wert von 70.454 liegt das Smartphone hinter dem Huawei P20 lite, das im Test von handy.de einen Wert von 87.675 erzielen konnte, aber auch deutlich teurer auf den Markt kam als das Moto G6. Für ein Mittelklasse-Gerät liefert das Moto G6 eine gute Arbeit ab. Das zeigt auch der Benchmark-Wert im Single- und Multi-Core durch Geekbench. Hier konnte das Moto G6 im Test von handy.de einen Wert von 729 im Single-Core und 3.835 im Multi-Core erzielen. Das neue Motorola-Handy zieht damit in die Nachbarschaft des Honor 7, Samsung Galaxy A5 (2017) oder Galaxy A7 (2017) – allesamt beliebte Mittelklasse-Smartphones der vergangenen Monate.

RAM und interner Speicher: Typisch Mittelklasse

Das Moto G6 kommt in zwei Speicher-Ausführungen, wobei in unserem Test das Moto G6 mit 3 GB RAM und 32 GB internem Speicher getestet wurde. Wahlweise steht zudem ein Moto G6 mit 4 GB Arbeitsspeicher und 64 GB internem Speicher zur Verfügung. Die kleinere 32 GB-Version dürfte für viele Nutzer nicht genügend Platz bieten. Zudem steht direkt auf der Verpackung des Mittelklasse-Smartphones, dass hier lediglich 25 GB für den Nutzer zur Verfügung stehen. Beide Speicher-Varianten lassen sich per Micro-SD-Karte jedoch um bis zu 128 GB erweitern.

Alle technischen Daten im Überblick

Moto G6
Display 5,7 Zoll, 18:9-Format, IPS
Auflösung 2.610 x 1.080 Pixel (FHD+)
Prozessor Snapdragon 450 Octa-Core, 1,8 GHz
RAM 3 GB / 4 GB
Speicher 32 GB / 64 GB, erweiterbar per Micro-SD-Karte um bis zu 128 GB
Kamera

Frontkamera

Dual-Kamera, 16 MP + 5 MP, f/1.8

8 MP

Akku 3.000 mAh, Quick Charge, USB Typ-C
Software Android 8.0 Oreo
IP-Zertifizierung Nein
Entsperrmethoden Fingerabdruck-Scanner (frontseitig), Muster, Passwort, PIN, Gesichtserkennung
Maße & Gewicht 153,8 x 72,3 x 8,3 mm – 167 g
Farben Depp Indigo
UVP ab 249 Euro
Marktstart Mai 2018

Dual-SIM-Slot mit Überraschungen

2018 ist anscheinend das Jahr der Dual-SIM-Handys. Immer mehr Hersteller setzen mittlerweile auf drei Slots im Handy. So kommt auch das Moto G6 als „echtes“ Dual-SIM-Handy ohne Hybrid-Slot daher. Das heißt, dass Nutzer hier zwei Nano-SIM-Karten und zwei Tarife nutzen können, ohne dabei auf die Speicher-Erweiterung durch eine Micro-SD-Karte verzichten zu müssen.

(K)ein Lautsprecher für alles

Zur weiteren technischen Ausstattung gehört beim Moto G6 auch ein Lautsprecher, der gleich mehrere Aufgaben übernimmt: Neben System- und Klingeltönen gibt der Lautsprecher über dem Display auch Musik wieder oder dient als Hörmuschel bei Telefonaten und als Lautsprecher. Im Test überzeugt das Moto G6 hier vor allem beim Abspielen von Musik. Das Handy bringt eine ordentliche Lautstärke zustande. Bässe und Stimmen klingen ausgewogener als bei anderen Smartphones, die im Test üblicherweise sehr blechern klingen. Wer auf diesen typischen Smartphone-Lautsprecher-Sound nicht verzichten will, kann das beim Moto G6 sogar einstellen.

Denn innerhalb der Schnelleinstellungen, die durch einen Wisch von oben nach unten aufgerufen werden können, lässt sich die Funktion „Dolby Audio“ ein- oder ausschalten. Hier wird sofort deutlich, dass das Feature ordentlich an der Soundwidergabe schraubt, wenn sie aktiviert ist. Das Schöne daran: Die maximale Lautstärke leidet nicht darunter. So ausgewogen und dreidimensional der Sound von Musik aus dem länglichen Speaker des Moto G6 dringt, so blechern und nasal kommen Gesprächspartner beim Telefonieren durch ihn herüber.

Software – Android mit marginalen Änderungen

Das Moto G6 kommt mit Android 8.0 und leichten Moto-typischen Veränderungen daher. Praktisch ist hier die Schüttel-Steuerung, die Teil der „Moto Actions“ sind und mit der sich beispielsweise die Taschenlampe oder die Kamera-App zügig öffnen lassen. Dazu wird das Moto G6 einfach zügig ein- oder zweimal geschüttelt. Die Oberfläche des Moto G6 kommt strukturiert und sehr einfach daher. Es gibt nicht viele Menü-Punkte innerhalb der Smartphone-Einstellungen, weshalb sich auch Android-Neulinge hier sehr schnell zurechtfinden dürften. Mit unterschiedlichen Zoom-Gesten lassen sich Bildschirm-Inhalte vergrößern oder verkleinern und Screenshots mit drei Fingern anfertigen. Das ist gut, da die Tastenkombination von seitlicher Power-Taste und Lautstärke-Wippe nach unten oft nicht gut funktioniert hat.

Kaum Bloatware

Das Moto G6 kommt zwangsläufig mit sämtlichen Google-Apps. Außerdem finden sich die gängigen Microsoft-Apps sowie Linked-In ab Werk auf dem Handy. Diese lassen sich zügig deinstallieren. Bei der Einrichtung des Moto G6 fragt dieses zudem nahezu höflich, ob der Nutzer gängige und beleibte Apps wie Facebook, Twitter und Co. direkt installieren möchte. Wer verneint, kann die entsprechenden Apps dann im Nachhinein über den Google Play Store installieren. Neben dem Google Assistant findet sich auf dem Moto G6 ebenfalls eine Sprachsteuerung aus eigener Fertigung auf dem Moto G6 wieder: Moto Voice. Der Sprachassistent lässt sich über die Worte „Hello Moto“ aktivieren und verfasst auf Wunsch E-Mails, erstellt Termine oder Kalendereinträge. Ganz so gut wie Googles Sprachsteuerung klappt das jedoch nicht. Motorola selbst gibt an, dass sich Moto Voice noch in der Beta-Phase befindet.

Sensoren und Schnittstellen

Lenovos neues Mittelklasse-Handy kommt mit 3,5-mm-Klinkenanschluss, was viele Nutzer von Kopfhörern erfreuen dürfte. Die gute alte „Klinke“ ist in der Smartphone-Oberklasse so gut wie ausgestorben. Erfahrungsgemäß dauert es da nicht lange, bis sich eine solche Epidemie auch auf die Mittel- und Einsteigerklasse ausweitet. Spätestens dann, wenn Nutzer auch in der Mittelklasse eine IP68-Zertifizierung verlangen, muss umgedacht werden. Zwar schaffen es Hersteller wie Samsung auch mit Klinke, eine Wasser- und Staubdichtigkeit zu entwickeln. Das ist jedoch bei weitem nicht die Regel. Viele Hersteller schmeißen den Ur-Port deshalb komplett aus dem Konzept.

Ebenfalls sehr beliebt bei vielen Nutzern von Android-Smartphones ist ein frontseitiger Fingerabdrucksensor. Auch dieses Feature bringt das Moto G6 mit. Dicht unter Display und Motorola-Schriftzug liegt der längliche Sensor, der seine Arbeit nicht nur zügig und zuverlässig verrichtet, sondern auch noch über Bedienfunktionen verfügt.  So lässt sich das Display durch Berühren des Sensors schnell einschalten und auch durch Berühren wieder ausschalten. Neben der Entsperrung des Moto G6 über Fingerabdrücke, können Nutzer hier auch in Android-Manier auf PIN, Muster, Passwort oder Gesichtsentsperrung zurückgreifen. Eine erste Begutachtung der Gesichtserkennung hat jedoch gezeigt, dass es sich hier um dieselbe unsichere Methode handelt, wie auch Huawei sie in ihren Top- und Mittelklasse-Smartphones anbietet. Die Redaktion von handy.de empfiehlt die Entsperrmethode keinesfalls, da sie sich bereits durch ein einfaches Selfie überlisten lässt.

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Wichtige Sensoren sind an Bord

Das Moto G6 kommt zudem mit USB-Typ-C-Port daher, damit auch das Quick-Charge-Potenzial des Snapdragon 450 ausgeschöpft werden kann. Ansonsten kommen ein Beschleunigungssensor, Annäherungssensor und Helligkeitssensor zur automatischen Regulierung der Displayhelligkeit zum Einsatz. Wie immer bekommt sie im Test ihren eigenen Platz, dennoch innerhalb der technischen Ausstattung erwähnenswert ist die solide Dual-Kamera mit 12- beziehungsweise 5-Megapixel-Auflösung, die das Moto G6 mitbringt.

Das Moto G6 hat im Test überrascht. Nicht, weil es mit viel High-End-Ausstattung daherkommt, sondern weil alle Mittelklasse-Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sind. Lenovo schnürt hier ein schönes und stimmiges Paket aus einem effizienten Snapdragon 450, der Quick Charge unterstützt und dank der passenden GPU auch für ruckelfreien Spielspaß sorgt. Ein Klinkenstecker und der frontseitige Fingerabdrucksensor sind Merkmale, die immer noch für viele wichtig bei der Kaufentscheidung sind. Eine ordentliche Dual-Kamera setzt dem Moto G6 in Sachen technischer Ausstattung das Krönchen auf.