Mobilfunk-Discounter Netztest: So gut sind die „Billig-Anbieter“

Wie gut ein Mobilfunknetz wirklich ist, das wird regelmäßig in unabhängigen Netztests ermittelt. Unter anderem gehört der Netztest von Connect zu denjenigen, die häufig als Vergleich herangezogen werden. Die Connect arbeitet dafür mit ihrem Partner P3 communications zusammen und beschäftigt sich in der Regel mit der Netzqualität der großen Netzbetreiber Telekom, Telefónica und Vodafone. Nun hat sich Connect allerdings die Mobilfunk-Discounter genauer angesehen und die Sprach- sowie Internet-Qualität bei den günstigen Ablegern getestet. Das sind die Ergebnisse im Mobilfunk-Dicounter Netztest.

Untersucht wurden von der Connect vor allem die Anbieter 1&1, der sowohl im o2- als auch im Vodafone-Netz agiert, Congstar und klarmobil im Telekom-Netz, Otelo im Vodafone-Netz sowie Drillisch als Vertreter im Netz von Telefónica/o2. Neben den Unterschieden in der Qualität der verschiedenen Netze sowie deren Ausbaustatus, spielt bei den Mobilfunk-Discountern vor allem auch der Zugang zum jeweiligen LTE-Netz eine wichtige Rolle. Hier liegt bei einigen Anbietern das größte Manko.

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LTE-Zugang bei den Mobilfunk-Discountern: Unterschiedlicher Standard

Zu Beginn daher ein kurzer Exkurs in die LTE-Freischaltung der verschiedenen Netzbetreiber. Die Telefónica/ o2 war der erste Provider, der LTE auch für andere im Netz tätige Anbieter geöffnet hat. Dazu zählt nicht nur die Drillisch-Gruppe, die verschiedene Marken unter sich vereint, sondern auch Anbieter wie Blau, Tchibo mobil, ALDI TALK und Fonic. Im o2-Netz sind über LTE derzeit maximale Geschwindigkeiten von 225 MBit/s im Downstream möglich. Diese Bandbreiten ermöglichen aber nicht alle Mobilfunk-Discounter. Oftmals bieten sie in ihren Tarifen nur maximale Geschwindigkeiten von 21,6 MBit/s oder 50 MBit/s an. Lediglich per LTE Turbo werden ausgewählte Tarife mit der maximal möglichen Geschwindigkeit von 225 MBit/s beworben.

2018 haben auch die Deutsche Telekom und Vodafone ihr LTE-Netz geöffnet. Allerdings zeigt sich die Telekom hier noch etwas großzügiger. Mittlerweile sind LTE-Tarife nicht nur beim hauseigenen Discounter Congstar, sondern auch bei klarmobil zu haben. Während der LTE-Zugang bei Congstar nur in den Tarifen Allnet Fat und Allnet Flat Plus sowie in der Fair Flat durch die 5 Euro teure Highspeed-Option möglich ist, bietet klarmobil den 4G-Funk in all seinen Tarifen als alternative Möglichkeit an. Der monatliche Aufpreis im Vergleich zu den UMTS-Angeboten beträgt hier ebenfalls 5 Euro. Dennoch, die maximal mögliche LTE-Geschwindigkeit von 300 MBit/s behält die Telekom ihren eigenen Tarifen vor. Die Discounter müssen sich mit maximal 50 MBit/s begnügen.

Vodafone bietet LTE lediglich bei seinem hauseigenen Discounter Otelo an. Andere Anbieter im Netz ist der Zugang noch verwehrt. Bei Otelo stehen aktuell zwei LTE-Tarife zur Wahl: Die Allnet-Flat Classic und Max. Das Highspeed-Upgrade kostet wie bei den Telekom-Anbietern 5 Euro im Monat und erlaubt das Surfen im LTE-Netz mit bis zu 50 MBit/s. Wie die Telekom schaltet auch Vodafone die maximale Bandbreite von 500 MBit/s nur in den eigenen Angeboten frei.

Mobilfunkmast von Telefónica/o2Quelle: Telefónica
Telefónica baut o2-Netz weiter aus.

1&1: Die Wahl zwischen o2- und Vodafone-Netz

Bei 1&1 haben Kunden die Wahl, ob sie sich für einen Tarif im o2-Netz oder im Netz von Vodafone entscheiden. Die Tarife im o2-Netz sind etwas günstiger und bieten zudem auch den Zugang zum LTE-Netz. Anders die über Vodafone realisierten Angebote. Hier surfen Kunden lediglich über UMTS/3G im Internet. Das liegt – wie eingangs im Mobilfunk-Discounter Netztest erwähnt – daran, dass Vodafone 4G nur bei seinen eigenen Tarifen sowie bei den beiden Allnet-Flats von Otelo anbietet. 1&1 bewirbt auf seiner Webseite vor allem die Tarife mit 24 Monaten Laufzeit. Alle Angebote sind aber auch mit monatlicher Kündbarkeit buchbar, wobei die Kosten hier im Schnitt 5 Euro pro Monat teurer sind.

1&1 vermarktet wie viele andere Anbieter mittlerweile fast hauptsächlich Allnet-Flats, die eine Telefon-Flatrate sowie eine SMS-Flat und den Zugang zum mobilen Internet beinhalten. Die Monatspreise der im o2-Netz realisierten Angebote sind dabei gestaffelt und werden nach dem ersten Vertragsjahr teurer. Das sollten Kunden vor der Buchung beachten. Das günstigste Angebot im o2-Netz beginnt daher aktuell bei 14,99 Euro, wenn man die Gesamtkosten der zweijährigen Mindestvertragslaufzeit auf die Monate herunter rechnet. Dafür gibt es eine Allnet-Flat mit 3 GB Datenvolumen. In diesem Einsteiger-Tarif ist das Surfen via LTE nur mit einer Geschwindigkeit von bis zu 21,6 MBit/s möglich. Wollen Nutzer mehr, müssen sie einen der drei anderen LTE-Tarife wählen, deren Preise auf eine Laufzeit von 24 Monaten gerechnet zwischen 19,99 Euro und 29,99 Euro im Monat betragen. Bei ihnen ist der LTE Turbo mit bis zu 225 MBit/s inklusive.

Die Tarife von 1&1 im Vodafone-Netz erlauben hingegen nur das Surfen via 3G/UMTS mit bis zu 42,2 MBit/s. Immerhin verzichtet der Anbieter hier auf eine Anhebung der Monatskosten während der Mindestvertragslaufzeit. Auch in dieser Sparte gibt es einen Basis-Tarif, der mit 19,99 Euro im Monat zwar am günstigsten ist, dafür aber nur 21,6 MBit/s im Downstream erlaubt. Wer die volle UMTS-Geschwindigkeit von 42,2 MBit/s möchte, muss einen anderen Tarif wählen. Diese gibt es – je nach gewähltem Datenvolumen – zu Preisen zwischen 24,99 Euro und 34,99 Euro im Monat.

Fazit von 1&1 im Mobilfunk-Discounter Netztest

Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 225 MBit/s im o2-Netz erlaubt 1&1 im Großteil seiner Tarife die derzeit maximal mögliche LTE-Geschwindigkeit in diesem Netz. Zudem kann der Anbieter durch seine Netzwahl punkten, da auch Tarife im Vodafone-Netz angeboten werden. Immerhin mit bis zu 42,2 MBit/s, aber dafür ohne LTE. Das Vodafone-Netz gilt als allgemein besser ausgebaut als das Netz von o2. Vor allem in ländlichen Regionen dürften Nutzer hier einen besseren Empfang haben. Dafür lässt sich 1&1 seine Vodafone-Tarife aber auch teurer bezahlen. Mehr zu den Netzen im Vergleich kannst Du hier nachlesen:

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Congstar mit LTE im Telekom-Netz

Anders als 1&1 agiert Congstar nur in einem Netz, nämlich in dem der Deutschen Telekom. Und dieses gilt allgemein hin als sehr gut ausgebaut. Den Zugang zu 4G gibt es bei Congstar über die Buchung einer separaten Highspeed-Option für 5 Euro im Monat. Sie verdoppelt die Surfgeschwindigkeit in den Tarifen Alllnet Flat und Allnet Flat Plus von 25 MBit/s auf 50 MBit/s. Buchbar ist die Option auch im neuen Congstar-Angebot Fair Flat, bei dem Kunden ihr Datenvolumen jeden Monat neu festlegen können und nur für das zahlen, was sie versurfen.

Die Fair Flat mit 2 GB und LTE startet zu Preisen ab 20 Euro im Monat. Eine SMS-Flat ist dabei allerdings nicht enthalten (Kosten je SMS: 9 Cent). Anders in der Allnet Flat und Allnet Flat Plus mit wahlweise 4 GB oder 10 GB Daten. Die Monatspreise liegen hier inklusive LTE bei 25 Euro (Flex-Verison 27 Euro) oder bei 35 Euro (Flex-Verison 37 Euro).

Fazit von Congstar im Mobilfunk-Discounter Netztest

Congstar bietet insgesamt drei LTE-fähige Tarife an. Die Fair Flat verfolgt dabei mit ihrem individuellen Aufbau eine neue Strategie. Kunden zahlen hier nur die Daten, die sie im Monat benötigen. Dennoch macht sich bei den Congstar-Angeboten deutlich, dass Kunden für ein sehr gut ausgebautes Netz auch mehr Geld zahlen müssen. Die Freischaltung von LTE beim Discounter war ein guter und sehr wichtiger Schritt. Schade ist aber, dass die maximale Bandbreite von 300 MBit/s nur den Telekom-eigenen Tarifen vorbehalten bleibt. Bei Congstar müssen sich Kunden hingegen mit 50 MBit/s begnügen. Positiv zu bemerken ist hier jedoch die Wahl der Laufzeit. Ein Aufschlag von monatlich 2 Euro für die Flex-Version ist durchaus fair.

klarmobil: Telekom-LTE vs. Vodafone-Flexibilität

klarmobil unterteilt seine LTE-Angebote in eine separate Sparte. Drei Tarife mit Allnet-Flat, SMS-Flat und wahlweise 2, 4 oder 8 GB Daten stehen zur Wahl. LTE gibt es nur in den Tarifen mit 24 Monaten Laufzeit. Im Vergleich zu Congstar fehlen also hier die monatlich kündbaren Flex-Varianten im Telekom-Netz. Diese werden stattdessen über Vodafone realisiert und erlauben daher keinen Zugriff auf den 4G-Funk. Stattdessen müssen sich Kunden bei den flexiblen Tarifen im Vodafone-Netz mit maximal 21,6 MBit/s zufrieden geben.

klarmobil erhöht nach den ersten 24 Monaten die Preise bei beiden Laufzeit-Versionen um satte 7 bis 13 Euro im Monat. Innerhalb der Mindestvertragslaufzeit sind die Tarife allerdings etwas günstiger als bei Congstar. Sie liegen bei den flexiblen Versionen im Vodafone-Netz zwischen 14,99 Euro und 21,99 Euro im Monat. Die LTE-Tarifen im Telekom-Netz kosten hingegen mehr: 17,99 Euro müssen Kunden für die Allnet-Flat mit 2 GB zahlen, bei 4 GB sind es 21,99 Euro und bei 8 GB 29,99 Euro monatlich.

Fazit von klarmobil im Mobilfunk-Discounter Netztest

Suchen Kunden Tarife im Telekom-Netz, bei denen LTE freigeschaltet sind, werden sie auch bei klarmobil fündig. Wie der Mobilfunk-Discounter Netztest zeigt, sind allerdings zwei Dinge zu beachten: Die Tarife sind in den ersten 24 Monaten zwar etwas günstiger als die Angebote von Congstar, steigen ab dem 25. Monat allerdings rapide im Preis. Hier müssen Nutzer also rechtzeitig kündigen. Ein weiteres Manko ist, dass die flexiblen und monatlich kündbaren Versionen nicht im Telekom-Netz, sondern im Netz von Vodafone realisiert werden. Und das ohne LTE. Dadurch gibt es zwar mehr Netzauswahl, es macht die Telekom-Angebote aber weniger vielfältig. Zumal im Vodafone-Netz die UMTS-Geschwindigkeit mit 21,6 MBit/s auch eher gering ausfällt.

Vodafone-Discounter Otelo mit LTE-Zugang an einsamer Front

Wer im Vodafone-Netz über LTE surfen möchte, muss entweder direkt beim Netzbetreiber einen Tarif buchen, oder er entscheidet sich für die hauseigene Discounter-Marke Otelo. Anbieter wie Lidl Connect unterstützen den schnellen Datenfunk noch nicht. LTE muss bei Otelo mittels LTE 50-Option zugebucht werden, die 5 Euro im Monat kostet. Buchbar ist die Option allerdings nur in der Allnet-Flat Classic für 19,99 Euro und in der Allnet-Flat Max für 29,99 Euro. Die Otelo-Tarife sind nur mit 24 Monaten Laufzeit zu haben und erlauben das Surfen via LTE mit bis zu 50 MBit/s. Die maximale Geschwindigkeit von 500 MBit/s bekommen Kunden nur bei Vodafone direkt.

Fazit von Otelo im Mobilfunk-Discounter Netztest

Otelo ist die einzige Möglichkeit im LTE-Netz von Vodafone zu surfen, wenn Kunden nicht direkt beim Netzbetreiber buchen möchten. Andere Discounter sind derzeit noch von 4G ausgeschlossen, wie der Mobilfunk-Discounter Netztest zeigt. Somit ist die Auswahl an passenden Angeboten leider allzu überschaubar. Unschön ist außerdem, dass Otelo-Kunden nur maximal 50 MBit/s zur Verfügung stehen, wo Vodafone doch mittlerweile das 10-fache der Geschwindigkeit ermöglichen könnte. Auch sind Otelo-Kunden wenig flexibel, da eine monatlich kündbare Version der Allnet-Flats fehlt.

Drillisch – der Riese im o2-Netz

Sie heißen maXXim, winSIM, PremiumSIM und Co. – die verschiedenen Marken von Drillisch. Realisiert werden sie allesamt im Netz von Telefónica/o2, dem Netz, das wohl am kritischsten betrachtet werden muss. Denn immer noch ist Telefónica beim Netzausbau nicht so weit fortgeschritten wie die Mitbewerber Telekom und Vodafone. Dafür punkten die Tarife von Drillisch durch standardmäßig integriertes LTE und Geschwindigkeiten von bis zu 225 MBit/s. Gängig sind allerdings oftmals 50 MBit/s. Der Netzbetreiber schaltet also auch für die Mobilfunk-Discountern die maximal mögliche Bandbreite frei und zeigt sich dadurch großzügiger als Telekom und Vodafone.

Günstige Allnet-Flats mit SMS-Flat und 1 GB Daten gibt es zum Teil schon ab 4,99 Euro im Monat. Auch sind Tarife mit 10 GB Datenvolumen für vergleichsweise günstige 22 Euro im Monat zu haben. Nicht umsonst belegt Drillisch mit seinen Marken oft die Liste der günstigsten Allnet-Flats. Hinzu kommt auch, dass die Angebote in vielen Fällen monatlich kündbar sind. Oftmals sogar, ohne dafür einen Aufpreis zahlen zu müssen.

Fazit von Drillisch im Mobilfunk-Discounter Netztest

Im Mobilfunk-Discounter Netztest zeigt sich also, dass Drillisch vor allem mit dem Preis punkten kann. Hier bekommen Kunden die umfangreichsten Leistungen für ihr Geld. Doch es gibt auch einen Haken: das o2-Netz. Vor allem auf dem Land ist das Netz oft weniger gut ausgebaut, sodass es zu Verbindungsproblemen kommen kann. Die Drillisch-Tarife bieten sich daher vor allem für Menschen an, die in Großstädten leben. Doch auch hier kann es über Telefónica unter Umständen Probleme geben. Premium-Netze wie das der Telekom sind jedoch deutlich teurer. Vor der Buchung bietet es sich also an, die Netzabdeckung im Einzugsgebiet genau zu prüfen.

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