Analyse: BlackBerry auf dem absteigenden Ast

Da steht er, einer der letzten Dinosaurier des Mobilmarktes. Florierte er einst um 2006 in der Prä-iPhone-Ära, ging BlackBerry mit der Einführung hunderter Touchscreen-Geräte langsam in die Knie. Zu wenig Innovation, ein veraltetes Ökosystem, Hardware-Tastaturen, soweit das Auge reichte. Die Rechnung bekommt das Unternehmen von Jahr zu Jahr mehr zu spüren. 2017 verkaufte BlackBerry so wenig Smartphones wie nie zuvor, weniger als eine Million Geräte wurden abgesetzt.

Weniger Erfolg als Windows Phone

Zugegeben: Ein ganzes Betriebssystem mit einem einzigen Hersteller zu vergleichen, ist nicht ganz fair. Letzten Endes verkaufte aber fast nur Nokia Smartphones mit Microsofts mobilem Betriebssystems. Die aktuellsten Verkaufszahlen für Windows Phone respektive Windows Mobile stammen aus dem letzten Quartal 2016: Dort ließen sich insgesamt 1,09 Millionen Geräte an den Mann bringen. Einem kaum mehr genutzen Smartphone-Betriebssystem vertrauten sich in drei Monaten mehr Menschen an, als es Blackberry in einem ganzen Jahr schaffte.

Das ist leider ziemlich bezeichnend: Aus dem einstigen Stern des Telefon-Marktes bleibt nur ein Schatten seiner selbst. BlackBerry hat den Anschluss verpasst. Touchscreens waren zu lange Fehlanzeige, die Business-Kunden sind zum größten Teil zur gut ausgebauten Apple-Infrastruktur gewechselt. Der Fokus auf den Datenschutz reichte Kunden nicht aus.

Das BlackBerry KeyOne

Und auch eine Hardware-Tastatur kann nichts mehr retten, wenn die Software nicht passt. Deswegen setzt BlackBerry bei den aktuell vier offiziell verkauften Smartphones auf Android. BlackBerry OS ist damit quasi begraben. Motion, KeyOne, DTEK 50 und DTEK 60 – so heißen die aktuellen Modelle. Von Erfolg kann keine Rede sein. Zwar bringt das KeyOne die altbewährte Tastatur mit physischen Tasten mit. Aber gekauft wurden alle Geräte nur sehr selten.

Blackberrys Website ist bezeichnend: Die Startseite konzentriert sich allein auf das hauseigene Sicherheits-Consulting. Smartphones? Fehlanzeige. Nur in der Navigationsbar findet sich der Link zu den Geräten, die zum Verkauf stehen. Marketingslogan: „Setzen Sie auf die bewährte Smartphone Sicherheit der BlackBerry Software“.

2017 wurden jedes Quartal mehr als 300 Millionen Smartphones verkauft. Bei 1.200 Millionen verkauften Geräten spielen 850.000 BlackBerrys quasi keine Rolle mehr.

Keine App-Monetarisierung mehr

Für den BlackBerry-Appstore wird es für Entwickler ab Ende März keine Möglichkeit mehr geben, Geld über den Verkauf von Anwendungen zu verdienen. Anfang April sind alle Anwendungen erst einmal kostenlos. Entwickler können aber noch eine eigene Zahlungsmethode einbauen, um weiterhin ein paar Euro oder Dollar zu verdienen. Die Frage ist: Lohnt sich das überhaupt? Zu klein ist die Nutzerzahl, zu groß wären die Anpassungskosten. Premium-Apps werden damit wohl komplett aus dem BlackBerry-Ökosystem verschwinden. Es bleibt verbrannte Erde.

Offiziell läuft der Support für BlackBerry OS noch. Es tut sich allerdings nichts mehr. Das maximale der Gefühle sind Sicherheits-Update.

Utopische Ziele für Blackberry-Aktionäre

Der Blackberry-Aktienkurs ist bezeichnend.

In einem Interview mit CNET sagte Francois Mahieu, CCO von Blackberry nun auch noch, dass es Ziel sei, bis Ende des Jahres drei bis fünf Prozent des „Premium-Marktes“ zu erobern. Nur: Wie soll das klappen? Die Geräte sind nichts besonderes, das Merkmal Sicherheit reicht nicht mehr als Verkaufspunkt aus. Die Produktpalette zieht nur sehr wenig Kundschaft an und auch die feste Tastatur hat sich ausgetippt.

Die BlackBerry-Aktie spricht eine klare Sprache: 2008 lagen die Aktien pro Stück bei fast 150 Dollar. Der Absturz folgte 2011, seitdem erholte sich der Kurs nicht ein Mal auf mehr als 20 Euro. Der CCO stellte die großen Ziele für 2018 vor ein paar Tagen vor. Der Aktienmarkt reagierte rein gar nicht, der Wert einer Aktie liegt weiterhin bei etwa 11 Dollar.

BlackBerry wird in naher Zukunft ein wahres Wunder präsentieren müssen, um auf die genannten Zahlen zu kommen. Drei Prozent Marktanteil würde bedeuten, dass der Konzern mindestens 10 Millionen Geräte verkauft. Das schaffte BlackBerry mindestens in den letzten drei Jahren nicht. Vielleicht gibt es aber noch eine Chance für den stark angeschlagenen Konzern. Man sagt ja nicht umsonst: Totgesagte leben länger.