iPhone Xr im Test: Dieses bunte iPhone ist massentauglich

Apple zeigte im Herbst 2018 gleich drei neue iPhone-Modelle in zwei neuen Serien. Neben den preislich weit oben angesiedelten High-End-Handys, iPhone Xs und iPhone Xs Max, präsentierte Apple auch ein günstigeres und abgespecktes Modell seiner iPhone-X-Reihe: Das iPhone Xr. Es kommt mit Alu-Rahmen, Glasrückseite und Single-Kamera. Und dennoch bringt es auch einige High-End-Features der teureren Modelle wie den Apple A12 Bionic und die TrueDepth-Kamera mit. Wir stellen Dir das iPhone Xr im Test ausführlich vor und verraten, warum sich der Kauf eines iPhone Xs (Max) eigentlich nicht mehr lohnt.

Design: Größte Farbvielfalt seit iPhone 5c

Es wird bunt: Erstmals seit dem gefloppten iPhone 5c stellt Apple ein Smartphone mit vielen Farbvariationen vor, das sich preislich immer noch an der Oberklasse orientiert, aber bei weitem nicht so teuer ist wie die meisten aktuellen High-End-Flaggschiffe. Ab 849 Euro ist das iPhone Xr bereits verfügbar: Das ist beinahe die Hälfte des Preises, den Apple für die teuerste Version des iPhone Xs Max veranschlagt.

Bereits im Vorfeld zur offiziellen Präsentation waren unzählige Informationen zum LCD-Modell der iPhone-X-Reihe bekannt geworden. Vieles hatte sich dann auch bestätigt: Das iPhone Xr kommt beispielsweise mit LC- statt OLED-Display. Die Bildschirmdiagonale reiht sich mittig zwischen dem iPhone Xs mit 5,8 Zoll und dem iPhone Xs Max mit 6,5 Zoll ein. Es kommt nämlich mit einem 6,1-Zoll-Bildschirm. Das günstigste der neuen iPhones 2018 weist außerdem ein edles Glas-Design auf und sieht von hinten beinahe so aus wie das iPhone 8. Das Apfel-Logo thront im oberen Drittel mittig auf dem glänzenden Glas.

Viele Farben für eine schwere Entscheidung

Oben links zeigt sich eine Single-Kamera mit LED-Blitz. Dabei ragt die Kamera deutlich aus dem Gehäuse hervor. An den aus Alu gefertigten Seiten ist das iPhone Xr nicht sehr von anderen aktuellen iPhones zu unterscheiden: Rechts befindet sich der Power-Button zum Ein- und Ausschalten des Displays. Darunter ist der SIM-Karten-Schlitten positioniert. Links am Rand verbaut Apple immer noch den Mute-Mechanismus und die Lautstärke-Wippe.

Unser Testgerät in der Farbe „Koralle“ sieht mal mehr pink, mal mehr orange aus – das liegt vor allem an den Lichtbedingungen. Im Tageslicht zeigt sich ein sehr frisches kräftiges Rosé-Pink, während das Smartphone bei künstlichem Licht eher orange wirkt. Der Aluminiumrahmen des iPhone Xr ist bei allen Modellen im Farbton der Rückseite gehalten. Materialbedingt glänzt dieser jedoch nicht, sondern erscheint mattiert. Hier zeigt sich ein optischer Unterschied zum teuren iPhone Xs: Dank Edelstahlrahmen glänzt das iPhone Xs an dieser Stelle mit der Glasrückseite um die Wette.

Perfekte Größe als Mittelding

Die Haptik des iPhone Xr ist jedoch so edel wie man es von Apple kennt: Das Glas inklusive Anti-Fett-Beschichtung fühlt sich hochwertig und angenehm auf der Haut an. Die Zwischengröße von 6,1 Zoll macht sich in der Hand prächtig – das iPhone Xr hat genau die perfekte Größe, während uns das iPhone Xs Max im Test ein bisschen zu klobig erschien.

Apple hat insgesamt sechs unterschiedliche Farben des iPhone Xr auf den Markt gebracht: Blau, Rot, Koralle, Gelb, Schwarz und Weiß. Kein anderes Oberklasse-iPhone kam bisher zum Marktstart in so einer üppigen Farbauswahl raus. Apple will damit möglichst viele Kunden erreichen.

Design-technisch ist das iPhone Xr auf höchstem Niveau. Es sieht schön aus, fühlt sich gut an und ist zudem noch perfekt verarbeitet. Die große Farbauswahl macht es Interessenten wohl nicht einfach.

iPhone Xr in bunten FarbenQuelle: Apple
Das iPhone Xr in sechs unterschiedlichen Farben.

Das Liquid Retina Display: Keinesfalls zweite Klasse

An der Front zeigt sich beim Blick auf das iPhone Xr ein weiterer Unterschied zu vergangenen Modell-Reihen. Das günstigere iPhone kommt mit LC-Screen im iPhone-X-Design – also mit Notch und ohne Home-Button. Apple nennt das Display des iPhone Xr „Liquid Retina Display“. Das iPhone Xr kommt somit zwar nicht mit High-End OLED-Screen, liefert aber dennoch im Hands-On eine ordentliche Bildqualität. Eine Auflösung von 828 x 1.792 Pixel und 326 ppi stehen 1.125 x 2.436 Pixel und 458 ppi des iPhone Xs gegenüber. Im Alltag lässt sich das Display des iPhone Xr natürlich einwandfrei ablesen und das Hantieren mit dem Gerät macht ebenso viel Spaß wie mit der Xs-Reihe.

Selbstverständlich erkennt man einzelne Pixel mit bloßem Auge nicht und die Inhalte laufen flüssig und hochauflösend über das Display. Die Unterschiede zum OLED-Panel des iPhone X und iPhone Xs zeigen sich jedoch vor allem bei der Blickwinkelstabilität und der Ablesbarkeit im Tageslicht. Außerdem sieht man tatsächlich die beleuchteten Pixel, wenn das Display schwarze Farbe anzeigt: Hier hebt sich die Notch optisch vom Rest des Bildschirms ab – das ist bei der OLED-Variante nicht der Fall. Ein weiterer Display-Unterschied: Die schwarzen Ränder sind viel breiter. Die maximale Helligkeit des iPhone Xr ist hingegen sehr gut und kann mit den anderen iPhone-Modellen mithalten.

Kein 3D-Touch: Fehlt das wichtige Feature merklich?

Nur bei einem Feature, das dem iPhone Xr bereits im Hands-On offensichtlich gefehlt hat, scheiden sich die Geister: 3D Touch. Warum Apple das mit dem iPhone 6s eingeführte und sehr praktische Display-Feature dem iPhone Xr nicht spendiert, kann nur gemutmaßt werden. Tatsächlich fehlte uns im Test die Funktion, die je nach Druck auf dem Bildschirm unterschiedliche Aktionen ausführt, vor allem beim Navigieren durch geschriebenen Text. Hier muss beim iPhone Xr wie bei älteren Modellen wieder der Text angetippt und gedrückt gehalten werden, um dann per Lupe an die richtige Stelle im Wort oder Satz zu navigieren.

Ansonsten ersetzt langes Gedrückthalten beim iPhone Xr die 3D-Touch-Funktion der anderen iPhone-Modelle. Wer zum Beispiel im Sperrbildschirm die Kamera aufrufen will, muss seinen Finger kurz auf dem Icon verharren lassen, um die App zügig zu öffnen. Alles in allem ist das also eine Gewöhnungssache. Wer vorher ein iPhone mit 3D-Touch besaß, wird die Funktion womöglich vermissen. Bei einem Umstieg von Android zu iOS dürfte es dank vorhandenem Haptic Touch hingegen nicht sonderlich auffallen.

Das Display des iPhone Xr ist ganz und gar nicht zweite Klasse. Apple gelingt es, die LCD-Technologie auf höchstem Niveau zu verbessern. An die Qualität von superscharfen OLED-Displays kommt das Handy natürlich nicht ran – dafür kostet es auch nicht so viel. 3D-Touch könnte Apple-Usern fehlen – wer neu ist in Sachen Apple-Smartphone dürfte das fehlende Feature aber nicht registrieren.