Huawei P20 Pro im Test: 3 Linsen für das perfekte Bild

Technische Ausstattung

Angetrieben wird das Huawei P20 Pro von einem alten Bekannten, dem Kirin 970, den Huawei bereits beim Mate 10 Pro verbaut hat. Dieser ist mit seinen acht Kernen und den satten 6 GB Arbeitsspeicher, die ihm zur Seite stehen, nicht nur besonders leistungsstark. Er ist auch sehr intelligent und lernt mit der Zeit dazu. Dafür sorgt die NPU (Neural Processing Unit), Huaweis intelligenter Subprozessor, der speziell für Aufgaben der Künstlichen Intelligenz entwickelt wurde.

Wie macht sich die NPU im Alltag bemerkbar? Zum einen sorgt sie für bessere Bilder, doch dazu mehr im Kamerateil. Zum anderen lässt sie aber Apps, die der Nutzer oft benutzt, schneller öffnen. Das ermöglicht nicht nur eine effiziente Benutzung ganz nach dem Benutzerverhalten, sondern auf Dauer auch eine längere Akkulaufzeit. Richtig bemerkbar macht sich das ganze also erst nach ein paar Tagen Benutzung. Dann konnte der Prozessor genügend Informationen über das Benutzerverhalten sammeln und seine Ressourcen entsprechend einteilen.

Beim Mate 10 Pro klappt dies bereits hervorragend. Bis zum Test des Huawei P20 Pro hatte ich, als Autorin dieses Tests, das Mate in Benutzung. Apps die ich jeden Tag benutze wie WhatsApp oder den Chrome Browser, öffnen stets ohne Verzögerung und die Akkulaufzeit ist wirklich beträchtlich. Als Normalnutzer schaffe ich es mit dem Mate 10 Pro problemlos auf gut zwei Tage Laufzeit. Auf Basis meiner sechsmonatigen Erfahrung mit dem Mate 10 Pro, gehe ich also derzeit davon aus, dass dieser Effekt auch beim P20 Pro im Laufe der nächsten Tage einsetzen wird.

Nicht in allen Benchmark-Tests auf Platz 1

Neben dem subjektiven Empfinden, dass es sich beim Kirin 970 um ein echtes Multitasking-Monster handelt, verstärken dies aber auch diverse Benchmarktests.

Im bekannten AnTuTu-Benchmark-Test erzielt das P20 Pro beispielsweise beeindruckende 211.099 Punkte. Wie zu erwarten, ist es damit auf Augenhöhe mit dem Mate 10 Pro (213.133 Punkte) oder dem Honor V10 (213.381 Punkte). Geschlagen geben muss sich das Huawei P20 Pro jedoch gegenüber dem Galaxy S9+, das im handy.de-Test einen Wert von 239.138 Punkten schaffte.

Quelle: Katharina Schell / handy.de

 

 

Quelle: Katharina Schell / handy.de

Im Geekbench 4.2-Test erzielt das P20 Pro 1.918 im Single-Core und 6.835 Punkte im Multi-Core-Score. Es ist damit auf Augenhöhe mit dem Galaxy Note 8, aber das Galaxy S9+ rennt mit 3.747 und 8.868 Punkten auch hier allen davon.

Auch die Werte des Gaming-orientierten Benchmark interessieren. Im Sling Shot Extreme Vulkan stößt das P20 Pro das Galaxy S9+ (2.955 Punkte) mit 3.380 Punkten vom Thron. Das Ergebnis ist besser als 98 Prozent aller anderen bisherigen Resultate (Stand 04.04.2018). Beim Sling Shot Extreme – OpenGL ES 3.1 knackt das P20 Pro hingegen so gerade die 3.000er-Marke und ist damit “nur“ 87 Prozent besser als andere bisherige Resultate.

Quelle: Katharina Schell / handy.de

Quelle: Katharina Schell / handy.de

Großer Speicherplatz – aber nicht erweiterbar

Mit 128 GB internen Speicher bietet das Huawei P20 Pro einen sehr großen internen Speicher. Allerdings ist dieser, wie bereits beim Mate 10 Pro, nicht erweiterbar. Besitzer müssen mit diesem Speicherplatz gut haushalten. In der Regel sollten aber die meisten Nutzer damit ohne Probleme auskommen – auch bei einer größeren Foto- oder Musiksammlung. Dennoch bleibt die fehlende Erweiterungsmöglichkeit ein Punkt, den man sich bei einem Oberklasse-Handy für rund 800 Euro auf jeden Fall gewünscht hätte.

Ein rasend schneller und zeitgleich intelligenter Prozessor, der das Nutzerverhalten studiert und ein 6 GB großer Arbeitsspeicher machen das P20 Pro zu einem leistungsstarken Multitasking-Monster, das sogar jeden Tag noch ein bisschen besser wird. Als Manko bleibt der nicht erweiterbare Speicher.

Telefonie und Internet

Natürlich darf auch die grundlegendste Funktion eines Smartphones nicht unterschätzt werden: Das Telefonieren. Im Rahmen unseres Akkutests haben wir mit dem P20 Pro auch eine halbe Stunde im Telefónica-Netz telefoniert. Beide Gesprächspartner haben sich gegenseitig gut und deutlich verstehen können. Auch ein Telefonieren über die Freisprechfunktion war möglich, wenn auch der Nutzer des P20 Pro für den anderen Gesprächsteilnehmer etwas hallend wirkte.

Nutzt man das P20 Pro im heimischen oder fremden WLAN, so ist dies im Gigabit-Standard 802.11 a/b/g/n/ac möglich. Mobil surft es sich mit dem P20 Pro ebenfalls sehr schnell mit bis zu 1,2 Gigabit pro Sekunde – wenn das Mobilfunknetz dazu in der Lage ist. In Deutschland ist das jedenfalls noch nicht der Fall. Theoretisch wäre es mit dem P20 Pro aber möglich.

Zudem ist das P20 Pro Dual-SIM-fähig. Beide Nano-SIM-Kartenschächte unterstützen LTE und sind damit perfekt geeignet für alle, die zum Beispiel gerne ihre berufliche und private Mobilfunknummer in einem Gerät vereinen.

Schnelle Surfgeschwindigkeiten und die Dual-SIM-Funktion lassen keine Wünsche offen.

Software und Multimedia

Top-Aktuell: Android 8.1 Oreo mit EMUI 8.1

Auf dem neusten Stand ist das P20 Pro nicht nur in Sachen Design, Technik und Kamera, sondern auch bei der Software. Mit Android 8.1 Oreo als installiertes Betriebssystem setzt Huawei auf die derzeit aktuellste Version des Google Betriebssystems. Entsprechend auf dem neusten Stand ist auch die hauseigene Benutzeroberfläche EMUI 8.1. Apps werden, wie beim iOS-Betriebssystem, nach der Installation direkt auf den Startbildschirmen platziert. Neben den vorinstallierten Standard-Google und Huawei-Apps, findet man auch bekannte Apps wie Facebook oder Instagram bereits vorinstalliert. Apps, die bei einem Großteil der Nutzer sicher ohnehin auf dem Handy gelandet wären. Unter den Top-Apps findet man aber leider auch Booking.com, Ebay und Netflix. Falls nicht benötigt, lassen sich diese aber problemlos löschen.

Insgesamt wirkt das Design sehr aufgeräumt und übersichtlich, auch wenn sich immer mehr Zusatz-Funktionen in den Einstellungen verstecken. Mit an Bord ist auch der Google Assistent, der aber leider nicht funktioniert, wenn man das Gerät nicht entsperrt. Zudem bietet das P20 Pro einen PC-Modus mit dem die Inhalte des Smartphones schnell an einem Fernseher oder Bildschirm betrachtet werden können.

Die KI sorgt mit Dolby für guten Sound

Während Audio-Enthusiasten aufgrund der Tatsache, dass dem P20 Pro eine 3,5-mm-Audiobuchse fehlt, vermutlich schon das P20 Pro abgeschrieben haben, sollte dieser Entschluss nicht voreilig gefällt werden. Denn die Stereo-Lautsprecher des P20 Pro können sich tatsächlich gut hören lassen. Musste man vor gut zwei Jahren bei den meisten Smartphones noch die Flucht ergreifen, wenn man diese vorrübergehend zur musikalischen Untermalung einsetzte, so sieht das bei vielen Stereo-Lautsprechern, die wie jene des P20 Pro Dolby-Unterstützung besitzen, ganz anders aus. Laut eigenen Aussagen von Huawei nutzt das P20 Pro in Partnerschaft mit Dolby die KI, um festzustellen, welche Art von Audio gerade angehört wird und passt die Wiedergabe entsprechend an, um für ein optimales Hörerlebnis zu sorgen.

Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer lassen sich per USB Typ-C-Anschluss an das Huawei P20 Pro anschließen. Der Sound ist für einen mitgelieferten Standard-Kopfhörer zufriedenstellend, jedoch ist der Tragekomfort wohl nicht bei jeder Ohrform auf Dauer gegeben. Eine Anpassung durch wechselbare Ohradapter ist nicht möglich. Da es noch nicht wirklich viele Kopfhörer mit USB-Typ-C-Anschluss gibt, werden wohl klassische Klinken-Kopfhörer oder Bluetooth-Kopfhörer hier sehr beliebt sein.

Sensoren und Schnittstellen

Der wohl wichtigste Sensor beim Huawei P20 Pro ist der Fingerabdrucksensor im Home-Button auf der Vorderseite. Dieser entsperrt sicher und rasend schnell innerhalb von weniger Zehntelsekunden. Es genügt sogar, nur einen Teil der Fingerkuppe aufzulegen und schon hält man ein entsperrtes P20 Pro in den Händen. Doch damit nicht genug. Denn der Fingerabdruckscanner kann auch zur Steuerung genutzt werden, wenn man auf die standardmäßig voreingestellten On-Screen-Tasten verzichten möchte. Mit dem Home-Button kann zum Beispiel zurück oder zum Home-Screen navigiert werden. Ein Wisch nach links oder rechts öffnet eine Übersicht der zuletzt geöffneten Apps. Streicht man nach oben, gelangt man zum Google Assistant.

Nicht nur per Fingerabdruck, sondern auch mit dem Gesicht kann das Gerät entsperrt werden. Anders als Apple nutzt Huawei hier aber nur die normale Frontkamera, eine deutlich sichere Face-ID-Kamera fehlt. Im Test genügte ein einfaches Selfie auf einem anderen Smartphone um das  Huawei P20 Pro zu entsperren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte daher lieber auf den Fingerabdruckscanner oder den altbewährten Code setzten.

[article_box articles=“6265″]

Entscheidet man sich trotz der Sicherheitsbedenken für das Entsperren per Face Unlock, so funktioniert dies sehr schnell. Man kann zwischen zwei Varianten wählen: Das Handy entsperrt sofort, sobald man es vor das Gesicht hält oder erst nachdem eine Wischgeste von unten nach oben getätigt wurde. Im Test hat sich die zweite Variante als die sicherere herausgestellt. So geht man sicher, dass man das Handy nicht aus Versehen entsperrt.

Außerdem verfügt das P20 Pro noch über die folgenden Sensoren und Schnittstellen: Bluetooth 4.2, NFC, GPS, Glonass und Beidou.

Der wohl schnellste und sehr gut platzierte Fingerabdruckscanner konnte im Test überzeugen. Fehlerhafte Scans gab es keine. Leider ist die Entsperrmethode Face Unlock sehr unsicher und einem Flaggschiff nicht würdig. Da der Fingerabdruckscanner aber überragend schnell funktioniert, sollte man die Gesichtserkennung einfach ignorieren.