Honor View 20 im Test: Das Loch-Handy auf dem Prüfstand

Honor View 20 im Kamera-Test

Vielversprechend ist die Dual-Kamera auf der Rückseite des Smartphones. Honor verbaut hier als erster Hersteller den neuen Sony-Sensor (MX586) mit 48 Megapixel-Auflösung, dem ein 3D-Sensor zur Seite steht. Dieser hat einzig zur Aufgabe, mittels Infrarot Entfernungen und Bewegungen zu registrieren. Strenggenommen besitzt das Honor View 20 also gar keine Dual-Kamera im klassischen Sinne. Trotzdem können sich die Ergebnisse sehen lassen. Innerhalb der Kamera-App wird vor allem die KI-Fähigkeit des Kirin 980 deutlich. Das Honor View 20 erkennt Objekte und Lebewesen, und nimmt für ziemlich jede Situation die „ideale“ Einstellung vor. Der AI-Modus meint es allerdings manchmal zu gut, was zu leicht künstlichen Ergebnissen führt mit knalligen Farben und übertriebenen Kontrasten. Den AI-Modus kann man nach Huawei/Honor-Manier allerdings jederzeit ausschalten.

Solider Nachtmodus mit schönen Ergebnissen

Seine Stärken zeigt die Sony-Kamera im Honor View 20 vor allem bei Stillleben. Gebäude, ruhig stehende Personen oder Objekte werden dank AI-Ultra-Clarity-Modus perfekt in Szene gesetzt. Hierfür nimmt das Honor View 20 innerhalb weniger Sekunden mehrere Bilder auf und fügt sie zu einem zusammen. Gleiches gilt übrigens für den Nachtmodus, der beeindruckende Ergebnisse liefert:

Was auffällig ist: Die Nachtbilder sind allesamt mit einem von leicht bis stark wirkenden Gelbstich versehen. Für das perfekte Bild bei Dämmerung oder in den Abendstunden benötigt man zudem mehrere Anläufe. Trotzdem ist dieses Feature eines der größten Highlights des Honor View 20 im Test. Auch beim Zoomen zeigt sich der Sony-Sensor von einer guten Seite. Details gehen nicht so sehr verloren und das Bild ist relativ rauscharm:

Honor View 20 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Eine Babymöwe ohne Zoom – da geht aber noch mehr.
Honor View 20 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Selbst herangezoomt sind noch viele Details der Möwe zu erkennen. Das Bild rauscht nicht.

Selfies ohne Autofokus

Die kleine Loch-Kamera an der Front knipst mit satten 25 Megapixeln Selfies mit oder ohne Beauty-Modus. Die Ergebnisse wirken trotzdem immer irgendwie künstlich, glattgebügelt. Zudem müssen Nutzer auch hier mehrere Anläufe nehmen, um ein wackelfreies, scharfes Selbstporträt zu schießen. Der Grund: Honor spendiert der auffälligen Frontkamera keinen Autofokus.

Die Kameras des Honor View 20 gehören sicherlich nicht zu den besten auf dem Smartphone-Markt. Die Hauptkamera besticht jedoch vor allem durch den guten Nachtmodus, der wirklich Spaß macht, und die AI-Fähigkeit des Kirin 980 perfekt zum Vorschein bringt. An der Front macht die Selfiekamera zwar durch ihre ungewöhnliche Position im Display auf sich aufmerksam. Die Ergebnisse sind jedoch eher durchschnittlich. Ein Autofokus wäre hier wünschenswert gewesen.

Software und Multimedia

Natürlich kommt das Honor View 20 mit neuestem Android 9 Pie. Im Unterschied zu bisherigen Honor-Smartphones kommt jedoch nicht die Benutzeroberfläche EMUI zum Einsatz, sondern die ganz neue Magic UI, die auch auf dem Slider-Smartphone Honor Magic 2 vor allem für noch mehr künstliche Intelligenz, ein leicht verändertes Design und ein neues Farbschema sorgt. Wie bereits erwähnt kommt leider nur ein Lautsprecher an der Unterseite zum Einsatz, der eher schlecht als recht platziert ist. Bloatware findet sich ebenfalls auf dem Honor View 20 wieder: Sämtliche Google-Apps und Huawei-Anwendungen sind bereits vorinstalliert, die meisten lassen sich jedoch schnell entfernen. Besonders freuen dürfen sich Fortnite-Fans: Wie bereits Samsung mit dem Galaxy Note 9, hat Huawei anscheinend eine Kooperation mit Spieleentwickler Epic Games gestartet und bietet Besitzern des Honor View 20 ein exklusives Honor-Guard-Skin:

Honor View 20 im Akkutest

Jedes unserer Testgeräte muss sich auch in unserem anspruchsvollen Akku-Test beweisen. Zunächst nehmen wir bei allen Geräten die folgenden Einstellungen vor: Das Handy während der Test-Dauer überwiegend im WLAN verbunden, lediglich für den Kamera-Test kommen mobile Daten zum Einsatz. Bluetooth, GPS und Push-Benachrichtigungen sind aktiv und der Tester ist mit den wichtigsten sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram und Twitter) verbunden. Die Displayhelligkeit steht auf automatisch. Bevor der Test startet, wird das Testgerät zudem auf 100 Prozent geladen. Dann startet die achtstündige Intensiv-Phase, in dem das Gerät getestet wird und die außerdem die folgenden Disziplinen zu je 30 Minuten beinhaltet:

  • Fotografieren
  • Im Internet surfen
  • In sozialen Netzwerken surfen und chatten
  • Musik-Streaming
  • HD-Video streamen
  • Telefonieren
  • 3D-Game spielen

Kein Wireless Charge trotz Glas

Danach befindet sich das Smartphone weitere 16 Stunden im Standby-Modus. Das Honor View 20 bringt einen üppigen 4.000-mAh-Akku mit, der sich dank Quick-Charge richtig schnell mit neuer Energie versorgt. Der Akkutest verlief unauffällig. Besonders löblich ist, dass das Honor View 20 im Test zu keiner Zeit einer starken Hitzeentwicklung ausgesetzt war. Selbst nach der 30-minütigen Gaming-Session war das Gerät höchstens durch die Körperwärme leicht erhitzt. Die Akkuleistung zeigt sich hier solide. Nach allen Disziplinen bot das Honor View 20 noch einen guten Wert von 61 Prozent Restladung.

Wird das Oberklasse-Handy nicht angefasst und pusht Benachrichtigungen und Co. im Standby-Modus, zeigt sich ein hervorragendes Energiemanagement. 56 Prozent standen nach dem 24-Stündigen Akkutest noch oben rechts in der Anzeige. Somit sollten Nutzer des Honor View 20 zwei volle Tage mit einer Akkuladung auskommen, bevor nachgeladen werden muss. Über Wireless Charge verfügt das Honor View 20 trotz Glasrückseite jedoch leider nicht.