Honor View 20 im Test: Das Loch-Handy auf dem Prüfstand

Das Honor View 20 im Test: Das Loch-Handy ist der neueste Smartphone-Streich der nicht mehr ganz so jungen und nicht mehr ganz so günstigen Huawei-Tochter. Dass mit dem „Loch-Smartphone“ nicht nur der Display-Markt revolutioniert wird, sondern eine junge Marke endgültig erwachsen geworden ist, zeigt das Handy eindrücklich. Die Huawei-Tochter will ernst genommen werden – zurecht, wie das Honor View 20 im Test beweist.

Ein 6,4 Zoll großes Display, eine neuartige Kameralösung an der Front und die 48 Megapixel-Kamera von Sony – das sind die Keyfacts des schillernden Honor View 20. Dass das Smartphone ganz und gar der Oberklasse zugehörig ist, zeigen auch die weiteren technischen Daten: Ein Kirin 980 Achtkern-Prozessor mit kraftvoller KI-Einheit, bis zu satten 8 GB Arbeitsspeicher und ein 4.000-mAh-Akku mit Fast-Charging-Funktion. Doch nicht alles ist schick und perfekt am Honor View 20. Da wäre zum einen der Preis. Ein Aufschrei geht durch die Honor-Community, war die Marke in der Vergangenheit immer durch seine günstigen aber technisch fortschrittlichen Smartphones bekannt. Doch die Tochter kapselt sich langsam von der Familie ab. Das zeigt das View 20 schon auf den ersten Blick. Schauen wir uns das Loch-Smartphone also genauer an.

Pro

  • Schneller und intelligenter KI-Prozessor
  • Ausdauernder Akku, der bis zu zwei Tage hält
  • Gute Kamera mit Nachtmodus
  • Futuristisches Design mit Loch-Kamera

Kontra

  • Nicht IP-zertifiziert
  • Kein Wireless-Charge trotz Glasrückseite
  • Keine Speichererweiterung

Honor View 20 im Test: Das Design

Beim neuen Flaggschiff von Honor weiß man nicht, wohin man zuerst gucken soll. Die Front des 6,4-Zoll-Handys besticht durch ein neuartiges, futuristisches Design. Das liegt nicht zuletzt an der fehlenden Notch und einer beeindruckenden Displayfläche von 91,82 Prozent im Verhältnis zum Gehäuse. Spektakulär zieht sich zudem das Design auf die Rückseite. Markante blaue oder rote Lichtreflexionen zeigen ganz deutlich pfeilartig nach unten – auf das neue Logo. Honor hält sich selbst nicht mehr klein und tauscht die quirligen kleingeschriebenen Buchstaben gegen große Lettern. Damit schreit das Honor View 20 förmlich nach Aufmerksamkeit und sagt ganz selbstbewusst: „Seht her, ich bin erwachsen geworden!“ Die rote Variante des Honor View 20 vertritt dieses Statement noch einen Hauch mehr als die hierzulande erhältliche blaue Version:

Ganz ohne Bildsprache kommen die weiteren Design-Merkmale aus: Die Dual-Kamera mit 48-Megapixel-Sensor von Sony ist horizontal angeordnet und oben links in die Glas-Rückseite eingelassen. Mittig und ziemlich weit oben liegt zudem der Fingerabdrucksensor. Hier zeigt sich erstmals ein Unterschied zum Mutterkonzern Huawei, der bei seinen Flaggschiffen, wie dem Huawei Mate 20 Pro mittlerweile In-Display-Lösungen verbaut. Bei frontaler Ansicht, zeichnen sich rechtsseitig Lautstärkewippe und Power-Button ab. An der Unterseite verbaut Honor den USB-C-Port. Blicken wir noch mal auf die Front, stellt sich eine wichtige Frage: Wo ist der Lautsprecher? Hier setzt Honor nicht auf die noch unausgereifte In-Display-Lösung sondern lässt den Telefonlautsprecher dicht über das Display in den schmalen Rand ein.

Kurzfazit: Design

Ziemlich jedes Superlativ, was einem zu Smartphone-Design einfallen kann, nimmt das Honor View 20 gerne entgegen – und das zu Recht. Das Handy fühlt sich richtig gut an in der Hand. Die weichen Rundungen, das Glas und die Taster mit perfektem Druckpunkt machen Spaß beim Hantieren. Optisch ist das Honor View 20 wohl eines der modernsten Smartphones am Markt und besticht durch ein auffälliges, provokantes Design mit schillernden Lichtreflexionen. Highlight ist das große Display mit Loch-Kamera und ganz schmalen Rändern. Schauen wir uns das Display aber noch mal genauer an.

Das Display

Display, Display und noch mehr Display. Das ist der aktuelle Trend am Smartphone-Markt. Hersteller versuchen seit Jahren, alle optischen Störfaktoren vom Screen zu entfernen. Bei dieser Revolution ist die Notch längst nicht mehr eine Innovation, sondern zeichnet sich als Übergangslösung auf dem Weg zum perfekten Display ab. Doch von „perfekt“ ist das Honor View 20 trotz innovativer Loch-Kamera weit entfernt.

Denn statt eines OLED-Displays verbaut die Huawei-Tochter ein LC-Display mit IPS-Technologie. 1.080 x 2.310 Pixel und somit Full-HD+ sind ausreichend. Im beispielhaften Display-Vergleich mit dem Huawei Mate X hat die Auflösung des View 20 natürlich keine Schnitte. Allerdings hätte sich ein OLED-Panel noch deutlicher auf den Endpreis des View 20 ausgewirkt und würde mit Huaweis eigener Produktpalette stark konkurrieren.

Trotzdem bleibt das Display des Honor View 20 ein Highlight. Denn, seien wir mal ehrlich, gewöhnt man sich sehr schnell an die Displayauflösung des eigenen Smartphones. Honor schafft es, das Display schön groß und schnörkellos zu konzipieren. Dabei wird das sogenannte Kinn unterhalb des Displays immer schmaler und die Notch immer kleiner. Beim Honor View 20 kommt sie also in Form einer Loch-Notch, Loch-Kamera oder – besonders kreativ – Knopfloch-Kamera. Das Honor View 20 besitzt also lediglich eine kleine Aussparung für die runde Frontkamera-Linse mit 25-Megapixel-Auflösung.

Kurzfazit: Display

Groß und schön – das Display des Honor View 20 könnte natürlich schärfer auflösen, das ist aber nicht der Anspruch der Huawei-Tochter. Blendet man die Tatsache aus, dass kein OLED-Panel zum Einsatz kommt, macht das Display großen Spaß. Nervt das Loch? Nein – beim täglichen Umgang fällt der zierliche „Schönheitsfleck“ überhaupt nicht mehr ins Auge. Im Gegenteil: Ein riesiges Display ohne Notch ist mittlerweile etwas ganz Neues für die Augen und optisch sehr ästhetisch. Doch jetzt geht’s ans Eingemachte. Weg von Optik und Ästhetik, hin zu den noch wichtigeren inneren Werten.