Honor 10 im Test: Geduldig zum perfekten Begleiter

Kamera: Eine ruhige Hand ist gefragt

Künstliche Intelligenz bei Smartphones ist in aller Munde. Dank des in diesem Bereich bereits erfahrenen Mutter-Konzerns Huawei hat Honor die günstige Chance beim Schopfe ergriffen und dem Honor 10 eine rückseitige Dual-AI-Kamera verpasst. Die nackten Daten auf einen Blick:

  • Farbsensor mit 16 Megapixeln
  • Monochrom-Sensor mit 24 Megapixeln
  • Maximale Auflösung: 5.632 x 4.224 Pixel
  • f/1.8 Blende
  • Elektronischer Bildstabilisator
  • Videos: UHD / 4K (3.840 x 2.160 Pixel)

Honor 10 Kamera in Phantom GrünQuelle: Julia Froolyks / handy.de

Der Kirin 970 bringt dank NPU eine gewaltige Portion AI in die Sache. Denn das Honor 10 verfügt über dieselben klugen Mechanismen wie das Huawei P20. Konkret heißt das: Das Honor 10 kann aus 22 Szenarien über 500 Objekte erkennen und ideale Anpassungen vornehmen. Dazu gehören zum Beispiel Landschaften, Tiere, Personen, Pflanzen und Lebensmittel. Echtzeit-Multi-Szenen- und Objekterkennung nennt Honor das Feature der AI-Kamera. Das funktioniert mit dem Honor 10 genauso gut wie mit dem Huawei 20 Pro, das sich nur durch eine fantastisch große Blende und dem Tele-Objektiv noch weiter abheben kann.

AIn bisschen übertrieben

Die AI-Funktion des Honor 10 ist dabei aber etwas gewöhnungsbedürftig. Was richtig gut funktioniert ist das künstliche Hochrechnen der Helligkeit in dunklerer Umgebung. Auch bei Detailaufnahmen wird das sehr deutlich. Der Salat ist beispielsweise ohne AI-Modus in den Zwischenräumen recht dunkel. Dank AI werden die Stellen aufgehellt und das Bild wirkt stimmiger und farbenfroh. Doch besonders bei Blütenbildern wird deutlich, dass die künstliche Intelligenz im Honor 10 hier zu Übertreibungen neigt: Die tränenden Herzen sind zwar von Natur aus schon sehr pink. Das Honor 10 gibt den Blüten allerdings noch eine Extra-Portion Farbe mit. Das sieht künstlich aus. Zugute halten muss man der AI-Einheit, dass auch der Kontrast der Bilder hochgeschraubt wird, was sich sehr positiv auf das Endergebnis auswirkt.

Salat ohne AI-Modus fotografiert 

Salat mit AI-Modus fotografiert

Blüten ohne AI-Modus fotografiert 

Blüten mit AI-Modus fotografiert

Mit ein wenig Übung zum Erfolg

Auch bei Landschaftsaufnahmen wird das deutlich: Der Himmel zeigt einen Farbverlauf, der natürlich unglaublich schön aussieht, so aber eher selten bis gar nicht in der Realität zu sehen ist. Der AI-Modus des Honor 10 verzerrt somit ganz leicht die Realität. Wer das nicht mag, schaltet ihn einfach ab. In den Abendstunden lohnt sich das Einschalten allerdings wieder, wie die Fotos vom „The Shard“ und der St. Pauls Cathedral in London eindrücklich unter Beweis stellen. Hier rauscht es zwar an einigen Stellen, dennoch ist die Szenerie gut beleuchtet. Die besten Ergebnisse erzielt man hier mit einer ruhigen Hand oder einem Stativ.

Honor 10 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Die Szenerie wurde durch eine Glasscheibe hindurch fotografiert.
Honor 10 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de
Der Himmel zeigt einen tollen Farbverlauf.

Auch der Bokeh-Effekt der Dual-Kamera kann sich sehen lassen. Das ist in der Smartphone-Szene mittlerweile schon fast zum Standard geworden. Auch bei der Kamera gilt: Mit Geduld und einem guten Händchen entstehen tolle Aufnahmen. Die Dual-Kamera ist anspruchsvoll und der AI-Modus eignet sich nicht für wilde Schnappschüsse, sondern will mit tollen Szenerien gefüttert werden. Hier lernen beide: Der Smartphone-Nutzer und die Kamera des Honor 10.

Frontkamera des Huawei P20 Pro

Die Frontkamera des Honor 10 ist die selbe, wie sie auch m P20 Pro zum Einsatz kommt. Die 24-Megapixel-Kamera mit f/2.0-Blende schießt entweder mit oder ohne Beauty-Modus Selfies. Witzige Spielereien wie Filter und Hasenohren unterstützt sie ebenfalls. Was sehr gut funktioniert und beim iPhone X ein kleines Vermögen kostet, ist die Berechnung von hübschen Porträt-Effekten. Hier spielt die Software mit unterschiedlichen Beleuchtungen und blendet auf Wunsch den Hintergrund komplett aus.

Die Dual-Kamera mit AI-Fähigkeit macht schöne, hochauflösende Fotos, die auch beim Heranzoomen viele Details qualitativ hochwertig preisgeben. Das Fotografieren macht wirklich Spaß und man lernt während einer Foto-Session wirklich viel über die Kamera. Das sieht man auch an den Ergebnissen, die nach einiger Zeit immer besser werden. Der AI-Modus ist gewöhnungsbedürftig und lässt die Bilder leicht künstlich erscheinen. Die Frontkamera fördert tolle Porträts zutage.

Akku

Die ganzen netten Features sind natürlich auf ein gutes Energiemanagement und eine ordentliche Akkukapazität angewiesen. Letzteres erfüllt das Flaggschiff mit seinem 3.400-mAh-Akku, der im standardisierten Akku-Test sein ganzes Können unter Beweis stellen musste. Zunächst wurde das Smartphone voll aufgeladen und dann einem intensiven Nutzungstest unterzogen, der acht Stunden andauert. Folgende Disziplinen durchlief das Honor 10 dabei außerdem zu je 30 Minuten:

  • Fotografieren
  • Im Internet surfen
  • In sozialen Netzwerken surfen und chatten
  • Musik-Streaming
  • HD-Video bei YouTube wiedergeben
  • Telefonieren
  • 3D-Game spielen

Das Honor 10 war dabei per WLAN mit einem Netzwerk verbunden, eine SIM-Karte war eingelegt, mobile Daten, automatische Helligkeit, Bluetooth und Push-Benachrichtigungen eingeschaltet. Nach der achtstündigen Intensiv-Phase folgt im Akkutest des Honor 10 eine 16-stündige Standby-Zeit, um zu überprüfen, wie viel Saft das Handy im Standby verliert.

High-End-Flaggschiffe können hier in der Regel nicht ganz so grandios abliefern wie die Smartphones in der Mittelklasse. In den Tests des Huawei P20 lite und Moto G6 waren die Endergebnisse allesamt sehr zufriedenstellend. Das Huawei P20 Pro hatte nach 24 Stunden noch eine Restladung von 29 Prozent übrig. Das Samsung Galaxy S9+ gilt in diesem Jahr als Akku-Totalausfall. Das Honor 10 schlägt sich hier jedoch gut. Da kein OLED-Panel zum Einsatz kommt, hält es mit seinem 3.400-mAh-Akku ordentlich durch. Hier macht sich auch die KI-Fähigkeit des Kirin 970 stark bemerkbar und appelliert einmal mehr an die Geduld des Nutzers.

AI-Modus der Kamera ist energiehungrig

Während in anderen Tests sehr stark zu beobachten war, dass vor allem Gaming am Akku zerrt, verliert das Honor 10 in dieser Disziplin lediglich sechs Prozent Akkuladung. Jede Disziplin hat im Großen und Ganzen gleich viel Akkuladung verbraucht: Immer zwischen drei und sechs Prozent. Lediglich die halbe Fotografie-Stunde teils mit, teils ohne AI-Modus, hat dem Honor 10 zugesetzt. Satte zehn Prozent ließ das Honor 10 in dieser Disziplin. Bereits nach einer Minute geht die Kamera-Software in den Standby-Modus, wenn nicht fotografiert oder gefilmt wird, um wenigstens etwas Energie zu sparen.

So standen am Ende des Tages nach einem intensiven Akku-Test nach acht Stunden und 20 Minuten noch 55 Prozent am oberen rechten Bildschirmrand. Das ist ein durchaus gutes Ergebnis. Das Display des Honor 10 frisst am meisten Strom. Gleich danach die Kamera-Software, die aufgrund der AI-Funktionen viel Power braucht.

Schnellladen ja, kabellos laden nein

Nach insgesamt 24 Stunden zeigte der Akku des Honor 10 noch 42 Prozent an. Vielnutzer werden sehr wahrscheinlich auf einen schlechteren Wert kommen. Letztendlich muss man ganz klar sagen, dass sich die Akku-Laufzeit von Smartphones bei dünner werdendem Gehäuse und anspruchsvolleren Anwendungen doch deutlich verbessert hat. Kaum ein Android-Flaggschiff muss Abends ans Ladegerät, um über die Nacht zu kommen. Beim Honor 10 ist das nicht anders. Toll ist die Schnellladefunktion des Handys. Per USB-Typ-C kann das Handy sehr schnell mit neuer Energie versorgt werden. Das ist klasse. Wireless Charging vermissen wir im Test allerdings. Hier hat Honor trotz Glasrückseite keine Vorrichtung verbaut.

Der Akku des Honor 10 zeigt sich ausdauernd und unauffällig. Kein Akku-Gate in Sicht. Bei dem vergleichsweise günstigen Preis kann man es eigentlich kaum erwarten, aber wenn schon eine Glasrückseite vorhanden ist, könnte man kabelloses Laden integrieren. Die Schnellladefunktion ist jedoch vorhanden und das ist wohl das Wichtigste in Anbetracht der energiehungrigen AI-Kamera.

Fazit: Ein schönes Geduldsspiel

Das Honor 10 kommt mit einem leistungsstarken Prozessor, einer intelligenten Dual-Kamera und Honor 10 im Test von handy.de: Das Smartphone erreicht 5 Sterneeinem unschlagbar individuellen Design. Der Akku hält ordentlich durch und lässt sich schnell wieder aufladen. Die Gesichtserkennung funktioniert zuverlässig und ist sicherer geworden. Vor allem diese Punkte sind es, die das Honor 10 unglaublich attraktiv machen. Der vergleichsweise günstige Preis lässt kaum noch Spielraum für Kritik. Eine IP-Zertifizierung, ein OLED-Display sowie Wireless Charging sind Merkmale, die das Honor 10 noch von einem nahezu doppelt so teuren Gerät unterscheidet.

Der fehlende Micro-SD-Kartenslot ist nicht unbedingt ein Manko, sondern eine Frage der Nutzung. Grandios ist, dass Honor eine Klinkenbuchse anbietet. Zudem befinden sich im Lieferumfang eine Schutzhülle und der Displayschutz ist bereits angebracht. Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim Honor 10 überragend gut und derzeit nicht zu toppen. Deshalb geben wir trotz der oben genannten fehlenden Oberklasse-Komponenten fünf von fünf Sterne für das Honor 10. Wer sich ein wenig in Geduld übt und der künstlichen Intelligenz ein bisschen Zeit lässt, wird mit dem Handy sehr glücklich.

Pro

  • Hübsches und handliches Design
  • Gute Dual-Kamera
  • Viele AI-Funktionen
  • Klinkenbuchse
  • Preis-Leistung

Kontra

  • Lautsprecher
  • Keine IP-Zertifizierung
  • Viel Bloatware

Alternativen

Das Honor 10 steht konkurrenzlos in dieser Preiskategorie in der Oberklasse. Wer mehr will, muss auch gleich deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Wer weniger zahlen will und bereit ist, Abstriche zu machen, muss auf vieles verzichten und landet zudem unweigerlich in der Mittelklasse. Hier empfehlen wir das Moto G6, das ebenfalls durch ein überragendes Preis-Leistungsverhältnis in der Mittelklasse überzeugt hat und eine ordentliche Leistung abliefert. Die UVP hat Lenovo hier mit 250 Euro angesetzt.

Auch das Huawei P20 lite ist empfehlenswert, vor allem aufgrund des Akkus. Es enttäuschte aber in Sachen Kamera. Das Huawei-Smartphone ist ebenfalls in der Mittelklasse angesiedelt und online bereits ab 320 Euro erhältlich.

Preise und Verfügbarkeit

Das Honor 10 ist in insgesamt vier Farben verfügbar:

  • Grün
  • Blau
  • Grau
  • Schwarz

Nicht alle Modelle sind in allen Speichervarianten verfügbar: So kommen alle Modelle mit 4 GB RAM, das Graue jedoch nur mit 64 GB internem Speicher. Das begehrte Grüne ausschließlich mit 128 GB Speicher. Die Farben Schwarz und Blau sind in beiden Speichergrößen verfügbar. Warum Honor sich zu so einem unübersichtlichen Farb-Speicher-Hick-Hack entschieden hat, ist nicht nachvollziehbar. Für das Honor 10 mit 128 GB werden 450 Euro fällig. Das Honor 10 mit 64 GB internem Speicher kostet 400 Euro. Das ist ein unschlagbarer Preis in der Oberklasse.

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