Honor 10 im Test: Geduldig zum perfekten Begleiter

Ausstattung und Leistung: Honor setzt natürlich auf KI

Bei der Wahl des Prozessors für das Honor 10 setzt die Huawei-Tochter auf den mittlerweile altbewährten Kirin 970, der auch das hochgelobte Huawei P20 Pro und das P20 antreibt. Wie beim P20 stehen dem Kirin 970 dabei 4 GB (statt 6 GB beim P20 Pro) zur Seite und eine ausgesprochen intelligente NPU. Im effizienten 16-nm-Verfahren gefertigt, beansprucht der Kirin 970 weniger Platz und verfügt gleichzeitig über ein besseres Energiemanagement. Neben den gängigen Begriffen CPU und GPU gesellt sich beim Kirin 970 noch das Kürzel „NPU“ dazu. Die Neural Network Processing Unit ist für die künstliche Intelligenz des Chips zuständig.

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Wie bereits beim Huawei P20 profitieren hier vor allem Hobbyfotografen von den KI-Funktionen des Kirin 970 im Honor 10. Denn der AI-Modus innerhalb der Kamera soll nicht nur Szenerien erkennen und optimale Einstellungen vornehmen, sondern auch das Bild in seine Einzelteile zerlegen können. Das ist sinnvoll um beispielsweise bei jedem Element auf einem Foto die optimale Anpassung vorzunehmen: Ein Baum wird durch die KI-Einheit anders hervorgehoben als der Himmel oder die Person oder das Tier im Vordergrund.

Auch in den Bereichen Energieeffizienz und Spracherkennung ist die NPU im Kirin 970 tätig. Dabei lernt das Honor 10 mit der Zeit dazu – je mehr das Handy für die unterschiedlichsten Aufgaben genutzt wird, umso besser lernt das Handy seinen Besitzer kennen und nimmt im Hintergrund unbemerkt Anpassungen vor. Beispielsweise, um Strom zu sparen. Auch an diesem Punkt ist wieder die Geduld des Nutzers gefragt, denn das Handy wird sich erst nach einigen Tagen auf das Nutzungsverhalten eingestellt haben.

Honor 10 im Benchmarktest: Ein Flaggschiff kommt ins Schwitzen

Das Honor 10 konnte die Vorzüge der NPU im Kirin 970 gut unter Beweis stellen. Streckenweise bei der Fotografie etwas zu auffällig, wie der Kamera-Test des Honor 10 weiter unten zeigt. Der AI-Modus wirkt hier oft etwas zu aggressiv. Ansonsten bekommt man als Nutzer nicht wirklich aktiv etwas von den KI-Prozessen mit – so soll es sein. Insgesamt wirkt das Honor 10 stimmig und sehr leistungsfähig im Alltag. Das bestätigen auch die gängigen Benchmark-Tools, die wir im Handytest über das Honor 10 gejagt haben:

Honor 10 Huawei P20 Sony Xperia XZ2
AnTuTu (7.0.7) 207.943 211.099 263.381
Geekbench Single-Core: 1.880

Multi-Core: 6.624

Single-Core: 1.918

Multi-Core: 6.835

Single-Core: 2.416

Multi-Core: 8.363

3DMark Sling Shot Extreme – OpenGL ES 3.1 2.923 3.003 4.657
3DMark Sling Shot Extreme – Vulkan 3.170 3.380 3.491

Honor 10 wird warm

Im Vergleich zum Pendant der Huawei-Mutter, dem Huawei P20, schneidet das Honor 10 gut ab und kann hier locker mithalten. Im AnTuTu-Benchmarktest erreicht das Honor 10 einen Score von 207.943 (211.099 Huawei P20). An die aktuelle Referenz, das Sony Xperia XZ2, kommt das leuchtende Honor-Flaggschiff nicht heran, wie die Tabelle zeigt. Das ist kein Beinbruch: Das Honor 10 leistet hervorragende Arbeit im Alltag. Im Bereich Gaming zeigt es jedoch seine Schwächen, wie auch die anspruchsvollen Tests von 3DMark zeigen. Hier liegt das Honor 10 weit hinter der aktuellen Referenz. Merklich heiß wird das Handy beim Zocken von grafisch aufwendigen Spielen wie Asphalt 8 oder Super Mario Run. So kam das Honor 10 auch im Rahmen der Benchmark-Tests ziemlich ins Schwitzen. Für kurzweiliges Vergnügen mit rechenarmen Spiele-Apps wie Harry Potter: Hogwarts Mystery und Co. sollte es aber reichen.

Technische Daten im Überblick

Honor 10
Release April 2018, EU: 15. Mai
Maße 149 x 71 x 7,7 mm
Display 5,84 Zoll

Full HD+ (2.280 x 1.080 Pixel)

LCD-Panel im 19:9-Format

Prozessor HiSilicon Kirin 970
4 x 2,4 GHz, 4 x 1,8 GHz
RAM 4 GB
Speicher 64 / 128 GB
Kamera Hauptkamera: 16 + 24 Megapixel AI-Dual-Kamera
Selfie: 24 MP
Android Android 8.1
Custom UI EMUI 8.1
Batterie 3.400 mAh, Super Charge
Farben Blau, Schwarz, Phantom Grün, Phantom Blau
Preis (UVP) 400 Euro (64 GB) / 450 Euro (128 GB)

Honor verbannt den Micro-SD-Kartenslot

Es war damit zu rechnen, dass Honor in diesem Jahr erstmals auf einen Micro-SD-Kartenslot verzichten wird. Während Apple-Fans seit Jahren darauf warten, dass der iPhone-Speicher erweitert werden kann, verzichten immer mehr Hersteller auf diese Möglichkeit. Nun zieht Honor nach und verzichtet beim Honor 10 auf den Micro-SD-Kartenslot. Dafür ist das farbenfrohe Flaggschiff entweder mit 64 GB Speicher oder 128 GB Speicher erhältlich. In Zeiten von Cloud-Diensten und automatisierten Backups durchaus kein Rückschritt, aber mit Sicherheit für den ein oder anderen ein Argument gegen den Kauf des Honor 10.

Leistungstechnisch ist das Honor 10 ein absolutes Preis-Leistungs-Monster. Der Kirin 970 verfügt über künstliche Intelligenz, die sich vor allem bei der Fotografie bemerkbar macht und einige Prozesse verbessert. Der nicht erweiterbare Speicher könnte als Manko angesehen werden. Wer ohnehin schon Cloud-Dienste im Abo nutzt, sollte aber mit den dargebotenen Speichergrößen auskommen.

Telefonie und Internet

Im Rahmen des Akkutests erfolgte ein 30-minütiges Telefonat. Hier gab es keine negativen Auffälligkeiten, wie blecherner Klang oder Unterbrechungen. Beide Gesprächspartner konnten sich gut verstehen, die Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen funktionierte gut. Der Lautsprecher könnte etwas mehr hergeben. Das Honor 10 verfügt lediglich über einen Lautsprecher an der Unterseite des Geräts. Die maximale Lautstärke reicht zum Telefonieren in ruhiger Umgebung, jedoch nicht bei einer Autofahrt.

Das Honor 10 ist in Sachen Konnektivität ebenfalls auf einem aktuellen Stand. Zum Surfen im WLAN sind alle Gigabit-Standards an Bord (802.11 a/b/g/n/ac). Zudem zeigt sich der Kirin 970 vorbildlich und bietet neben den gängigen LTE-Frequenzbändern auch LTE Cat.18 mit einer maximalen Datenübertragungsrate von 1,2 Gbit/s, die bislang nur theoretisch erreichbar ist. Wie bereits erwähnt, fehlt es dem Honor 10 an einem Micro-SD-Kartenslot. Dafür fasst der SIM-Karten-Slot zwei Nano-SIM-Karten und macht das Honor 10 somit Dual-Sim-fähig.

Software und Multimedia

Ganz aktuell ist das Honor in Sachen Betriebssystem und Benutzeroberfläche ausgestattet. Die

Huawei-Tochter setzt hier zeitgemäß auf Android 8.1 und EMUI 8.1. In gewohnter Android-Manier erwarten den Nutzer hier zig Einstellungsmöglichkeiten, die zwar in wenigen Menüpunkten untergebracht sind, aber durchaus auch mal unübersichtlich werden können. Hier hilft die gewohnte obere Suchleiste in den Einstellungen oft weiter. Viel muss zu Android und EMUI 8.1 nicht mehr gesagt werden. Viel spannender sind da die unterschiedlichen Designs, die Honor exklusiv anbietet und die ganz klar auf die farbenfrohe Rückseite der beiden Phantom-Modelle eingehen. Die Themes machen das Honor 10 auch frontseitig zu einem echten Hingucker. Alles wirkst sehr farbenfroh, kontrastreich.

Wer ein bisschen weiter stöbert, findet im frisch eingerichteten Honor 10 einen ganzen Haufen lästiger Bloatware. Im Ordner „Top Apps“ liegen beispielsweise die Apps Booking.com, Netflix, Instagram und eBay. In einem Spiele-Ordner findet man sechs Pay-to-Play-Games, die durchaus Spaß machen können, aber vor allem darauf ausgelegt sind, Einnahmen durch In-App-Käufe zu erzielen. Die Apps lassen sich deinstallieren. Schön ist das trotzdem nicht. Da Honor Googles Project Treble unterstützt, dürfen sich Nutzer des Honor 10 außerdem wohl künftig über schnelle aktuelle Android-Updates mit Android 9 P freuen.

Sound: Schlechte Platzierung des Lautsprechers

Bereits beim Telefonieren ist aufgefallen, dass der Lautsprecher nicht besonders guten Sound hervorbringt. Beim Streamen von Videos und Musik hat sich dieser Eindruck noch verstärkt. Der einzige Lautsprecher befindet sich beim Honor 10 unten rechts neben dem USB-Typ-C-Port. Beim Spielen und Halten des Gerätes verdeckt man den Lautsprecher unweigerlich mit der Hand oder einem Finger. Eine sehr unschöne Designlösung bei einem ansonsten perfekt konzipierten Gerät. Anders als das Huawei P20 Pro greift die KI-Funktion hier nämlich nicht zur Verbesserung des Sounds ein. Der große Preisunterscheid muss sich irgendwo bemerkbar machen.

Honor 10 im TestQuelle: Julia Froolyks / handy.de

Sensoren und Schnittstellen

Den wichtigsten Sensor haben wir bereits im Display-Teil ausführlich besprochen. Der Fingerabdrucksensor reagiert eher schleppend und ist ganz klar eine Design-Entscheidung gewesen. Überrascht hat im Test die Gesichtserkennung Face Unlock, mit der wir beim Test des Huawei P20 Pro negative Erfahrungen gemacht haben und die Entsperrmethode bis auf weiteres aufgrund von Sicherheitsmängeln nicht mehr empfohlen haben. Das Honor 10 zeigt hier eine beeindruckende Entwicklung und kompensiert den langsamen Fingerabdrucksensor. Face Unlock im Honor 10 basiert weiterhin auf die Erkennung mittels Foto, nicht Infrarot. Die Selfie-Kamera verrichtet hier aber blitzschnelle Arbeit aus vielen unterschiedlichen Winkeln. Nach der Einrichtung lässt sich das Honor 10 in Sekundenbruchteilen entsperren. Der mehrmalige Versuch, das Handy mit einem Selfie zu entsperren, ist gescheitert. Hier wurde nach unserem Bericht zum unsicheren Face Unlock anscheinend ordentlich nachgebessert.

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Der Fingerabdrucksensor ist bei der Nutzung von Face Unlock aber nicht gänzlich arbeitslos, sondern lässt sich für Wischgesten verwenden. Damit können die voreingestellten On-Screen-Tasten ersetzt werden. Die Bedienung über den Sensor muss jedoch nach Einrichtung des Honor 10 in den Einstellungen erst aktiviert werden. Der Menüpunkt „Systemnavigation“ ist hier der Richtige. Zu Beginn funktioniert die Steuerung über den Sensor nicht ideal. Mit ein wenig Übung und Geduld wird jedoch schnell deutlich, wie feste man drücken oder wie langsam man wischen muss, um die Aktionen erfolgsversprechend auszuführen. Man gewöhnt sich schnell daran und will die Funktion nicht mehr missen.

Sensoren des Honor 10 im Überblick

  • Beschleunigungssensor
  • Gyroskop
  • Fingerabdrucksensor
  • Annäherungssensor
  • Helligkeitssensor
  • Kompass