Handy-Akku richtig laden: Mythen aufgedeckt und Tipps für die Lebensdauer

Bis 0% entladen: Ist das schlecht für meinen Handy-Akku?

Immer wieder heißt es, dass das Smartphone nicht tiefer als 15 bis 25 Prozent entladen werden sollte. Die Elektroden würden bei niedrigen Spannungen stärker belastet. Das stimmt tatsächlich: Eine zu niedrige Spannung tut dem Akku nicht gut. Das liegt an der Zellchemie, die im niedrigen Ladebereich einen höheren Innenwiederstand besitzt und dadurch mehr „arbeiten“ muss, um noch mehr Energie zu leisten. Deswegen heißt es grundsätzlich: Ab 20 Prozent besser wieder an die Steckdose.

Trotzdem: Die Lebensdauer eines Akkumulators ist so gut, dass gelegentliches Entladen bis auf 0 Prozent kein Problem darstellt. Außerdem besitzt jeder moderne Akku eine eingebaute Elektronik, die die Lithium-Ionen-Zellen vor einer zu extremen Entladung schützt. Sollten die Batterien nämlich unter eine gewisse Spannung sinken, werden sie komplett unbrauchbar und gehören auf den Wertstoffhof. Das ist im Normalfall ab 3 Volt der Fall. Deswegen deckeln die intelligenten Schaltungen meist bei 3,3 bis 3,5 Volt ab und schalten das Smartphone im Extremfall komplett ab.

Diese Elektronik hilft übrigens auch in anderen Situationen. Sollte es zu einem Kurzschluss kommen, aktiviert sich eine interne Sicherung und schützt den Akku vor einer unausweichlichen Explosion. Li-Ion-Batterien können in solchen Situationen sehr schnell zum gefährlichen Gegenstand werden, wie das Samsung Galaxy Note 7-Debakel zeigte. Auch bei Überhitzung, zu niedrigen Temperaturen oder Überladung durch defekte USB-Ladegeräte mischt sich die intelligente Schaltung ein und klemmt den Akku ab.

Kann ich meinen Handy-Akku auf eine längere Laufzeiten “trainieren“?

Die Antwort bei aktuellen Handy-Akkus lautet: Nein. Die sogenannte Konditionierung war zwar viele Jahre lang Bestandteil des Alltags, wenn ein neues Gerät mit Akkumulatoren in Betrieb genommen wurde. Dadurch konnte die Laufzeit der mobilen Energiespeicher – meist in Form von Nickel-Cadmium-Akkus – um ein paar Prozent verbessert werden.

Bei aktuellen Lithium-Ionen-Akkus ist das aber nicht mehr der Fall. In Labortests lassen sich keinerlei Vorteile der Konditionierung finden. Auch der „Memory-Effekt“ ist bei Lithium-Ionen-Akkus nicht vorhanden. Er beschrieb bei alten Akku-Zusammensetzungen die Erinnerung an einen länger gehaltenen Füllstand. Sollte dieser bei etwa 70 Prozent liegen, konnte für einige Ladezyklen nicht mehr als 70 Prozent der eigentlichen Leistung abverlangt werden.

Sollte ich immer Original-Zubehör nutzen?

Ja, im Idealfall solltest Du ein vom Hersteller zur Verfügung gestelltes USB-Ladegerät nutzen. Das gibt Dir zum einen die Garantie, dass der Hersteller bei Schäden haftet. Außerdem hast Du Zugriff auf proprietäre Ladetechnologien, die nicht von jedem X-beliebigem Ladestecker unterstützt werden. Equipment von Dritten sollte im Normalfall nichts zerstören, da der USB-Standard sehr weit verbreitet ist und defekte Netzteile nur noch äußerst selten vorkommen. Beim Kauf von anderen Ladegeräten solltest Du auf Sicherheitsmerkmale wie das CE-Zeichen achten, auf bekannte Firmen setzen und keine extrem billigen Stecker kaufen. Dann ist das Risiko am geringsten.

Samsung SchnellladegerätQuelle: Samsung
Bei einem Ladegerät solltest du immer auf das CE-Zeichen achten, wie hier bei diesem Original Schnellladegerät von Samsung.

Aufpassen beim Kabelkauf

Beim Ladekabel ist es hingegen etwas komplizierter, vor allem bei Apple und auch bei neueren Android-Smartphones, die USB Typ C als Anschluss nutzen. Während Du beim älteren Micro-USB-Anschluss eigentlich jedes Kabel nutzen kannst, ist das bei neueren Technologien etwas komplizierter. Über die Kabel werden nämlich größere Ströme transportiert, die teils von dünnen Kabeln nicht übertragen werden können. Die verbauten Drähte sind einfach zu dünn, um die volle Leistung zur Verfügung stellen zu können. Aber auch hier haben die Hersteller vorgesorgt: Die aktuellen Smartphones haben eine Sicherungsschaltung, damit es nicht zu Kabelbränden kommt.

Apple verbaut in seinem Lightning-Kabel einen kleinen Chip im Stecker, der u.a. die Echtheit des Kabels zertifiziert. Chinesische Kopierer sind inzwischen jedoch findig genug, diese Sicherheitsvorkehrung zu umgehen. Gerade dann kann es zu Problemen kommen: Kabelbrüche sind bei günstigen Lightning-Kabeln vorprogrammiert und enden mit viel Frust. Offizielle oder von Apple zertifizierte Kabel sind hier die bessere Lösung – denn nur diese können den vollen Ladestrom übertragen und besitzen eine längere Lebensdauer. Auch hier gilt oft: Wer günstig kauft, kauft doppelt. Um den Akku richtig zu laden, ist ein hochwertiges Kabel auf jeden Fall ein Garant für höhere Ladegeschwindigkeiten.

Kaputtes Lightning-LadelkabelQuelle: ©kitthanes - stock.adobe.com
Bei sehr günstigen nachgemachten Kabeln, kann es schnell zu Kabelbrüchen oder ähnlichem kommen.