Google Home Max im Test: Ganz okay gebrüllt, Google!

Aus den smarten Lautsprechern Google Home und Google Home Mini kamen bisher schon ziemlich schlaue Antworten heraus. Doch für berauschenden Musikklang stehen die Modelle nicht. Mit dem Google Home Max stellt ihnen der Tech-Konzern nun einen Lautsprecher mit deutlich größerem Gehäuse zur Seite, der entsprechend mehr Wumms zu bieten hat. Bei einer Pressevorführung während der IFA 2018 konnten wir uns bereits davon überzeugen, dass der Google Home Max auch eine mittelgroße Party beschallen kann. Nun hatten wir die Gelegenheit, ihn in einer Wohnumgebung einem Test zu unterziehen. In der Praxis traten neben Stärken dann doch auch Schwächen zutage.

Gefälliges Wohlfühl-Design im Hoch- und Querformat

Design und Verarbeitung vermitteln bei uns im Test einen makellosen Eindruck. Zwar besteht das Gehäuse überwiegend aus Kunststoff, jedoch ist die Front mit Stoff überzogen. Das verleiht Google Home Max einen angenehm wohnlichen Charakter. Zudem sind von der Vorderseite aus keine Tasten zu sehen, die das puristische Design unterbrechen. Die Sensortasten für Start bzw. Stopp und Lautstärke sind auf der Oberseite dezent versteckt.

Mit einem Gewicht von 5,3 Kilogramm und den Maßen 34 x 19 x 15,5 Zentimetern ist Google Home Max ein echtes Brett, das in voller Länge möglicherweise nicht überall Platz findet. Zum Glück können wir das Gerät nicht nur waagerecht, sondern auch senkrecht aufstellen. Ein Gyrosensor erkennt die Ausrichtung und warnt uns, wenn wir das Gerät auf der falschen Stirnseite aufgesetzt haben.

Google Home Max per App einfach eingerichtet

Bevor wir den smarten Lautsprecher für den Test in Betrieb nehmen können, müssen wir ihm erst das Sprechen und Singen beibringen. Dies geschieht mit der Hersteller-App, die so heißt wie die Lautsprecher-Serie: Google Home.

‎Google Home
‎Google Home
Entwickler: Google
Preis: Kostenlos
Google Home
Google Home
Entwickler: Google LLC
Preis: Kostenlos

Da sich unser Smartphone im gleichen WLAN wie der Lautsprecher befindet, findet die App den Lautsprecher automatisch und verknüpft ihr auch gleich mit dem Internet. Das Passwort kennt unsere App schon. Daher müssen wir es nicht erneut eingeben. Anschließend nimmt die KI des Herstellers, der Google Assistant, von uns ein paar Stimmproben. Zum Schluss wählen wir unseren bevorzugten Dienst fürs Musik-Streaming aus.

Smart Sound: Lautsprecher will Klang automatisch justieren

Überwiegend funktioniert Google Home Max also wie andere smarte Lautsprecher auch. Wir richten ihn per Smartphone ein, nennen ihm unsere Titelwünsche per Sprachanweisung oder wählen sie via Streaming-App auf dem Smartphone aus. Am Klang brauchen wir laut Google hingegen nichts einzustellen. Dafür ist die „Smart Sound“ getaufte Technologie verantwortlich.

Anders als etwa bei Sonos nimmt der Google Home Max ohne externes Mikrofon automatisch eine Klangeinmessung vor. Anhand des Schalls, den Wände und Möbel zurückwerfen, analysiert der Lautsprecher mithilfe von Algorithmen für maschinelles Lernen in der Google-Cloud den Klang und passt ihn bei Bedarf an. Dadurch soll der Google Home Max unabhängig von seiner Position stets gut klingen und auch nicht scheppern, wenn es im Raum sehr hallt. „Raum-EQ“ nennt Google dies.


Durch Klick auf das Video willigst Du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von Dir angegebener, personenbezogener Daten durch YouTube zu.

Ferner erkennt die Software des Lautsprechers Google zufolge, welchen Song er gerade abspielt und stimmt das Klangprofil darauf ab. Dabei kombiniert das Audio-System zwei Datenquellen, wie uns Mark Spates, bei Google in Mountain View für smarte Lautsprecher zuständig, während der Pressevorführung erklärte. „Medien-EQ“ heißt diese Funktion.

Zum einen liest die Software ganz schlicht Metadaten aus den Katalogen der Streaming-Dienste aus. Auf diesem Wege erfährt sie beispielsweise, um welches Genre es sich handelt und ob es sich um einen instrumentalen Titel oder einen mit Gesang handelt. Zum anderen analysieren die eingebauten Mikrofone kontinuierlich den Klang. Sorgt ein lautes Riff in einem Rock-Song dafür, dass der Sound übersteuert, drosselt der Lautsprecher die Frequenzen entsprechend. Ähnlich wie ein DJ auch den Klang regulieren würde.

Mangels Vergleichsmöglichkeiten und weil man Smart Sound auch nicht einfach ausstellen kann, konnten wir die Wirksamkeit dieses Verfahrens aber sowohl während der Produktvorführung als auch beim Test in der Praxis nicht überprüfen. Stattdessen haben wir uns auf unser Ohr verlassen.

Praxiseindruck: Sehr laut aber weniger klangstark wie erwartet

Für einen möglichst raumgreifenden Klang hat Google neben zwei 0,7 Zoll großen Hochtönern auch zwei 4,5 Zoll große Tieftöner verbaut. Dadurch kann der der Google Home Max wirklich sehr laut aufspielen. Das hat uns schon bei der Vorabvorführung beeindruckt und reißt uns auch im Praxistest vom Hocker.

Tatsächlich genügen uns im Test 30 Prozent von der Maximallautstärke um ein kleines Zimmer zu beschallen. Über 70 Prozent hinaus heben wir den Pegel im Praxistest lieber gar nicht erst an. Ab da wird es in einer normalen Wohnumgebung tagsüber geradezu unangenehm laut. Das bedeutet aber auch: Den Lautstärke-Anforderungen einer ausschweifenden Party ist der Google Home Max allemal gewachsen. Verzerrungen höhen wir auch bei hoher Lautstärke nicht heraus.

In Werkseinstellung zu dumpf

Hohe Lautstärke reicht für Musikgenuss aber natürlich nicht. Drehen wir den Lautsprecher leiser und eben nicht so laut wie während der Pressevorführung, bemerken wir, dass der Google Home Max vor Muskelkraft kaum laufen kann und ihm die Feinmotorik flöten geht. Denn direkt aus dem Karton bietet Googles Audio-System Sound auf gehobenem Niveu, aber nicht so viel Qualität wie wir von einem 400 Euro teurem Gerät erwarten.

In der Standard-Einstellung sind die Tiefen sehr präsent, kommen trotz des im Vergleich größerem Gehäuse aber nicht an HomePod heran. Immerhin ist der Bass trocken und knackig, vibriert nicht. Daher brauchen wir eine zum Lieferumfang gehörende Matte nicht zwischen Lautsprecher und Regaloberfläche platzieren. Die Höhen und Mitten kommen nur bei hoher Lautstärke deutlich rüber. Bei normaler Zimmerlautstärke klingen sie etwas dumpf und belegt, werden aber zum Glück nicht durch den Bass übertönt. Dieser nimmt sich bei niedriger Lautstärke angenehm zurück. Das hat Google gut abgestimmt.

Deutliche Verbesserung durch Equalizer-Einstellungen

Was auch immer die „Smart Sound“-Raumklangeinmessung von Google leistet – ein Allheilmittel für idealen Klang ist sie nicht. Daher freuen wir uns, dass wir uns nicht auf die Automatik verlassen müssen. In der App von Google Home können wir im Test selbst Hand anlegen. Intensivieren wir dort den Bass, macht der Klang gleich erheblich mehr Spaß. Und heben wir die Höhen an, werden die Stimmen viel klarer.

Google Home Max EqualizerQuelle: Berti Kolbow-Lehradt / handy.de
Der Equalizer in der App von Google Home ist Gold wert. Dadurch lässt sich der Klang deutlich verbessern.

Dadurch kommt die Soundqualität dem Preisniveau deutlich näher. Im Vergleich mit einem 50 Euro günstigeren HomePod klingt der Google Home Max allerdings nicht klar besser. Obwohl das Gehäuse des Google-Systems viel größer ist, bietet es keine erheblich bessere Stereo-Leistung. Die Klangbühne des Google Home Max bleibt überraschend beengt.

Zuverlässige Sprachsteuerung auch bei lauter Musik

Der Google Home Max lässt mit unsichtbaren Sensortasten auf der Geräteoberseite oder auch per Smartphone-App bedienen. Beides funktioniert einwandfrei. Der Clou ist wie bei jedem Smart Speaker natürlich die Sprachsteuerung. Die Fernfeld-Mikrofone und der Google Assistant sind sehr auf Zack. Unsere Sprachbefehle werden auch bei sehr lauter Musik fehlerlos registriert.

[article_box articles=“1745″]

Neuerdings akzeptiert der Google Assistant dabei nicht mehr nur Interpreten oder Titel. Es genügt auch ihm prägnante Textzeilen aus dem gewünschten Lied zu nennen. Die Anweisung „Ok Google, spiel das Lied mit dem Text ‘I’m a rebel just for kicks now’ ab“ mündete im Praxistest auf Anhieb in einer erfolgreichen Wiedergabe des Liedes „Feel It Still“ der Band „Portugal. The Man“.

Möchtest Du nicht, dass Google Assistant die ganze Zeit mithört, kannst Du die Mikrofone mit einem Schiebeschalter auf der Rückseite ausschalten.

Google Home Max akzeptiert viele Musikquellen

Sprachbefehle setzt Google Home Max bei vier Streaming-Diensten für Musik um: YouTube Music, Google Play, Spotify und Deezer. Allerdings ist die Wiedergabe nicht auf diese vier Angebote begrenzt. Sämtliche Smartphone-Apps, die Google Cast unterstützen, können ebenfalls Audio-Signale an den Lautsprecher schicken. Dadurch lässt sich beispielsweise mit TuneIn Webradio hören.

Bluetooth-Quellen lässt Google Home Max ebenfalls zu. Dadurch können auch Abonnenten von Apple Music den Lautsprecher verwenden. Die Kontaktaufnahme ist aber ungewöhnlich versteckt. Dazu gehen wir in die App von Google Home, öffnen dann die Geräteeinstellungen des Lautsprechers. Wir scrollen dort bis zum Eintrag „Gekoppelte Bluetooth-Geräte“ herunter und aktiveren den Kopplungsmodus. Dann wechseln wir in die Einstellungen von iOS und pairen im Bluetooth-Menü den Google Home Max. Anschließend ist Apple Music via Bluetooth abspielbar.

Wer möchte, kann Zuspieler auch per USB-C-Kabel oder Klinkenstecker mit dem Google Home Max verbinden. Auf diesem Wege lässt sich sogar ein Plattenspieler einfach und schnell verbinden. Bei Sonos beispielsweise ist dazu ein separater Verstärker nötig. Die Vielfalt der Anschlussquellen ist eine echte Stärke des Google Home Max.

Stereo-Gruppe und Multiroom-Setup möglich

Auch im Zusammenspiel mit anderen Google-Home-Lautsprechern zeigt sich das Audio-System anschlussfreudig. Ist ein zweiter Google Home Max vorhanden, lässt sich ein Duo zum Stereo-Paar verbinden. Dies konnten mangels eines zweiten Geräts nicht testen.

Stattdessen ist ein Google Home Mini vorhanden, den wir per App mit dem Google Home Max zu einem Multiroom-System ausbauen können. Dazu öffnen wir in der Anwendung das Plus-Symbol, wählen dort „Lautsprechergruppe erstellen“, entscheiden uns für die Geräte, die wir verbinden möchten und benennen die Gerätegruppe. Anschließend können wir in mehreren Räumen die gleiche Musik spielen, sofern wir bei jedem Musikwunsch auch den Namen der Lautsprechergruppe erwähnen. Das klappt im Test ohne Fehl und Tadel.

Kommandozentrale fürs Smart Home

Google Home Max taugt nicht nur als musikalischer Entertainer, sondern kann auch Smart-Home-Geräte steuern. Zwar nicht so viele wie Amazon Alexa, aber populäre Anbieter sind natürlich dabei. Die Einrichtung ist sehr lästig, weil sie noch tiefer als die Bluetooth-Kopplung in den tiefsten Tiefen der App versteckt ist. Smart-Home-Geräte lassen sich über „Weitere Einstellungen“ / „Assistant“ / „Smart-Home-Steuerung“ und dann mit einem Tipp auf das Plus-Symbol einbinden. Anschließend geben wir noch die Zugangsdaten zum Cloud-Konto beim jeweiligen Anbieter ein. Ist das geschafft, lässt sich das Smart Home prima mit dem Google Home Max bedienen.

Streng genommen brauchen wir dazu aber keinen Smart Speaker von Google – die Apps Google Home oder Google Assistant auf jedem Smartphone tut es auch. Denn die Steuerung steckt ja in Googles Sprachdienst, nicht in der Hardware.

[article_box articles=“10301″]

Test-Fazit: Google Home Max hat das Maximum noch nicht erreicht

Der Google Home Max gibt nicht nur kluge Antworten, sondern klingt im Test auch viel besser als die Geschwistermodelle. In der Werkseinstellung wird der Klang dem hohen Preis von 400 Euro aber nicht gerecht – Googles automatischer Pegeleinmessung Smart Sound zum Trotz. Mit dem Equalizer in der App von Google Home lässt sich der Klang jedoch deutlich verbessern! Dennoch ist die Soundqualität erstaunlich nah dran am günstigeren und kleinerem Apple HomePod. Das „Max“ im Titel ist vermessen. Bei einer etwaigen zweiten Version hat Google noch Luft nach oben.

Unter dem Strich ist Google Home Max damit eine willkommene Ergänzung für alle, die schon ein paar Smart Speaker von Google zu Hause haben, denen aber die musikalischen Qualitäten gefehlt haben. Per Multiroom-Funktion lässt sich die Max-Variante nämlich mit anderen Speakern von Google zusammenschließen und wertet so das Klangbild erheblich auf. Ebenfalls praktisch sind die vielen Anschlussmöglichkeiten per Google Cast, Bluetooth und Kabel, die vielen anderen Smart Speakern fehlen.

[article_box articles=“11126″]