Geminiden: So fotografierst Du den nächsten Sternschnuppen-Schauer mit Handykamera

Die Geminiden stehen an: Vom 07. bis 17. Dezember fallen zahlreiche kleine Steine in Richtung Erdatmosphäre und werden spektakulär in Form von Sternschnuppen zu sehen sein. Das lockt natürlich viele Fotografen an. Und: Selbst mit der Handykamera kann man inzwischen Sternschnuppen in guter Qualität fotografieren oder sogar filmen. Wie das funktioniert, wollen wir Dir in diesem kurzen Text erklären. So bekommst Du die perfekten Fotos für Social Media oder Nachrichten an die besten Freunde!

Die Geminiden sind eine Formation, die die Erde jedes Jahr um den 13. Dezember herum durchquert. Bei den Steinen, die in der Erdumlaufbahn verbrennen, handelt es sich um abgetrennte „Kieselchen“, die ursprünglich vom Asteroiden Phaeton stammen. Dieser selbst würde problemlos in die Erde einschlagen – die Mini-Fragmente zeigen sich aber mit bis zu 150 Sternschnuppen pro Stunde. Du musst also nur eine Minute in den Himmel schauen, um zwei bis drei Sternschnuppen zu sehen (und Deine Wünsche zu formulieren). Aber nun: Wie geht das mit dem Fotografieren des Phänomens eigentlich?

Sternschnuppen fotografieren: Die richtige Kamera-App zählt

Wollen wir mit dem Wichtigsten anfangen: Dem gewählten Handy. Wir müssen leider einen kleinen Umweg in die Theorie nehmen, sonst fehlt das Grundwissen für gute Fotos. Es wird aber nicht allzu lang, versprochen!

Bei heutigen Smartphones sind die Kamerasensoren häufig sensibel genug, um Sterne schon bei einem schnellen Schnappschuss einzufangen. Aber natürlich gibt es auch günstigere Geräte, die weniger gut sind. Der Himmel ist hier verrauschter, Sterne lassen sich kaum erkennen und das Bild sieht einfach nicht gut aus.

So oder so ähnlich sollten die Einstellungen der Kamera-App aussehen, wenn du Sternschnuppen fotografieren möchtest.Quelle: Mika Baumeister / handy.de
So oder so ähnlich sollten die Einstellungen der Kamera-App aussehen, wenn du Sternschnuppen fotografieren möchtest.

Aber egal, ob Du ein Handy für 100 oder 1.000 Euro besitzt: Mit den automatischen Einstellungen wird das Sternschnuppen-Foto nichts. Deswegen brauchen wir eine spezielle Kamera-App, die uns erweiterten Zugriff auf alle manuellen Funktionen der Kamera bietet. Wir wollen die Belichtungszeit und den sogenannten ISO-Wert manuell verstellen.

Belichtungszeit: So lang wird der Sensor Licht einfangen

Je länger Licht auf den Sensor fällt, desto heller wird das daraus resultierende Bild und desto mehr Details lassen sich einsammeln, ohne dass das Bild anfängt zu „rauschen“. Das ist gut, denn der Himmel ist nachts natürlich sehr dunkel. Außerdem wollen wir die Bewegung der Sternschnuppen einfangen, die zur Geminiden-Zeit zwischen einer und fünf Sekunden zu sehen sind. Für schöne Fotos liegt die Belichtungszeit zwischen 10 und 30 Sekunden.

ISO-Wert: Empfindlichkeit des Sensors

Der ISO-Wert legt fest, wie empfindlich der Sensor ist. Je höher der ISO (etwa 3.200 ISO), desto verrauschter ist das Bild – der Sensor ist sich quasi nicht mehr ganz sicher, ob ein Pixel komplett schwarz oder doch eher grau ist. Dadurch entsteht das sogenannte Bildrauschen, was wir weitestgehend vermeiden wollen. Deswegen stellen wir die Empfindlichkeit des Sensors herunter und erhöhen dafür die Belichtungszeit. Für die Sternschnuppen-Fotografie gilt grundsätzlich: ISO zwischen 100 und 1.000 halten! Du kannst die Gesamthelligkeit mit dem ISO-Wert abhängig von der Belichtungszeit beeinflussen.

Sternschnuppen fotografieren: Geeignete Apps für Android

Bei Android unterscheiden sich die Smartphones zum Teil enorm, was auch die Technik vom Sensor beeinflusst: Wir können hier leider nicht die beste Kamera-App für die Sternschnuppen-Fotografie empfehlen, sondern nur Anwendungen, die in Kombination mit Deinem Smartphone am wahrscheinlichsten funktionieren. Wir haben ganz konkret drei Apps, die in der Regel gut funktionieren und manuelle Optionen mitbringen:

#1 Google Kamera

Die offizielle Kamera-App von Google verbirgt im Pro-Modus manuelle Einstellungsmöglichkeiten, in der Du ISO-Wert und Belichtungszeit eigenständig anpassen kannst. Der zusätzliche Nachtmodus berechnet zwar mehr Bildinformationen, ist für unsere Zwecke allerdings ungeeignet – die Belichtungszeit ist zu gering, um eine Sternschnuppe des Perseiden-Schauers zu fotografieren.

Es kann sein, dass die offizielle Version der Kamera auf Deinem Handy nicht reibungslos läuft. Dann gibt es aber noch eine Notlösung: Diverse Modder stellen extra angepasste Versionen der GCam zur Verfügung, die exakt auf die Kamerasensoren der verschiedensten Handys angepasst sind. Dafür solltest Du aber ein wenig Erfahrung mitbringen und wissen, wie mann Dritthersteller-APK-Dateien installiert. Achtung: Bei der Installation von fremden Programmen besteht immer das Risiko, dass diese mit Schadsoftware ausgeliefert werden! Um die richtige Version von Google Kamera zu finden, google einfach nach „(Name des Handys) Google Camera APK“.

Google Pixel-Kamera
Google Pixel-Kamera
Entwickler: Google LLC
Preis: Kostenlos

#2 Open Camera

Die zweite App ist komplett Open Source, jeder kann die Anwendung theoretisch weiterentwickeln. Dadurch ist sie aber auch mit den meisten Android-Smartphones kompatibel. Hinter den Symbolen verstecken sich die Einstellungsmöglichkeiten. Wie gehabt: Außer Belichtungszeit und ISO müssen wir eigentlich nichts anpassen.

Open Camera
Open Camera
Entwickler: Mark Harman
Preis: Kostenlos

#3 Manual Camera

Last, but not Least: Die App Manual Camera hat sich darauf spezialisiert, alle Einstellungsmöglichkeiten manuell zu bieten. Das mag auf den ersten Blick zwar verwirrend und kompliziert erscheinen, erleichtert die Aufnahmen häufig allerdings, da wirklich alle Optionen auf einer Seite zu finden sind. In der Pro-Version für etwa vier Euro wird keine Werbung angezeigt und Fotos lassen sich mit mehr als 8 Megapixeln exportieren.

Manuelle Kamera: DSLR Camera
Manuelle Kamera: DSLR Camera
Entwickler: Lenses Inc.
Preis: Kostenlos

Die besten Apps für iOS

#1 ProCamera

Eine der Apps mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten ist ProCamera. Die App kostet allerdings 8,99 Euro – dafür bekommst Du unter anderem die Möglichkeit, RAWs – also richtige Rohaufnahmen ohne Komprimierung – zu exportieren, die Du im Nachhinein besser bearbeiten kannst. Auch hier lässt sich die Belichtungszeit einfach anpassen.

‎ProCamera. RAW Fotografie
‎ProCamera. RAW Fotografie
Entwickler: Cocologics
Preis: 17,99 €+

#2 ProShot

Schon wieder eine kostenpflichtige App: ProShot vereint alle Funktionen einer Profi-Kamera in einer App. Unser dringend gebrauchter Manual-Modus versteckt sich dabei im Menüband. Kaufen, installieren und  raus mit Dir – diese App liefert definitiv brauchbare Sternschnuppen-Fotos.

‎ProShot
‎ProShot
Entwickler: Rise Up Games
Preis: 7,99 €+

Die Suche nach einer kostenlosen App, die eine lange Belichtungszeit unterstützt, ist durchaus sinnvoll – unserer Erfahrung nach gibt es in diesem Bereich aber leider sehr viel Spreu und nur wenig Weizen.

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So findet man die Sternschnuppen

Schön, jetzt haben wir entsprechende Apps auf dem Handy – aber wohin genau musst Du überhaupt fotografieren? Die Sternschnuppen tauchen während der Geminiden-Phase vor allem in der Nähe des Sternenbildes der Zwillinge auf. Wir könnten Dir jetzt erklären, wo genau das liegt – aber Du hast die bessere Waffe in der Hand: Dein Handy kann Sternenkonstellationen einfach tracken und Dir sagen, wo sich die Konstellation derzeit verbirgt. Für Android empfehlen wir Star Walk 2, welches auch sonst Nachts einige Informationen über unsere Galaxie verrät:

Star Walk 2 Ads+ Sternenkarte
Star Walk 2 Ads+ Sternenkarte
Entwickler: Vito Technology
Preis: Kostenlos

Sky Guide erfüllt auf iOS die gleichen Funktionen. Einfach nach den Geminiden suchen und schon kannst Du dich auf die Lauer legen. Das Sternschnuppen fotografieren kann los gehen.

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Keine Lust auf eine zusätzliche App? Die Konstellation der Zwillinge, aus dessen Richtung die Sternschnuppen zu kommen scheinen, geht nachts im Ostnordosten auf, bewegt sich durch die Erddrehung über den Süden und geht anschließend im Westen „unter“.

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