Facebook-Datenskandal: So überprüfst Du, ob Deine Daten betroffen sind

Der Datenskandal von Facebook, bei dem durch eine britische Analyse-Firma Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern heimlich abgefangen und ausgewertet wurden, nimmt neue Dimensionen für das Netzwerk an. Nachdem im Konkurrenz-Netzwerk Twitter unter dem Hashtag #DeleteFacebook ein Shitstorm gestartet war, klagten bereits mehrere Aktionäre gegen Facebook. Der sinkende Aktienkurs konnte dem sozialen Netzwerk nicht direkt gefährlich werden. Das soziale Netzwerk hat bereits konkrete Zahlen veröffentlicht, wie viele Nutzer weltweit vom Datendiebstahl betroffen sind. Zudem lässt sich nun überprüfen, ob man selbst dazu zählt.

Update vom 11. April

Was ist mit meinen Daten? So überprüfst Du, ob Du vom Datendiebstahl betroffen bist

Eines direkt vorweg: Facebook verspricht, dass jeder Nutzer, der von dem Datendiebstahl betroffen ist, eine Benachrichtigung im Facebook-Newsfeed erhält. Die Mehrheit wird sich wahrscheinlich daran erinnern können, eine App Namens „This Is Your Digital Life“ heruntergeladen zu haben oder nicht. Mit Hilfe der vermeintlichen Umfrage-App konnte Cambridge Analytica die Nutzerdaten abgreifen. Jedoch geschah das dann auch in einem gewissen Umkreis, derjenigen, die die App geladen haben. So wurden auch die Daten der Facebook-Freunde abgegriffen. Aus diesem Grund kann es zwar sein, dass Du selbst zwar nie etwas mit „This Is Your Digital Life“ zu tun hattest, Deine Daten aber durch Facebook-Freunde gesammelt wurden.

Da die Prüfung der Daten ein langwieriger Prozess werden könnte, da so viele Nutzer betroffen sind, kann auch die Benachrichtigung auf sich warten lassen. Wer bereits jetzt Gewissheit haben möchte, ob seine Daten betroffen sind, kann das über diesen Facebook-Link überprüfen. Bei den meisten dürfte dann diese Meldung folgen: 

Soweit wir wissen, haben sich weder du noch deine Freunde bei „This Is Your Digital Life“ angemeldet.
Daher wurden vermutlich keine deiner Facebook-Informationen über „This Is Your Digital Life“ mit Cambridge Analytica geteilt.

Fake-News: Angeblicher BFF-Hack legt Facebook-Nutzer rein

Anders als die Fake-News aussagt, die vor ein paar Tagen im Netz kursierte, lässt sich die Sicherheit des eigenen Facebook-Profils übrigens nicht durch die Eingabe des Kürzels „BFF“ überprüfen. Dabei scheint es sich lediglich um einen Kettenbrief zu handeln, der vor allem darauf aus ist, möglichst viele Nutzer reinzulegen. Denn im Grunde steht dieses Kürzel für „Best Friends Forever“, beste Freunde für immer also. Zudem würde sich in den meisten Fällen ein Hack des Facebook-Accounts dadurch bemerkbar machen, dass der Log-In überhaupt nicht mehr funktioniert, geschweige denn Posting möglich ist.

Update vom 05. April

Facebook legt Zahlen offen

In einer Pressemitteilung teilte das soziale Netzwerk am Mittwochabend mit, dass weltweit Informationen von rund 87 Millionen Facebook-Nutzern unrechtmäßig durch die britische Analyse-Firma Cambridge Analytica abgefangen worden seien. Bislang war unklar, ob nur US-Amerikanische Facebook-Nutzer betroffen sind. In einem Diagramm hat Facebook nun die Anzahl der möglicherweise abgefangenen Nutzerprofile visualisiert. Dabei lässt sich allerdings nicht nachvollziehen, ob wirklich so viele Facebook-Nutzer direkt vom Datenklau betroffen sind. Cambridge Analytica hatte die Nutzerprofile über eine vermeintliche Umfrage-App abgegriffen. Nicht nur Daten der direkten Umfrage-Teilnehmer, sondern auch deren Facebook-Freunde sollen so abgefangen worden sein, was die hohe Zahl erklärt. Dabei handelt es sich laut Facebook um die maximal mögliche Anzahl an Betroffenen.

Auch Nutzerdaten von deutschen Facebook-Nutzern sollen auf diese Weise zu Cambridge Analytica gelangt sein. Das hat Facebook in seiner Pressemitteilung zwar nicht offiziell bestätigt, jedoch laut heise.de auf Nachfrage bestätigt. Demnach könnten durch 65 aktive Umfrage-Teilnehmer aus Deutschland weitere 309.815 Facebook-Nutzer betroffen sein. Die meisten Datensätze wurden nach wie vor von US-Amerikanischen Facebook-Nutzern abgefangen. Mehr als 70 Millionen Profile sind hier betroffen.

Facebook teilt Zahlen zum Cambridge Analytica Skandal mitQuelle: Facebook
Die meisten Facebook-Nutzerdaten wurden durch Cambridge Analytica in den USA abgegriffen. Knapp 82 Prozent der 87 Millionen betroffenen Nutzer sind Amerikaner.

Facebook: Werbekunden springen ab

Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, haben zudem in den vergangenen Tagen bereits große Werbekunden wie die Commerzbank, Mozilla und Lautsprecher-Hersteller Sonos ihre Facebook-Werbung eingestellt. Commerzbank-Markenchef Uwe Hellmann sagte dazu im Handelsblatt: „Wir pausieren mit Kampagnenschaltungen auf Facebook. Brand-Safetyness und Datensicherheit sind uns sehr wichtig.“ Zudem möchte man laut Hellmann der aktuellen Aufklärung den notwendigen Raum geben und zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden, wie man weitermachen würde.

Großkonzern Unilever äußerte sich bereits vor dem Datenskandal mit harschen Worten gegenüber SZ. Man könne nicht weiter eine digitale Lieferkette unterstützen, die in ihrer Transparenz kaum besser als ein Sumpf sei, so Marketingchef Keith Weed. Bereits vor Ausbruch des Cambridge-Analystica-Skandals haben große Werbekunden Facebook dazu aufgefordert, die Werbewirksamkeit offen zu legen. Verständlich, denn Unilever investiert jährlich rund 7,6 Milliarden Euro in Werbung. Facebook musste in der Vergangenheit zudem Kritik von Unternehmen einstecken, die eine schärfere Vorgehensweise gegen Fake-News forderten. Der Datenskandal scheint nun der Tropfen zu sein, der das Fass bei vielen Werbekunden zum Überlaufen gebracht hat. Sollten Konzerne wie Unilever das Werbegeld gänzlich zurückziehen, könnte das für Facebook das finanzielle Aus bedeuten. 98 Prozent aller Einnahmen bezieht das soziale Netzwerk nämlich aus Werbung.

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Aktionäre verärgert: Für Facebook hagelt es Klagen

Wie der amerikanische News-Dienst CNN berichtet, haben in den USA mehrere Aktionäre Klage gegen das soziale Netzwerk Facebook eingereicht. Beim Bundesgericht in San Francisco habe der Facebook-Aktionär Fan Yuan stellvertretend für eine unbekannte Anzahl weiterer Investoren eine Klageschrift eingereicht. Demnach habe Facebook irreführende und sachlich falsche Aussagen zur Firmenpolitik gemacht, wie es in der Klageschrift heißt. Hintergrund der Klage: Seit Bekanntwerden des Datenskandals zu Beginn der Woche ist der Aktienkurs von Facebook dramatisch eingefallen. Seit Montag verlor Facebook zeitweise bis zu 50 Milliarden Dollar Unternehmenswert an der Börse. Aktionären dürfte das gar nicht schmecken.

Facebook sieht sich als Opfer

Das soziale Netzwerk habe laut Klageschrift nicht mitgeteilt, dass es Dritten Zugriff auf Daten von Millionen Nutzern ohne deren Zustimmung gewährt habe. Die Kläger haben laut Medienberichten im Zeitraum zwischen dem 3. Februar und 19. März Facebook-Aktien erworben. Eine Stellungnahme zur Klage gibt es seitens Facebook bislang noch nicht. Vielmehr sieht sich der Konzern als Opfer der britischen Daten-Analysefirma Cambridge Analytica. In einer Stellungnahme teilte der Konzern mit: „Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden“.

Großer Wirbel herrscht indes auch darum, wofür die Daten-Analysefirma die Datensätze von mehr als 50 Millionen US-Bürgern verwendet hat. Denn Cambridge Analytica hat einen Großteil des Wahlkampfes von US-Präsident Donald Trump bestritten. Das Unternehmen soll mit seiner Datenauswertung Donald Trump zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2016 verholfen haben. Mithilfe eines Programms sollen Wahlentscheidungen vorausgesagt und beeinflusst worden sein. Der am Montagabend suspendierte CEO von Cambridge Analystics hatte das ansatzweise gegenüber eines vermeintlichen Kunden kundgetan, der sich schlussendlich als ein Reporter des Nachrichtensenders Channel 4 entpuppt hatte.

Sind soziale Netzwerke Gift für eine Demokratie?

Der Fall zeigt deutlich, dass die Macht, die soziale Netzwerke aufgrund des unbegrenzten Zugriffs auf Metadaten von Milliarden Menschen haben, zu groß und zu undurchsichtig geworden ist. Obwohl der aktuelle Cambridge-Analytica-Datenskandal scheinbar nur US-Amerikaner betrifft, ist das Problem der Massenmanipulation durch soziale Netzwerke auch hierzulande zu beobachten. Erst kürzlich konnten Journalisten von tagesschau.de und dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) aufdecken, dass es im Rahmen der Bundestagswahl 2017 gezielte Kampagnen von rechtsradikalen Aktivisten gegeben hat, um Debatten im Internet zu beeinflussen. Dabei sollen sie von sogenannten Social Bots unterstützt worden sein. Social Bots sind Programme, die Daten in sozialen Netzwerken analysieren und darauf mit angepassten Postings oder Tweets reagieren.

https://handy.de/magazin/whatsapp-facebook-datenaustausch-eu-recht/

So stecken beispielsweise nachweislich hinter Millionen von Twitter-Accounts keine echten Menschen, sondern programmierte Social Bots, die Meinung machen sollen. Die Manipulation in sozialen Netzwerken klappt, weil die Meinung größerer Gruppen mehr Aufmerksamkeit bekommt. Im Beispiel der Manipulation zur Bundestagswahl 2017 haben laut Angaben von ARD und WDR zeitweise tausende Twitter-Accounts während des TV-Duells zwischen Angela Merkel und Martin Schulz Hashtags gestreut und schafften es mit Begriffen wie #nichtmeinekanzlerin oder #reconquista in die Twitter-Trends. Wie stark die Manipulation stattfindet, zeigt außerdem der erschreckend ausgeklügelte Einsatz mehrere Hashtags. So wurde vermehrt der Begriff #kanzlerduell in Kombination mit #verraeterduell genutzt, um für „Politiker“ das Synonym „Verräter“ zu etablieren.

Was hat das mit dem Facebook-Datenskandal zu tun?

Dass es der Analysefirma Cambridge Analytica gelungen ist, über eine scheinbare Quiz-App Informationen von Millionen Facebook-Profilen illegal abzugreifen, zeigt, wie unsicher und teilweise gefährlich soziale Netzwerke für eine Demokratie sind. Zeitgleich ist Facebooks Rolle innerhalb des Datenskandals noch nicht ganz klar. Denn dass die Analyse-Firma Daten von Facebook besaß, geht auch aus Rechnungen und Korrespondenzen hervor, die ein ehemaliger Cambridge-Analystiva-Mitarbeiter namens Christopher Wylie Journalisten vorlegte und damit am Montag den größten Datenskandal für Facebook seit Gründung ins Rollen brachte.

Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC leitete übrigens nach Informationen der Washington Post eine offizielle Untersuchung gegen Facebook ein.