Entsperrmethoden fürs Smartphone im Überblick: So sicher sind sie

Dein Smartphone oder Tablet vor dem Zugriff Unbefugter zu sperren, gehört zu den Grundregeln des digitalen Alltags. Schließlich sind E-Mails, Chats, Fotos, Videos und Notizen viel zu persönlich, als dass sie in falsche Hände geraten sollten. Je nachdem, wie Dein Gerät ausgestattet ist, kannst Du aus bis zu einem halben Dutzend Schutzmechanismen wählen. Im Trend liegen sogenannte biometrische Entsperrmethoden fürs Smartphone. Damit sind Sensoren gemeint, die Deinen Fingerabdruck, Dein Gesicht oder dein Augenprofil scannen. Im Vergleich dazu wirken Zahlencode, Muster und Passwort gerade zu altbacken. Idealerweise ist eine Zugriffskontrolle sicher und gleichzeitig bequem genug für den Alltag. Wie schaut das in der Praxis aus? Wir erklären die Unterschiede sowie die Vor- und Nachteile der Entsperrmethoden fürs Smartphone.

Gesichtsentsperrung: Passage nur mit Visage

Jüngere Smartphones der Mittel- und Oberklasse ermöglichen Dir, das Display zu entsperren, indem sie dein Gesicht prüfen (Face Unlock). Dafür nimmt die Frontkamera ein Foto auf und gleicht es mit einem Referenzbild ab, das Du bei der Einrichtung dieser Funktion einmalig hinterlegst. Stimmen beide Aufnahmen überein, gewährt Dir Das Smartphone freien Blick auf den Startbildschirm.

Man unterscheidet zwischen einer Gesichtserkennung in 2D und 3D. Beim zweidimensionalen Scan sucht die Kamera-Software mittels Bildanalysealgorithmen nach einer ovalen Form, Hautstrukturen und geometrische Anordnungen wie etwa dem Abstand der Augen. Das verspricht ein bequemes Entsperren, weil zum Beispiel die Eingabe eines Passworts entfällt. Doch diese Zugriffskontrolle lässt sich technisch bedingt noch sehr leicht mit einem Foto austricksen. Deshalb räumen selbst große Hersteller wie Samsung und LG in ihren Bedienungsanleitungen und Einrichtungsassistenten ein, dass diese Methode zu unsicher ist, um als alleiniger Schutzmechanismus zu dienen.

[article_box articles=“6265″]

Ein dreidimensionaler Scan wie bei Apples Verfahren Face ID im iPhone X ist zwar erheblich schwerer zu überlisten. Schließlich erfasst ein 3D-Modell Tiefeninformationen, die sehr viel besser Deine individuellen Gesichtsmerkmale festhalten. Dennoch ist es schon mehrfach gelungen, Face ID zu täuschen.

Wie bequem dieser Vorgang ist, hängt von der jeweiligen Ausführung ab. Bei Apples iPhone X gelingt uns das Entsperren in der Regel sehr schnell und zuverlässig. Hingegen LG-Modelle wie das LG V30 strapazieren unsere Nerven, weil die Gesichtserkennung nur anspringt, wenn wir das Handy vorher mit einer bestimmten Armbewegung hochheben.

Pro

  • Gute Lösungen sind schnell, präzise und bequem
  • Verschmiert Handy-Display und Knöpfe nicht

Contra

  • Vor allem 2D-Scans sind relativ leicht auszutricksen
  • In bestimmten Varianten umständlich
  • Dauert länger oder funktioniert nicht bei wenig Licht
  • Setzt Vertrauen voraus, dass Handy-Hersteller biometrische Daten sicher speichern

Irisscan: Ein Augenblick für einen freien Blick

Seit dem Galaxy Note 8 hat Samsung den Irisscan populär gemacht und baut ihn seine Oberklassemodelle ein. Dieser Mechanismus registriert sehr viele feine Besonderheiten rund um die Pupille. Eine Kombination aus Frontkamera und Infrarotlichtsensor ist dafür zuständig. Damit kann das Smartphone Deine individuellen Augenmerkmale recht präzise erkennen – selbst bei wenig Licht. Das Tragen einer Brille, einer Sonnenbrille erst recht, erschwert oder verhindert dieses Verfahren jedoch. Mit einem simplen Foto lässt sich der Irisscan nicht übers Ohr hauen. Jemand müsste sich schon die Mühe machen, mittels einer präparierten Kontaktlinse Dein Augenprofil zu imitieren.

Galaxy Note 8 Iris-ScannerQuelle: handy.de
Der Irisscanner im Samsung Galaxy Note 8 prüft Die Merkmale Deiner Augen.

Pro

  • Wegen individueller Merkmale sehr sicher
  • Funktioniert mittels Infrarotsensor auch im Schummerlicht
  • Kein Fingergeschmiere auf dem Handy-Display

Contra

  • Dauert mitunter länger als andere Entsperrmethoden fürs Smartphone
  • Keine Option für Brillenträger
  • Setzt Vertrauen voraus, dass Handy-Hersteller biometrische Daten sicher speichern

Fingerabdruck: Getatsche mit der Patsche

Bei diesem Verfahren prüft ein Sensor im Home Button oder seltener unter dem Display den Abdruck deines Fingers. Stimmen Vorlage und aufgelegter Finger überein, gibt das Handy den Zugriff frei. Vorausgesetzt, Du hast zuvor ein Abbild der individuellen Strukturen Deiner Fingerkuppe hinterlegt. In der Regel ermöglicht Dir die Software mehrere Fingerprofile zu speichern, sodass Du das Gerät flexibel in vielen Lebenslagen entsperren kannst.

Wie schnell und präzise der Fingerabdruckscanner Dich erkennt, hängt vom Smartphone-Modell ab. Probleme bereiten insbesondere feuchte und klebrige Finger. Bei sehr guten Modellen geht die Prüfung rasant und zuverlässig vonstatten. Uns begeistert beispielsweise die Leistung bei Huawei- und Honor-Modellen. Daher halten wir dies für eine der praktischsten Entperrmethoden fürs Smartphone. Absolute Sicherheit bietet sie zwar nicht. Aber ein Täuschungsversuch setzt ungewöhnlich großen Aufwand voraus. Betrüger müssten Deinen Fingerabdruck kopieren, ihn auf eine Folie drucken und zusätzlich Dein Smartphone in die Hände kriegen.

In-Display-Fingerabdrucksensor des Oppo R17Quelle: Oppo
Meist befinden sich Fingerabdruckscanner in einem Knopf. Seltener sind sie unter dem Display platziert, wie hier beim Oppo R17.

Pro

  • Reagiert bei guten Modellen sehr schnell und bequem
  • Austricksen ist äußerst schwer
  • Fettspuren auf Home Button oder Display

Contra

  • Abhängig von der Anzahl der Finger zeitraubende Einrichtung
  • Setzt Vertrauen voraus, dass Handy-Hersteller biometrische Daten sicher speichern

Stimmerkennung: Ein Machtwort macht den Weg frei

Du möchtest auf Dein Smartphone zugreifen, hast aber keine Hand frei? Dann solltest Du die Stimmerkennung in Erwägung ziehen. Dafür nimmst Du eine Aktivierungsphrase mit dem Mikrofon deines Smartphones auf und hinterlegst diese im Speicher. Das Display wird entsperrt, wenn diese erklingt. LG bietet diese Methode beispielsweise beim LG V30 und LG G7 ThinQ an.

Der Hersteller rät Nutzern jedoch, die Stimmerkennung nur zu verwenden, wenn sie zusätzlich eine der herkömmlichen Entsperrmethoden für Smartphone einrichten. Also beispielsweise einen Zahlencode, ein Muster oder ein Passwort. Denn die Software kann ähnlich klingende Stimmen noch nicht genau genug unterscheiden. Einen komfortablen Mehrwert bietet die Stimmerkennung aber eben nur, wenn Du anschließend nicht zusätzlich die Hand rühren musst. Als Schutzmechanismus ist die Stimmerkennung in dieser Form daher noch nicht zu empfehlen.

Stimmerkennung als eine der Entsperrmethoden fürs SmartphoneQuelle: Metamorworks / Adobe Stock
Kein Finger- und Blickkontakt ist nötig, wenn Du dein Smartphone per Stimmerkennung entsperrst.

Pro

  • Schnell und bequem
  • Kein Hand- oder Blickkontakt nötig

Contra

  • Unsicher, weil ähnliche Stimmen Software täuschen können
  • Hintergrundgeräusche können Genauigkeit der Stimmerkennung verringern

PIN: Der Klassiker unter den Entsperrmethoden fürs Smartphone

Das Handy mit einer PIN (Persönliche Identifikationsnummer) aus meist vier Ziffern zu schützen, ist die Standardmethode. Langfinger schreckt das genug ab, sofern Du nicht eine leicht zu erratende Zahlenfolge gewählt hast.

Pro

  • Verlässliche Eingabe auch bei verschmierten Fingern oder schlechtem licht
  • Relativ hoher Schutz

Contra

  • Zahlenkombination muss eingeprägt werden
  • Verschmiertes Display

Muster: Bequem aber verräterisch

Eine der gängigsten Entsperrmethoden fürs Smartphone ist das Muster. Wie bei „Malen nach Zahlen“ verbinden Nutzer dabei mit Linien verschiedene Punkte und zeichnen so einen Buchstaben oder eine geometrische Figur nach. Neben der Form an sich ist auch die Reihenfolge entscheidend. Ein Muster können sich manche Nutzer leichter merken als eine PIN oder ein Passwort.

Allerdings ist ein Muster auch verräterisch. Ziehst Du das Muster vor Augenzeugen, können diese sich Form und Reihenfolge ebenfalls leicht einprägen. Außerdem entstehen dabei auf dem Display Schlieren, die sich nach häufiger Nutzung sehr leicht abheben und Hinweise auf das Muster geben. Handelt es sich nur einen Buchstaben, haben Langfinger leichtes Spiel.

Eine sicherere Variante vom Muster ist der Knock Code auf LG-Smartphones. Dafür verwendest Du nicht die die Fingerspitze, sondern nimmst Klopfzeichen mit dem Knöchel vor.

Pro

  • Bequem, wenn das Muster einfach gehalten ist
  • Relativ sicher, wenn das Muster komplex ist

Contra

  • Relativ unsicher, wenn das Muster einfach gehalten ist
  • Unbequem, wenn das Muster komplex ist
  • Fingerspuren auf dem Display geben Hinweise (außer beim Knock Code von LG)

Passwort: Im Idealfall unüberwindbar – aber unpraktisch

Eine längere Kombination aus kleinen und großen Buchstaben sowie Zahlen und Sonderzeichen stellt immer noch die größte Hürde für Langfinger da. Dass Du das Passwort nicht auf einen Zettel notieren solltest, der für andere leicht auffindbar ist, versteht sich von selbst. Doch je länger und komplexer das Passwort ist, desto schwieriger lässt es sich einprägen und eintippen. Schon wenn Du Dein Smartphone nur mehrere Male am Tag nutzt, ist das unpraktisch.

[article_box articles=“1306″]

Pro

  • Bei entsprechender Länge und Wahl sehr sicher

Contra

  • Passwort einprägen ist Pflicht
  • Bei sicherer Länge umständlich einzutippen
  • Dauert länger als andere Entsperrmethoden für Smartphones

Entsperrmethoden fürs Smartphone Pflichtaufgabe im digitalen Alltag

Egal, wie Du entscheidest – eine dieser Entsperrmethoden fürs Smartphone solltest Du auf jeden Fall nutzen. Damit erhöhst Du die Wahrscheinlichkeit, dass niemand Zugriff auf Deine persönlichen Daten erhält, selbst, wenn Dein Gerät gestohlen wird oder verloren geht. Wie Du Dein Gerät in solchen Fällen über eine Ortung wiederfinden kannst, erklären wir Dir fürs iPhone hier und für Android-Geräte hier.

[article_box style=“1″ articles=“569,1495″]