Blackberry KEY2 im Test: Mittelklasse zum High-End-Preis

Technische Ausstattung

Kommen wir zu den inneren Werten des neuen Tasten-Handys. Im Herzen des KEY2 verrichtet ein typischer Mittelklasse-SoC seine Arbeit auf acht Kernen. Der Snapdragon 660 von Qualcomm kommt beispielsweise bei Mittelklasse-Handys von Nokia und Xiaomi zum Einsatz. In 64-Bit Architektur designt, taktet der Prozessor mit maximal 2,2 GHz. Ihm zur Seite steht die Adreno 512 GPU und ein Arbeitsspeicher von 6 GB – eine Ausnahme im Mittelklasse-Segment.

Der Qualcomm-SoC ist ausreichend für alltägliche Tasks wie E-Mails schreiben, surfen, surfen im Browser oder in Social Media. Auch aufwendigere 3D-Games lassen sich auf dem Blackberry spielen. Hier wird jedoch deutlich, wie praktisch ein Full-Screen-Handy ist. Beispielsweise bei Super Mario Run muss mit dem Finger weit oben auf dem Display herumgetippt werden. Die Tastatur ist hier eher störend. In Sachen Performance liefert das Blackberry KEY2 hier aber mittelklasse-gerecht ab. Das zeigt auch der Benchmark-Test des Blackberry KEY2.

Die technischen Daten im Überblick

Blackberry KEY2
Display 4,5 Zoll, 3:2-Format, IPS
Auflösung 1.080 x 1.620 Pixel (FHD+)
Prozessor Qualcomm Snapdragon 660
RAM 6 GB
Speicher 64 GB / 128 GB, erweiterbar per Micro-SD-Karte um bis 256 GB
Kamera

Frontkamera

Dual-Kamera, 12 MP + 12 MP, f/1.8

8 MP

Akku 3.500 mAh, USB Typ-C
Software Android 8.1 Oreo
IP-Zertifizierung Nein
Entsperrmethoden Fingerabdruck-Scanner (Leertaste), Muster, Passwort, PIN
Maße & Gewicht 151,4 H x 71,8 B x 8,5 T mm – 166 g
Farben Schwarz, Silber
UVP Ab 649 Euro
Marktstart Juli 2018

Blackberry KEY2 im Benchmarktest

Im Benchmarktest von AnTuTu erreicht das Blackberry KEY2 126.010 Punkte. Damit setzt sich das Handy auf eine Stufe mit dem Nokia 7 Plus und überholt das solide Huawei P20 lite, das im Test 87.675 Punkte holen konnte. Auch im relevanten Benchmarktest von Geekbench zeigt sich das Blackberry KEY2 von einer guten Seite: Im Single-Core-Test stehen 1.625 Punkte und im Multi-Core-Bereich sahnt das KEY2 mit satten 5.852 Punkten ab.

Dafür wird das KEY2 wohl aber auch an seine Grenzen getrieben. Beim Benchmarktest und beim Zocken von Asphalt oder anderen aufwendigen Spielen ist eine Hitzeentwicklung auf der Rückseite spürbar. Auch Flaggschiffe wie das Honor 10 weisen bei großer Last gerne mal erhöhte Abwärme auf. Der Snapdragon 660 verrichtet seine Arbeit trotz alledem angemessen. Die 6 GB RAM zeigen sich besonders bei schnellem Multitasking – eine wichtige Eigenschaft für ein Business-Handy.

AnTuTu Geekbench
Blackberry KEY2 126.010  

Single-Core: 1.625

Multi-Core: 5.852

Motorola Moto Z3 Play 112.287  

Single-Core: 1.324

Multi-Core: 4.518

Huawei P20 lite 87.675  

Single-Core: 936

Multi-Core: 3.673

Motorola Moto G6 70.454  

Single-Core: 729

Multi-Core: 3.835

Samsung Galaxy A6 62.915  

Single-Core: 723

Multi-Core: 3.543

Telefonie und Internet

Im Telefon-Test hat das Blackberry KEY2 auf ganzer Linie geglänzt. Die Gesprächsqualität war beiderseits hervorragend, was nicht nur an guter Netzabdeckung liegt. Vielmehr wirkt die Stimme des Gesprächspartners schön komprimiert und sitzt punktuell direkt im Ohr. Rauschen wird ohne merkliche Geräusche herausgefiltert. An dieser Stelle macht auch der Lautsprecher eine gute Figur. Die maximale Lautstärke reicht allerdings nicht aus um ihn im Auto oder in lauterer Umgebung zum Freisprechen zu nutzen. Schade.

Das Blackberry KEY“ ist natürlich in Sachen WLAN auf dem aktuellsten Stand. So kommen alle wichtigen Standards zutragen, auch das schnelle IEEE 802.11ac-Band mit einer maximalen Übertragungsrate von 1.300 MBit/s. Im heimischen oder öffentlichen WLAN surft das Blackberry im 2,4 GHz- oder 5 GHz-Band.  Mobiles Internet funktioniert ebenso standardgemäß mit allen wichtigen Frequenzbändern für Europa, Asien und Co. Im LTE (4G)-Netz kommt das Blackberry KEY2 auf maximale Übertragungsraten von 50 MBit/s im Upload und 300 MBit/s im Download.

Software und Multimedia

Interessant wird das Blackberry KEY2 auch mit Blick auf das vorinstallierte Android 8.1 Oreo. Zunächst wirkt die Oberfläche aufgrund des komprimierten 3:2-Display überladen und etwas gequetscht. Es ist ungewöhnlich, dass die kapazitiven Button so dicht in der Mitte des Handys liegen. Nach einiger Zeit kann man die kürzeren „Touch-Wege“ aber auch als komfortabel empfinden. Als etwas überladen gilt die Oberfläche aber auch aufgrund der zahlreichen Tutorials und Einrichtungen, die vorgenommen werden wollen. Hierbei handelt es sich vorwiegend um

Blackberry-Anwendungen, die teils praktisch und teils unübersichtlich daherkommen. Gut gefallen hat beispielsweise der Blackberry Hub, der unangefochten einer der durchdachtesten Multi-Messenger auf dem Markt ist. Hier können Nutzer all ihre Nachrichten von Mail bis Twitter über Facebook Messenger und Co. gesammelt anzeigen. Aber auch Anrufe werden hier angezeigt. Das ist sehr praktisch. Die Einrichtung funktioniert ebenso schnell, lediglich alle Konten müssen hier eingegeben werden.

Schon immer und zum Glück hat Blackberry eine ganz große Sache aus Sicherheit gemacht. So definiert sich auch das neue KEY2 durch coole und nützliche Sicherheitsfeatures, wie dem Locker oder Privacy Shade. Letzteres Feature erlaubt das Abdunkeln spezieller Bildschirmbereiche, damit diese vor neugierigen Blicken in der Öffentlichkeit, etwa in der Bahn, geschützt sind. Der Locker ist praktisch ein virtueller Safe, in dem Bilder und Dateien abgelegt werden können, die sich nur per PIN oder Fingerabdruck aufrufen lassen. Schön ist auch, dass TCL dieses Feature weitergedacht hat: Bereits beim Erstellen von Fotos kann der Locker aktiviert werden und sichert die Bilder dann direkt geschützt im Blackberry-Safe. Daten innerhalb des Lockers können auch nicht von Drittanbieter-Apps gescannt werden oder in Clouds abgelegt werden. Sie sind für andere Programme schier unsichtbar. Ein tolles und wichtiges Feature für ein Business-Handy.

Auch ohne „Edge“: Ähnlichkeit mit Samsung

Ebenfalls toll aber etwas kompliziert in der Einrichtung sind die sogenannten Registerkarten, die an Samsungs erweitere Android-Oberfläche Experience UI erinnern. Denn am linken oder rechten Bildschirmrand kann beim Blackberry KEY2 mithilfe dieses Features eine kleine Leiste herausgewischt werden, die unterschiedliche Widgets darstellt und so einer erweiterten Benachrichtigungszentrale gleichkommt.

In Sachen Software und Features macht dem Blackberry KEY2 niemand etwas vor. Zunächst wirken die vielen Möglichkeiten viel zu überladen. Alle Features wollen sofort nach der Einrichtung entdeckt und genutzt werden. Das nervt. Mit der Zeit lernt man die ein oder andere Anwendung allerdings sehr zu schätzen. TCL schafft eine nahtlose Integration der spezifischen Blackberry-Anwendungen nicht zu hundert Prozent. Die Übergänge sind nicht immer fließend.

Die Tastatur

Weit aus dem Fenster gelehnt hat sich der Markeninhaber TCL bei der veränderten physischen Tastatur, die seit eh und je den Charakter von Blackberry-Smartphones formt. Zum einen hat TCL hier das Design verändert und mit einer neuen Taste mit Beeren-Logo Shortcuts eingeführt. Zum anderen ist die QWERTZ-Tastatur 20 Prozent größer als die Tastatur im Vorgänger. Dabei blieb das Display des Blackberry KEY2 mit 4,5 Zoll in der Größe unverändert. Die Tastatur verfügt über einen besseren Druckpunkt; insgesamt sind die Tasten flacher als beim Blackberry KEYone, was der Haptik auf jeden Fall zugute kommt. Dennoch ist es eine Umgewöhnung, mit dem Blackberry KEY2 Nachrichten zu verfassen. Tatsächlich muss man die gewünschten Tasten gar nicht so genau treffen, um den Buchstaben zu erwischen. Beim blind Drauflostippen fühlte es sich so an als habe man keine Taste so richtig getroffen, dennoch sind 95 Prozent der Worte korrekt gewesen. Auch das Feature Flicktype hat in unserem Test hervorragend funktioniert.

Flicktype nutzt die kapazitive Tastatur, indem durch schnelles Hochwischen auf den Tasten aus drei Wortvorschlägen ausgewählt werden kann. Flicktype ist reine Übungssache. Es kommt hier stark auf die Art und die Dauer des Wischens an. Wer den Dreh raus hat will die Funktion beim Blackberry KEY2 nicht mehr missen. Faszinierend ist, dass man heutzutage so sehr an das antippen von Bildschirmen gewöhnt ist, dass es beinahe anstrengend wird, Tasten mit Druckpunkt zu bedienen. Aber auch hier gelten beliebte Floskeln wie: „Geduld ist eine Tugend“ oder „Man gewöhnt sich an alles“. Besonders viel Spaß macht Scrollen und Wischen auf der Tastatur übrigens beim Surfen durch soziale Netzwerke oder im Internetbrowser. Hier lässt sich nicht nur vertikal hoch und herunter scrollen, sondern bei geeigneten Inhalten auch horizontal per Wisch nach links und rechts.

Die Shortcuts

Mit dem Blackberry KEY2 hat TCL eine neue Taste eingeführt, die wirklich praktisch. Das Wort „Shortcuts“ (Tastenkürzel) erhält mit dem mechanischen Keyboard eine seinen Ursprung zurück. Denn die neue Blackberry-Taste unten rechts lässt sich je zweimal mit den anderen Tasten kombinieren. Eine Aktion für längeres Drücken der Kombination und eine Aktion für kurzes Drücken der Kombi. Für die Einrichtung der gewünschten Shortcuts muss die Blackberry-Taste gedrückt werden. Daraufhin öffnet sich das Menü. So viele Möglichkeiten machen die Sache mit den Shortcuts allerdings auch schnell unübersichtlich. Wer sich an simple Kombinationen wie „Blackberry-Taste + K“ für Kamera oder „F“ wie Facebook hält, sollte aber auf jeden Fall von den Shortcuts profitieren.

Die Leertaste als Multitasking-Held

Eine Besonderheit stellt die längliche Leertaste auf dem Keyboard des KEY2 dar. Denn sie dient gleichzeitig schön versteckt als Fingerabdrucksensor. Der funktionierte im Praxistest leider nicht immer zuverlässig, geschweige denn schnell. Hier ist man mittlerweile an die Zuverlässigkeit der Sensoren in anderen Android-Handys oder in Apples iPhone gewöhnt. Die Leertaste verrichtet ihre Dienste aber auch an anderer Stelle. So steht sie innerhalb der Kamera-App als Auslöser bereit, was sich als sehr komfortabel erwiesen hat und sehr an ältere Fotoapparate erinnert, bei denen mit dem Zeigefinder oder Daumen ausgelöst werden musste. Die Leertaste muss zum Aufnehmen eines Fotos nur berührt werden. Ein Druck führt die Aktion aber auch aus. 

Die Lautsprecher

Bei den meisten Handy-Tests ist man bereits auf schlechten Sound gefasst, den so manch Smartphone-Lautsprecher von sich geben. Auch das Blackberry KEY2 zeigt sich hier nicht besonders innovativ und krächzt lediglich aus einem der beiden unter dem Gerät verbauten Speaker. Selbst für die morgendlichen Körperpflege-Routine im Bad taugt das KEY2 nicht als Radio-Ersatz. Dem Lieferumfang liegen dafür In-Ear-Kopfhörer bei, die sogar ganz komfortabel zu tragen sind und dank verbautem Mikro auch als Headset verwendet werden.

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Sensoren und Schnittstellen

Wie bereits erwähnt dient dem Blackberry KEY2 ein USB-Typ-C-Port zum Aufladen und zur Datenübertragung. Das Blackberry KEY2 ist zudem als Single- oder Dual-SIM-Version erhältlich. Der SIM-Schlitten fasst in beiden Fällen eine Micro-SD-Karte. Neben Bluetooth 4.2 und Miracast steht außerdem mit NFC eine weitere wichtige drahtlose Übertragungsmöglichkeit zur Verfügung. Mit GPS, Glonass, Galileo und Beidou sind außerdem alle gängigen Tracking-Schnittstellen an Bord.