EU will Apple und Co. zu einheitlichem Ladekabel verpflichten

Der Ladekabel-Salat soll zukünftig für Smartphones in der EU wieder übersichtlich werden. Mehrere große IT-Firmen haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, die USB-Typ-C als den verbindlichen Ladestandard festhält. Doch für die EU-Kommission ist das noch zu wenig. Sie gibt nun eine Studie in Auftrag, mit der geprüft werden soll, ob die Gerätehersteller zu einem einheitlichen Standard für Ladekabel verpflichtet sein sollten.

Update vom 08. August 2018

EU will Studie für einheitlichen Ladestandard in Auftrag geben

Aus guter Absicht könnte bald Verpflichtung werden. Nachdem Apple, Samsung und andere große IT-Firmen im Frühjahr ein „Momentum of Understanding“, also eine Absichtserklärung zu einem einheitlichen Ladestandard für Smartphones unterzeichnet haben, will die EU nun mehr. Der Status Quo ist laut der Wettbewerbsaufseherin Margarete Vestager nicht zufriedenstellend, wie sie gegenüber Reuters erwähnte. Aus ihrer Sicht reicht der freiwillige Einsatz nicht aus. Die EU-Kommission will aus diesem Grund nun eine Studie in Auftrag geben, die eine Verpflichtung für die Smartphone-Hersteller überprüft. Damit sollen Kosten und Nutzen „verschiedener anderer Optionen“ geprüft werden, berichtet areamobile.

Es bleibt also spannend, was das Ergebnis dieser Studie bringt. Während viele Smartphones mittlerweile über einen USB-Typ-C-Anschluss verfügen, sticht besonders Apple mit dem Lightning-Anschluss der iPhones und iPads heraus. Eine Verpflichtung könnte EU-weit dann womöglich endlich zu einheitlichen Ladekabeln führen und das Chaos hätte ein Ende. Wir halten Dich über den Ausgang der Studie auf dem Laufenden.

Originalmeldung vom 07. Juni 2018

Apple, Samsung und Co. unterzeichnen „Momentum of Unterstanding“

Eine Selbstverpflichtung dieser Art gab es bereits 2009, als die IT-Brachne Micro-USB als einheitliche Schnittstelle festlegte. Das resultiere bereits damals aus dem Bestreben der EU-Kommission, das Aufkommen von Kleinnetzteilen bzw. anderem Elektroschrott zu reduzieren oder gänzlich zu vermeiden. Diese Absichtserklärung war jedoch befristet, weswegen sie 2012 auslief – aus technischen Gründen. Micro-USB eignet sich nämlich nicht für Technologien wie Qualcomms Quick Charge. Dadurch werden starke Ströme geliefert, mit denen die Schnittstelle überfordert ist. USB-Typ-C macht das schnelle Laden jedoch mögloch. Mit Hilfe von USB Power Delivery (USB PD) können geeignete USB-C-Kabel bis zu 100 Watt übertragen.

Aus diesem Grund beinhaltet die neue Absichtserklärung, dass die Smartphones in der EU künftig mit einer gemeinsamen Ladeschnittstelle – USB Typ C – aufgeladen werden können. Unterzeichnet haben Apple, Google, Lenovo, LG, Motorola, Samsung und Sony das sogenannte „Memorandum of Understanding“ (MoU). Dieses sieht drei Kabeltypen vor, mit denen alle Smartphones mit einem Standardnetzteil aufladbar sind. Zulässig ist damit ein Kabel, das an beiden Enden einen USB-Typ-C-Stecker aufweist, sowie ein Kabel, das USB-Typ-C mit USB-Typ-A verbinden. Zudem ist auch ein Kabel möglich, dass an einem Ende mit USB-Typ-C ausgestattet ist, am anderen einen herstellerspezifischen Anschluss besitzt.

Apple USB Typ-C-auf-Lightning-KabelQuelle: Apple
USB-Typ-C auf Lightning: Apple verlangt für das separate Kabel zum Schnellladen 25 Euro

Damit entspricht beispielsweise auch ein USB Typ-C-auf-Lightning-Kabel den Kriterien der Absichtserklärung. Mit diesem Kabel lassen sich bereits die 2017 erschienenen iPhones wie das iPhone 8, iPhone 8 Plus und iPhone X schnell laden. Jedoch liegt dieses Kabel nicht beim Kauf eines dieser iPhone-Modelle bei, sonder nur ein schwächeres USB-A-auf-Lightning-Kabel. Gerüchten zufolge soll sich dieser Umstand jedoch mit den 2018er iPhones ändern. Es heißt, dass das Kabel für ein schnelles Aufladen künftig ab Werk beiliegen sollen.

Das Problem mit dem Netzteil

Ein weiteres Problem für die Elektroschrott-Vermeidung bringen jedoch die Netzteile mit sich. Im Sinne der EU sollten Netzteile nicht ab Werk den Smartphones beiliegen. So besorgen sich Vebraucher sofort die benötigten Ein- oder Mehrfachnetzteile separat. Daher wird in der Absichtserklärung bzw. MoU explizit zwischen Ladekabel und Netzteil unterschieden. Denn die Hersteller argumentieren damit, dass durch das Weglassen des Netzteils der Komfort der Kunden eingeschränkt und die Erwartungen nicht erfüllt werden. Zudem laufen die Hersteller damit Gefahr, einen Image-Schaden zu erleiden. Denn wenn ein Smartphone beim Ladevorgang feuer fängt, ist in erster Linie der Hersteller des Geräts und nicht des möglicherweise fehlerhaften Netzteils in der Schusslinie.

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